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Haltern und die römische Flotte

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Die Versorgung und damit Stationierung der römischen Legionen in Germanien war ohne die Transport- und Kriegsschiffe auf Rhein, Weser, Lippe oder Lahn nicht vorstellbar.

Wie die Legionäre zu ihrem Proviant kamen zeigte das Römermuseum in Haltern in Zusammenhang mit der Sonderausstellung IMPERIUM. Zu diesem Zweck wurde – wie im vorherigen Kapitel beschrieben - extra das Wrack eines römischen Lastschiffes, das nahe dem römischen Militärlager Zwammerdam in der niederländischen Provinz Utrecht gefunden wurde, nach Haltern überführt.

Dieser Prahm repräsentiert nur einen von inzwischen mehreren ausgegrabenen römisch-germanischen Lastkähnen, die seit der Zeit der rechtsrheinischen römischen Aktivitäten - die beinahe zur Eingliederung des Gebietes zwischen Rhein und Elbe als römische Provinz geführt hätten - in römischen Diensten standen.

So plump die flachen Kähne auch wirken mögen, mit ihrer Länge zwischen 7 und mehr als 35 Metern waren sie in der Lage große Mengen an Versorgungsgütern bis in die entlegensten Winkel der besetzten Gebiete zu transportieren. Zwischen 15 und 50 Tonnen Ladung transportierten die Arbeitstiere der Flüsse meist aus den gallischen Gebieten zu den römischen Lagern, Kastellen und Niederlassungen. Denn die im rechtsrheinischen Germanien gelegenen Höfe produzierten kaum Überschüsse. Die Römer waren gar nicht in der Lage, ihre Legionen aus dem Land selbst zu versorgen.

Es waren aber nicht nur Lebensmittel wie Getreide, von dem eine Legion, wie sie unter dem Kommando von Varus vor rund 2000 Jahren in Haltern stationiert war, täglich rund 5 Tonnen benötigte, über die Flüsse herbeigeschafft wurden. Auch Baumaterialien oder Handelsgüter fanden auf den flachbodigen Prähmen ihren Weg zu den Legionen Roms im tiefsten Germanien. Und dass ein derart reger Warenverkehr auch militärisch abgesichert werden musste, versteht sich von selbst. Aber nicht nur zum Schutz der schweren Lastkähne, sondern natürlich auch zur militärischen Kontrolle des Landes unterhielt Rom eine Flotte von speziellen Flusskriegsschiffen, den Patrouillenbooten vom Typ der Wrackfunde bei Oberstimm nahe Ingolstadt. Als für das Ausstellungsprojekt angefertigter originalgetreuer experimenteller Nachbau war ein solches Schiff 2009 an den verschiedensten Orten der Bundesrepublik als Werbeträger für die Ausstellung IMPERIUM KONKLIKT MYTHOS zu sehen.

Schiffe wie die Victoria - so wurde der Nachbau getauft - hatten mit Sicherheit auch Haltern als Stützpunkt, wie die Überreste von Schiffshäusern, die bei archäologischen Untersuchungen gefunden wurden, belegen. Die Tatsache, dass Haltern ohnehin als zentrales Verwaltungszentrum für die geplante Eingliederung des rechtsrheinischen Germanien in das römische Reich fungierte und die Möglichkeit, die Lippe sogar noch mit größeren Kriegsschiffen wie den schweren Liburnen zu befahren, macht Haltern auch als einen zentralen Flottenstützpunkt sehr wahrscheinlich. Die Flottenbasen der „Classis Germanica“, die auf Rhein, Main, Lippe, Lahn, Weser oder Elbe operierte, und dabei auch die Feldzüge des Drusus unterstützte, waren aber die großen römischen Rheinstützpunkte Xanten und Mainz. Denn von hier aus konnte man zu Schiff über Lippe, Lahn und Main nicht nur direkt in das rechtsrheinische Germanien vorstoßen, sondern auch über die Nordsee auf die Weser Ems und Elbe vordringen. Ohne diese Möglichkeit übrigens hätte der römische Stützpunkt bei Hedemünden (Region Göttingen/Kassel) möglicher-weise ernsthafte Versorgungsprobleme bekommen.

Nach der Varusschlacht wurde Haltern als römischer Stützpunkt im rechtsrheinischen Germanien aufgegeben. Die Classis Germanica allerdings existierte in unterschiedlicher Organisationsform und Aufgabenstellung noch bis ins 5. Jahrhundert.

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