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Kapitel 4

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Wohin fuhr sie in der Bestrebung selbständig ihr Leben aufzubauen? Von der frühen Kindheit an lebte Dana in der Atmosphäre der tiefen Provinz. Dieses Gefühl war nicht nur den Einwohnern der Vorstadtvierteln der polnischen Hauptstadt eigen. Das ähnliche Gefühl hatten alle Einwohner der Osteuropäischen Länder, was durch das Existieren des Riesen nebenan, der seinen grandiosen Schatten auf sie warf, zu erklären war.

Die Rede geht von dem Russischen Imperium, das zu jener Zeit das einflussreichste Land im europäischen Kontinent war und seine Nachbarn nicht nur durch ihren geografischen Maßstab, sondern auch durch ihre Militärmacht beeindruckte. In Wirtschaftlicher Sicht war Russland genau so mächtig, und ihre Ureinwohner füllten die modernen Kurorte, teure Hotels und dienten für die Restaurantbesitzer, Geschäfte und Antiquarläden als Grund der Anbetung und Haupteinkommensquelle. Genau deswegen beherrschten die Einwohner, im besonderen die Großhändler von Warschau, der Hauptstadt des Polnischen Reiches, das damals als Autonomie zum Bestandteil Russlands gehörte, fließend die Russische Sprache – man darf doch seinen Kunden keine Schwierigkeiten machen! Das verbreitete sich auch auf Danas Familie, deshalb war Russisch, außer Polnisch und Jüdisch, für sie die zweite Muttersprache.

Dana hat von Kindheit an begriffen, „woher der Wind weht“, die eleganten russische Damen sehend, welche sich die Schaufenster der Luxusjuweliergeschäfte durch die Lorgnette anschauten. Daraus folgte, dass, wenn eine Frau erfolgen will, sie es nur in Russland erreichen kann.

Das zweite Motiv, mehr persönliches, war das helle Andenken an ihre Lieblingserzieherin Lady Rosalie, das in der Tiefe Danas Herzens zurückblieb. Diese Frau war für das Mädchen das Symbol der Eleganz und des Edelmuts. Andererseits, gehörte Lady Rosalie, wahrscheinlich, nicht zu den hervorragenden Frauen ihrer Epoche. Folglich, besitzen die meisten russischen Leute ihre Werte. So denken war sehr angenehm. Die junge Jüdin musste viel durch die hochmütigen Polinnen leiden und war sicher: in Polen hat sie dem Geburtsfakt entsprechend keine Schanze in den ersten Rollen zu sein. Aber Russland, mit ihrer Liberalität versprach vieles.

Der dritte und fast der allerwichtigste Motiv war das, dass Russland – ein großes und reiches Land ist, auf seinen Weiten gibt es nicht nur wo man sich ausbreiten kann, es ist auch einfacher sich zu verbergen, seine Vergangenheit hinter dem Erfundenen Namen zu verstecken.

Das Jahr 1866. Russland

Der Zug, der im Gebiet der Stadt Gusev fährt. Der Junker Woloshanski, seinen Schnurbart zupfend, lächelte und fühlte sich immer noch als Schoßkind des Schicksals. Die schlanke Handknöcheln überkreuzt, machte noch eine wichtigere Miene.

- Wie heißt denn die Lady?

- Fräulein, - korrigierte ihn die bezaubernde Begleiterin, die schwarzen Wimpern niederschlagend.

- Entschuldigt, Fräulein. - Und das Fräulein heißt Esther Feigenbaum.

- Oh, ich bin froh, - nickte der Junker, die Augen zusammengekniffen, für sich denkend: „ Hätte wetten können, dass ihre Mutter mit einem Juden gesündigt hat, Wenn sie nicht selbst den Judentum beichtete“.

Er warf mit Vergnügen und großen Hoffnungen einen Blick auf die schöne Figur, die den Gedanken von der Liebe auf den ersten Blick einflößte. Obwohl, für den Geschmack des Junkers das Fräulein etwas klein von Wuchs war, aber sie war wunderbar gebaut für eine Frau ihres Alters. Und sie war jung. Der Toilette entsprechend, gehörte sie zur höchsten Gesellschaft. Sie hatte ein elegantes, graues Reisekleid mit Blumengewinde aus Spitzen an den Ärmeln und am Kragen an und einen kleinen Hut mit einer Reiherfeder. Der Fuß im hohen Schnierschuh war anziehend klein, und die Geschliffenheit der langen Finger gab dem Aussehen echten Edelmut. Das Gesicht war rundlich, das wellige kastanienfarbige Stirnhaar fiel die hohe Stirn herunter. Ihr ganzes Aussehen atmete solche Ruhe und Friedlichkeit, dass es sehr seltsam war sich mit den wie im Fieber glänzenden Augen zu treffen; übrigens, das konnte durch die Aufregung im Weg erklärbar sein.

