Читать книгу Ti amo - Trilogie - Virginia Cole - Страница 6

Im Visier

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Sie standen einander gegenüber, sahen sich an, schauten beschämt wieder weg und schwiegen. Es dauerte eine Weile, bis Olivia endlich zur Weiterführung des Gesprächs ansetzte.

"Vielen herzlichen Dank nochmal für Ihre Hilfe." Sie überlegte einen Augenblick, ob sie ihm abermals die Hand hinstrecken und sich langsam verabschieden sollte. Angesichts ihrer intimsten Gedanken und dem leichten Kribbeln, das sie an einer ganz bestimmten Stelle verspürte, wäre der Rückzug wohl mehr als angebracht gewesen, aber so sehr sie sich auch bemühte – sie konnte nicht widerstehen. Um sich nicht allzu sehr zu verraten, griff sie Marcos Worte von vorhin nochmal auf.

"Nun, da ich noch immer nichts getrunken habe,… Wie wäre es mit einem Drink an der Bar? Ich würde Sie zum Dank gerne einladen. Außerdem wäre ich heute gerne nochmal Schwimmen gegangen, aber ohne Flüssigkeit…?"

Sie war clever, wie Marco sich eingestehen musste. Beide lachten, aber im Verborgenen suchte ihr Retter noch immer nach der richtigen Antwort.

Ein Drink mit dieser hübschen Lady wäre mehr als verlockend. Sie wollte sich bedanken, er hätte eine nette Unterhaltung. Warum eigentlich nicht?

Genau, deshalb nicht. Er wollte niemanden verletzten, weder Olivia, noch sich selbst. Was, wenn sie ihm tatsächlich sympathisch war? Und wenn das auf Gegenseitigkeit beruhte? Nein, das konnte er nicht zulassen, so groß die Versuchung auch war.

"Tut mir leid, aber ich muss direkt weiter. Ich wollte noch einen Freund treffen, sicher wartet er schon auf mich. Aber ich bin öfter hier, vielleicht sehen wir uns nochmal? Sicher ergibt sich noch die Gelegenheit."

Beinahe enttäuscht senkte Olivia den Blick, ehe sie den hübschen Italiener wieder ansah, der ihr von Minute zu Minute besser zu gefallen schien.

Nicht leicht zu haben, der Kerl, dachte sie bei sich.

"Oh, schade. Kein Problem, ich bin noch 5 Tage lang hier, ehe ich wieder abreise. Ich würde mich freuen, wenn ich mich für Ihre Hilfe revanchieren könnte und ich hier jemanden hätte, mit dem ich mich unterhalten kann."

Oder sogar mehr als nur das…

"Gerne. Ich bin mir sicher, wir werden uns noch über den Weg laufen. Aber bevor ich gehe, müssen Sie mir noch etwas versprechen."

Olivia war gespannt. "Passen Sie auf sich auf."

Mit diesen Worten hob er den Arm und wartete darauf, dass Olivia seine Hand nahm und seinen Abschiedsgruß nicht falsch deutete. Er mochte sie wirklich, aber er durfte nicht zu weit gehen.

"Das werde ich. Danke. Vielleicht bis bald."

Olivia stand noch mehrere Minuten so da und sah zu, wie Marco den Strand entlang lief, ehe er einen kleinen Weg hinauflief und hinter einem der Ferienhäuser verschwand.

Hatte sie nur geträumt oder war das gerade wirklich passiert? Der Traum von vorhin war wie weggeblasen, stattdessen spukte ihr dieser nette Bursche im Kopf herum und ließ ihr keine Ruhe mehr. Er sah klasse aus, sprach ihre Sprache, hatte ihr geholfen und übte eine große Anziehungskraft auf sie aus.

Nachdem er sich ihrem Blickfeld entzogen hatte ging sie, wie geplant, an die Bar und bestelle sich eine große Limonade. Das süße Getränk würde ihr guttun, während sie ihre Gedanken wieder ordnen konnte.

