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Die römischen Lastkähne in Gallien und Germanien

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Flachbodige Lastkähne waren für die Römer so etwas wie die Maultiere der Flüsse, mit deren Hilfe vor allem in den landwirtschaftlich unterentwickelten rechts-rheinischen germanischen Gebieten die Versorgung der römischen Siedlungen, Lager und Stützpunkte mit Lebensmitteln und anderen wichtigen Gütern gesichert werden konnte.

Im Rahmen der Ausstellung IMPERIUM in Haltern im Jahre 2009 hat auch ein mit Zuckerlösung konservierter Originalfund aus Zwammerdam, einem römischen Legionslager in den heutigen Niederlanden, seinen Weg in das LWL- Römermuseum gefunden. Es handelt sich um das Schiff 3 eines Fundes von insgesamt 6 Lastkähnen unterschiedlicher Konstruktion und Größe aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert. Das Amsterdamer Institut für Vor- und Frühgeschichte hatte die Prähme mehr zufällig zum Ende der Ausgrabungen des römischen Hilfstruppenlagers Nigrum Pullum zwischen 1968 und 1971 gefunden. Eher unsystematisch gruben die Archäologen daraufhin bis 1974 weiter und bargen drei Einbäume, drei Prähme, ein Steuerruder und eine Reihe vereinzelter Planken. Von den drei Einbäumen war letztendlich nur das Schiff 3 ein echtes Transportschiff, die anderen beiden wurden als Fischerkähne identifiziert. Schiff 3 mit seinen rund 12 Metern Länge und etwa 1,40 Metern Breite war aus einem Eichenstamm gearbeitet an dessen Seiten Setzborde, also angesetzte Bordwände aus Weißtanne, sowie Ansätze und Erweiterungen am Bug mit Hilfe von knieförmigen Querhölzern angenagelt wurden. Faktisch ergab dies einen flachbodigen Prahm, der sich äußerlich nur durch seine geringere Größe von den anderen Funden unterschied. Tatsächlich dürften auch die Zwammerdam- Prähme 2, 4 und 6, die immerhin zwischen 20 und 34 Meter lang und etwa 3 bis 4,50 Meter breit sind, entwicklungsgeschichtlich auf einem Einbaum basieren. Denn die L- förmigen Kimmhölzer, also der Übergang vom aus mehreren Planken bestehenden Flachboden zu den Bordwänden waren aus einem halbierten Baumstamm gearbeitet worden. Konstruktiv gesehen war also der ursprüngliche Einbaum längs geteilt, in der Mitte durch die Bodenplanken verbreitert und an den Seiten durch die bekannten Setzborde erhöht worden.

Zahlreiche unterschiedliche Konstruktionen sind selbst bei so einfachen Wasserfahrzeugen möglich und auch tatsächlich angewendet worden. Da gab es die Möglichkeit, die Planken auf Stoß aneinanderzusetzen, oder – insbesondere im Bereich der Bordwand aber auch der Kimmhölzer - die Planken einander überlappen zu lassen. Zahlreiche Funde von Lastkähnen des ersten bis 5. vorchristlichen Jahrhunderts an Rhein, Main, Donau, in Holland oder Frankreich belegen die Vielfalt der Konstruktionsmöglichkeiten, die sich sowohl auf regionale Besonderheiten, als auch auf die Vermischung unterschiedlicher Bootsbautraditionen zurückführen lassen. Unterschiede gab es daher auch in der Verbindungstechnik der Planken, die wiederum andere konstruktive Besonderheiten wie Einsatz und Anordnung von Querhölzern, Spanten bzw. Halbspanten, Schalen- oder Gerüstbauweise und anderes mehr nach sich zogen.

Als Fundorte für Schiffe mit der Verbindung der Planken in mediterraner Nut- und Federtechnik seien hier Velsen, London, Oberstimm, Vechten oder Zwammer-dam genannt. Prähme mit aneinandergenähten Planken fand man beispielsweise bei Cervia, Comacchio, Ljubljana, Nin, Pomposa, Borgo, Caprile. Und Schiffe vom Typ Zwammerdam mit gedübelten und genagelten Planken wurden bei Valkenburg, De Meern, Xanten, Abbeville, Avenches, Bevaix, Druten, Kapel- Avezaath, Köln, Mainz, Pommeroeul oder Woerden ausgegraben.

Eine Besonderheit scheint auf den ersten Blick der bei einigen der oben aufgeführten, vor allem im gallo-romanischen Bereich ergrabenen Funde, vorhandene Mosaikboden zu sein. Hier wurden für den flachen Boden keine regelmäßig geschnittenen Planken mit geraden Kanten, sondern unregelmäßig geschnittene Hölzer verwendet. Die ursprüngliche Vermutung, solche puzzleartigen Plankenanordnungen könnten auf Materialknappheit zurückzuführen sein, war aber durch die teils erheblichen Ausmaße der „Mosaikplanken“ nicht aufrecht zu erhalten.

Der Aufbau einer Schiffshaut durch unregelmäßig geschnittene Planken lässt sich aber andererseits bis in die Zeit der ersten Plankenschiffe überhaupt zurückverfolgen. Bereits die Ägypter hatten im 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung „Mosaikschiffe“ gebaut. Die waren aber nicht genagelt, sondern genäht und Experimente haben ergeben, dass gerade genähte Planken durch ihre unregelmäßige, ineinandergreifende Form besonders gut gegen Verschieben und damit Leckagen gesichert sind. Inzwischen sind die Archäologen der Auffassung, dass der Mosaikboden bei den gallo-römischen Prähmen, die ja bereits genagelt und nicht mehr genäht waren, ein Relikt aus den Zeiten der genähten Plankenboote darstellt, die im nordwesteuropäischen Raum in jener Zeit noch gar nicht lange zurück lagen.

Die Bautradition der „Flusslastesel“ der römischen Eisenzeit reichte übrigens bis weit in das Mittelalter hinein, wie unter anderem der Krefelder Fund eines karolingischen Lastkahns zeigt.

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