Eins rief einige Zweifel hervor: warum so eine junge Dame ohne Begleitung der Verwandten männlichen Geschlechts oder im schlimmsten Fall Begleiterin reist? Obwohl in heutigen Zeiten waren die Sitten nicht so streng, und der Junker hoffte, dass dieses glückliche Zusammentreffen der Umstände ihm nur zu Gunsten sein wird.

Laut fragte er:

- Und wollen sie nicht Champagner?

- Warum nicht, - erhob seine neue Bekannte wieder den reizenden glänzenden Blick von den Seiten ihres Buches. – Hätte nichts dagegen.

Der Junker stand auf und ging hinaus. Unterwegs hat er sich ein wenig aufgehalten, im Flur traf er die Gräfin Kuhn an, die bei ihm ganze fünfzehn Minuten genommen hat, sich über die neue Manieren der Jugend sich unhöflich zu den alten Traditionen zu verhalten beschwörend. Das Gespräch hätte sich für lange hinausziehen können, aber der Junker, dessen Ungeduld von der alten scharfsinniger Dame nicht verborgen werden konnte, bat um Entschuldigung, hingewiesen auf die Notwendigkeit neben seinem Vorgesetzten zu sein.

Also, zurückgekommen mit dem Kellner, der auf einem Tablett ein silbernes Eimerchen mit verschwitzten Champagner und eine Schale mit Austern und Limone(eine vollständige Garnitur für einen Verführer)trug, klopfte er an. Ein wenig abgewartet und begriffen, dass es keine Antwort geben wird, öffnete der Junker die Tür der Abteilung und fand es leer.

Er war nur eine Sekunde unschlüssig, vorgestellt, dass die Dame konnte auf eine Minute das Abteil verlassen haben. Dann sah er das leere Gepäckregal, und er, den Kellner von den Beinen geworfen, rannte zum Ausgang. Der Zug wollte sich gerade vom Bahnsteig irgendeiner großen Station – Junker erkannte - Gusev, in Bewegung setzen.

Auf die Warnungen des Schaffners nicht achtend, sprang Woloshanski auf den Bahnsteig und, und sich auf das Pfeifen der abfahrenden Lock nicht umdrehend, lief zum Bahnhofgebäude. Unterwegs rannte er fast den untersetzten, starken Schutzmann von den Beinen, der, imposant, in den Schnurbart pustend, auf dem Bahnsteig schritt.

- Mein Lieber, - rief Woloshanski erregt, - man hat mir den Koffer gestohlen! Eine Frau, meine Reisebegleiterin, sie musste hier ausgestiegen sein, auf dieser Station.

Vor sich die Epaulette des Junkers bemerkt, errötete der Schutzmann vor Eifer pfiff in die Pfeife. Auf den Bahnhofplatz hinaufgelaufen, sah der Junker den Bekannten Koffer. In dem Moment befand er sich in den Händen des Fuhrmanns, der ihn an seine Kutsche festband.

- Liebster! – rief er über den ganzen Platz, die Geschwindigkeit nicht reduzierend. – Liebster!

Der „Liebster“, auf ihn gar keine Acht gebend, machte sachlich seine Arbeit weiter.

- Liebster, - wiederholte der Junker, an der Kutsche stoppend und pustend. – Erlauben sie, das ist mein Koffer.

- Aber nein, Herr, - widersprach der Fuhrmann, Spiritusgeruch und Fassheringgeruch ausatmend. – nicht Ihr Koffer, sondern der Herrin.

Mit diesen Worten schob er den vor Zorn erröteten Junker zur Seite und ging watschelnd auf seinen Platz, dem Pferd auf die Seite klopfend.

- Wie das denn? – sagte der Junker außer Atem und versuchte den Koffer loszubinden, aber der Fuhrmann kam zurück und schob den Junker genauso höflich von seiner Kutsche weg.

- Geht nicht, Herr, gemein zu sein. Man kann auch in die Fresse… Ja – a. – der freche Fuhrmann kehrte dem Junker den Rücken zu.

Woloshanski, rot vor Zorn wollte schon den Fuhrmann verprügeln, aber da kam der Schutzmann, wie ein Dampfer und pfiff dem Fuhrmann ins Ohr.

