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Das Tongiaki

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Über viele Jahrhunderte hinweg segelten die Polynesier mit 10 – 20 Meter langen Doppelrumpfbooten, die aber im Einzelfall auch bis zu 30 oder 40 Meter Länge erreichen konnten, im Pazifik umher. Immerhin umfasste der „Siedlungsraum“ der besten Seefahrer der Geschichte rund 50 Millionen Quadratkilometer und die Strecken, die bei den Fahrten zurückgelegt wurden, erreichten bis zu 2000 Kilometer ohne Landkontakt.

Das Tongiaki, das polynesische Langreiserboot, wies eine Reihe erstaunlicher Eigenschaften auf. Durch die dreieckige, fächerförmig gespreizte Längsschiffbesegelung, die vom Bug, bis fast zum Heck reichte, konnte es hart am Wind gesegelt werden. Vier Strich gegen den Wind, das sind 45 Grad, erlaubte den Siedlern, nicht nur ein Ziel zu erreichen, sondern auch wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückzukehren.

Die Spindelförmigen, vorn und hinten leicht nach oben gezogenen Rümpfe mit herzförmigem Quer-schnitt gaben den Schiffen eine gute Richtungsstabilität. Die beiden Rümpfe trugen jeweils in der Mitte einen kastenförmigen Aufsatz, der zugleich als Wellenbrecher und als Basis für die die beiden Rümpfe verbindende Plattform bildeten. Bis zu 200 Personen bei kurzen Fahrten und etwa 50 bis 60 Personen sowie eine entsprechende Ladung Proviant für die langen Reisen konnten die Schiffe befördern.

Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von sieben bis acht Knoten, etwa 13 bis 15 Stundenkilometer (nach Messungen von James Cook) war nicht nur dem sehr effektiven Segel aus Palmblattmatten zu verdanken, sondern auch den glatten, schnittigen Rümpfen. Denn die Planken unterschiedlicher Form und Größe wurden so zusammengefügt, dass eine extrem glatte Außenhaut entstand und man sogar meist auf das Kalfatern, also das Abdichten der Nähte, verzichten konnte. Die Planken waren innen mit Wülsten und Ösen versehen, die aus dem Vollen herausgearbeitet wurden. Kokosfaserschnüre wurden im Gegenlauf durch die Bohrlöcher der parallelen Wülste geführt und die Plankenteile damit zusammengenäht. Zur Stabilisierung der Rümpfe wurden schließlich noch Spanten an die herausgearbeiteten Ösen gebunden.

Die polynesische Segeltechnik mit dem „pazifischen Lateiner“ war bereits um die Zeitenwende recht aus-gereift. Und so ist es kein Wunder, dass der Kurs des Bootes schon allein durch die Segelstellung bis zu einem gewissen Grad auslaviert werden konnte. Zur Unterstützung dienten zwei Steuerpaddel, die zwischen den Rümpfen eingesetzt wurden. Bei einem unverhofft auftretenden Sturm ließ sich das Segel, das als Mattensegel ja nicht gerefft – also verkleinert - werden konnte, absenken. Dadurch bot es dem Wind eine geringere Angriffsfläche und leistete trotzdem noch Vortrieb.

Der erste Europäer bekam die eindrucksvollen Fahrzeuge 1616 zu Gesicht. Als der britische Weltumsegler James Cook 1773 die Tongiaki untersuchte, aufzeichnete und beschrieb, da befand sich der Bootsbau auf dem Tonga-Archipel gerade im Umbruch. Man hatte dort begonnen, das noch seetüchtigere Boot der Viti-Inseln zu kopieren. Das ndrua (kalila in Tonga) mit Rümpfen unterschiedlicher Länge und höherem Mast ließ sich besser manövrieren, als das Tongiaki.

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