Das kühle Nass rann ihr die Kehle herunter. Augenblicklich spürte sie eine Art Erleichterung. Sie atmete tief durch, ehe sie einen weiteren großen Schluck nahm und eine Weile auf einem Eiswürfel herum lutschte. Gedankenverloren saß sie mit dem Rücken zur Theke auf ihrem Barhocker und richtete den Blick auf das Meer zu genau der Stelle, an der sie ihm begegnet war.

Sie spielte mit dem Eiswürfel in ihrem Mund, als wäre er eine Zunge, die fordernd ihren Mund untersuchte. Sie schob ihn nach links, schob ihn nach rechts, ließ ihre Zunge ihn umkreisen und hatte nur noch ihn vor Augen. Erst, als der Eiswürfel zur Größe einer Erbse geschrumpft war und sie erneut dieses Kribbeln zwischen ihren Beinen spürte, kehrte sie in die Realität zurück und schalt sich, diese Gedanken abzustellen.

Marco war ein netter, junger Kerl gewesen, vielleicht in ihrem Alter, der ihr geholfen hatte, gut aussah und nett rüber kam.

Das war alles. Mehr nicht. Fertig.

Oder wie die Italiener sagten: Basta.

Außerdem machte es keinen Sinn, sich in einen Einheimischen zu verlieben. Sie wusste, wie das ausging. Sie war sowieso nicht für Affären zu haben und erst recht nicht für eine fernab der Heimat.

Aber verlockend war der Gedanke daran trotzdem…

Schluss jetzt. Nachdem sie ihr Glas geleert hatte lief sie auf direktem Wege auf das Wasser zu. Stück für Stück drang sie vor, bis sie ihre Arme weit von sich streckte und sich einfach fallen ließ. Sie schwamm ein paar Züge, hielt kurz inne, schaute sich um und schwamm weiter.

Dass sie ihrer neuen, männlichen Bekanntschaft keinen Gefallen damit tat, ihren Körper unter Wasser zu verstecken, ahnte sie nicht.

Was für eine Frau, dachte er, als er dort oben stand und auf das Meer – und auf Olivia hinunterblickte. Ihr Körper, ihr Blick, ihre Lippen… Ihre Haut machte den Anschein, als müsste sie zart wie Butter sein. Zu gerne würde er sie streicheln, sie massieren, sie überall küssen und berühren. Er wollte den Duft ihres Haares riechen, wollte schmecken, welches Getränk sie zuvor zu sich genommen hatte und wollte mit sämtlichen Körperteilen ganz in ihr versinken, während sie mit geschlossenen Lidern und geöffneten Lippen dalag und ihm die Oberhand überließ… Ach, Olivia…

Er hatte doch schon zahlreiche Touristinnen gesehen, immer war er standhaft geblieben. Warum machte ausgerechnet sie es ihm so schwer?

Er hatte keine Antwort darauf, aber er wusste, was er als nächstes zu tun hatte. Um das zu erkennen, hatte er seinen Blick nicht unbedingt auf Olivia richten müssen, denn die Beule in seiner kurzen Hose zeigte ihm mehr, als er wissen musste. Er würde keine Ruhe geben, ehe Marco nicht endlich zu ihr hin ging und sie um das Nachholen des gemeinsamen Besuchs an der Bar bat.

Er drehte sich bewusst um, um sie nicht ansehen zu müssen. Irgendwie musste er sich wieder beruhigen, ehe er ihr wieder unter die Augen treten konnte. Er hoffte nur, dass sein kleiner Freund ihn beim Wiedersehen nicht im Stich ließ, sondern dort blieb, wo er hingehörte und zwar in der Größe, die möglichst kein Aufsehen erregte.

Ohne sich noch einmal umzudrehen lief er schnellen Schrittes wieder nach unten, drückte seine Füße, die in leichten Flip-Flops steckten, tief in den Sand und ärgerte sich darüber, dass er nicht schneller vorwärts kam. Doch schließlich hatte er es geschafft.


Ti amo - Trilogie

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