- Stehen, Stramm! – brüllte er.

Der Fuhrmann wurde plötzlich nüchtern, machte sich stramm, soweit es der Schafspelz ermöglichte, und machte große Augen.

- Antworten, schnell, nichts Falsches sagen, - befahl der Schutzmann und wandte sich an den Junker?

- Ja, das ist mein Koffer, - antwortete Der Junker und schlug die Hacken zusammen.

- Ausgezeichnet. Wo has ihn her, antworte, - blitzte mit den Augen der Gesetzhüter.

Der Fuhrmann blinzelte mit den entzündeten Augen.

- Der Herrin ihr. Sie hat die Kutsche gemietet. Fragen Sie die Dame doch selbst. –erzeigte in Richtung Kutsche.

Im gemessenen Gang begab sich der Schutzmann zur Kutsche und schaute hinein. Dort, eingewickelt in ein Vorhang, saß eine kleine, bleiche Dame

- Was ist passiert? – erkundigte sie sich. – Hat mein Kutscher was angestellt? Dann entschuldigen Sie ihn doch.

Sie beugte sich zu dem Schutzmann nieder und lächelte ihm freundlich zu. Der wurde durch Unerwartung etwas verlegen, aber das Pflichtgefühl nahm Überhand.

-Lady, wahrscheinlich, geschah ein Fehler, aber Sie müssen ins Revier mitkommen.

Aber verzeihen Sie, ich verstehe nicht, warum muss ich gehen. Ich bin keine Verbrecherin, und wenn jemand etwas angestellt hat, dann weiß ich nichts davon, - sagte sie mit der gleichen zarten Stimme.

Der Schutzmann, den Schweiß von der Stirn gewischt, begann sich zu ärgern.

Lady, ich habe keinen Grund einem zukünftigen russischen Offizier nicht zu vertrauen. Und der Junker da behauptet, dass der Koffer, befestigter an der Kutsche, ihm gehört, - in der Stimme des Schutzmannes kämpfte die Höflichkeit mit dem Spott.

- Ja? – wunderte sich die Dame und, mit aufrechten Interesse aus dem Wagen rausgeschaut, sah sie in die Richtung, wo sich immer noch der Fuhrmann mit dem Junker stritten. – Seltsam… Und was hat er davon, solche Szenen zu veranstalten?

Sie lächelte wieder und, mit dem dünnen Finger drohend, sagte sie schlau: - Außer, dass dieser Herr auf so seltsame Art meine Aufmerksamkeit wecken will.

Sich noch näher an den Schutzmann gebeugt, ihn mit fesselndem Aroma des leichten Parfüm und frischen Atems umgebend, flüsterte sie:

- Dieser junge Mann, glaube ich, ist leicht verliebt in mich. Wir sind mit ihm im Zug gefahren und, wissen Sie, so viel Aufmerksamkeit hat mir noch niemand geschenkt.

Sie lachte und berührte den Schutzmann an der Schulter:

- Was für seltsame Militärmänner es in Russland doch gibt, stellt sich heraus, Sie sind bereit sogar die Polizei einzuschalten, um die Aufmerksamkeit einer Dame zu bekommen.

Der Schutzmann, der in Liebessachen dem Alter nach schon nicht auskannte, erboste sehr, seine erste Aufwallung war dem Junker für sein kindliches Benehmen die Leviten zu lesen. Aber der Diensteifer zwang ihn seine Pflicht zu tun und bis zum Ende diesen Vorfall zu klären.

- Herr Junker, - Erlauben Sie, - kommen Sie mal auf eine Minute.

Woloshanski, versuchend im Gesicht eine strenge Würde zu behalten, näherte sich.

- Die Dame behauptet, dass sie vom Diebstahl des Koffers nichts weiß. Äußere ich Ihre Worte richtig, Lady?

- Absolut richtig, - sagte die, immer noch lächelnd.

- Aber der Junker ist anderer Meinung. Sagen Sie, erkennen Sie diesen Koffer als Ihren?

- Ja, - antwortete der Junker kurz, mit seinem ganzen Aussehen zeigend, dass ihn diese ganze Prozedur schon ermüdet hat.

- Also, - resignierte der Schutzmann, - ich sehe keine andere Lösung, als den Koffer unter Zeugen zu öffnen und sich überzeugen, wem der Inhalt gehört, wenn die Dame nichts dagegen hat.

Die Dame, stark errötet, sagte vorwurfsvoll:

- Sie werden doch nicht behaupten, dass Ihnen, einem Mann, es angemessen in Sachen einer Dame hineinzuschauen, sei. Da können Dinge besonderer Art sein, welche keine ordentliche Lady einem Fremden zeigen wird.

- Es macht nichts, Lady. Eure Schamhaftigkeit ehrt Sie. Ich verspreche Ihnen, die Prüfung wird möglichst oberflächlich.

Mit so einer autoritären Meldung wollte niemand streiten, und der Koffer wurde geöffnet. Als das geschah kicherte der Junker selbstzufrieden, und die Dame ließ einen Enttäuschung – und Verzweiflungslaut raus.

- Oh, Gott! – schrie sie beim erblicken männlichen Hemden und Uniform. – Wie das denn! Wo sind denn meine Sachen? Wo ist meine Schatulle? Man hat mich bestohlen!!!

Der Schutzmann sah auf diese Szene mit Verirrung, die ganze Frauensippschaft verfluchend. Die Armen, die haben doch keinen Verstand!

- Ich sehe es so, Lady, aus dem ganzen folgt, dass dieser Koffer doch dem Junker gehört. Erkennen Sie Ihre Sachen Herr Woloshanski?

- Ja, das sind meine Sachen, - bestätigte unerschütterlich der Junker.

- Wie erklären sie diesen offensichtlichen Fakt? – setzte der Schutzmann seine Vernehmung fort.

Die Dame, immer noch die Hände verdrehend, schwieg einige Sekunden, dann ist es irgendwie eingefallen:

- Oh, und könnte es nicht so sein, dass wir gleiche Koffer hatten? Moment, Moment! Auf meinem an dieser Ecke ist ein Kratzer, der Gepäckträger hat ihn fallen lassen und gegen die Wand geschlagen. Oh ,lieber Gott! Hier ist kein Kratzer! Das heißt, es ist nicht mein Koffer. Junker, ich hoffe, Sie haben aus dem Wagen den Koffer, den ich da gelassen habe, mitgenommen? – schoss die Dame von der Verzweiflung in Hoffnung übergehend heraus, den jungen Mensch an den Ärmel fassend.

- N – nein, - murmelte der verzweifelt, versuchend sich zu erinnern, ob er im Abteil einen anderen Koffer sah. Sein Gedächtnis anstrengend, beschloss der Junker nicht ohne Bedenken, gesehen zu haben, und ihm wurde es unangenehm.

- Oh, wie das denn! – begann die Dame zu weinen. – Dort sind doch alle meine Sachen. Alle Geschenke. Die arme Sisi, sie wird den Verlust ihrer lieber Brosche nicht ertragen!

Da wurde es auch dem Schutzmann unangenehm.

- Lady, beruhigen Sie sich, - murmelte er, verlegen durch das Aussehen der Frauenverzweiflung und der armen ein Taschentuch reichend. – Mit Ihrem Koffer wird nichts passieren. Rufen Sie den Bahnhofleiter der Bestimmungsstation an, und alles regelt sich, man wird ihn finden.

- Meinen Sie? – blinzelte mit bezaubernd verklebten Wimpern die aufgeregte Dame

- Natürlich! Der Schutzmann drehte sich zum Junker um. – Und der Herr hilft ihnen bestimmt, nicht wahr? - Mit größtem Vergnügen! – antwortete der Junker, der äußerst konfus dadurch war, dass er es gewagt hat, an der Ehrlichkeit der wunderschönen Unbekannten zu zweifeln.

- Nein, nein, - widersprach die Dame. – Ich habe auch so schon viel Kummer gemacht. Ich wende mich an meinen Onkelchen, und ihm wird schon was einfallen.

- Na, dann ist der Fall gelöst, - verabschiedete sich schnell der Schutzmann, erfreut über die Möglichkeit, aus dieser unangenehmen Geschichte raus zukommen.

Weggehend, vergaß er nicht den Fuhrmann fürs Trinken und Missachtung der russischen Uniform zu bestrafen. Inzwischen machte Woloshanski Kratzfüße vor der Dame, sie um Verzeihung bittend und auf ein neues Wiedersehen bestehend. Die Unbekannte wies den Vorschlag ab, dafür hatte sie das volle Recht.

Der bestrafte Fuhrmann, unzufrieden brummend, kletterte auf den Bock.

- Wohin erlauben Sie zu fahren, Herrin? – erkundigter er sich ziemlich unhöflich.

- In eins der besten Hotels, - sagte die mit kalter Stimme. – Und schneller.

Hochstaplerin des Jahrhunderts

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