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"Ich komme einfach nicht über die Subway-Karten nach Wall-Street hinweg", meinte Bount, nachdem er sich umgezogen und frisch gemacht hatte.

Wieder und wieder war er zusammen mit June die Liste von Tierneys Klienten durchgegangen, aber keiner von denen hatte etwas mit Wall Street zu tun. Weder Börsenmakler noch Geschäftsleute waren darunter.

Die Leute, für die Tierney gearbeitet hatte, waren von kleinerem Kaliber. Ein jiddischer Gemüsehändler zum Beispiel, dessen Laden wiederholt von einer Jugendgang heimgesucht worden war. Oder eine Frau, deren 15jährige Tochter mit dem Haushaltsgeld ihrer Mutter durchgebrannt war, um in Kalifornien als Fotomodell das große Los zu ziehen.

"Lafitte", murmelte June. "Der Name kommt mir bekannt vor. Ich meine, im Zusammenhang mit Wall Street..."

Bount hob die Augenbrauen und warf dann einen Blick auf die Liste.

"Jennifer Lafitte? Sie hat Tierney beauftragt, ihren Mann zu beschatten, der offenbar auf irgendwelche Abwege gekommen war..."

"Nein, keine Frau. Ein Mann. Warte! Greg Lafitte heißt er und er kommentiert auf irgendeinem Kabelsender die Börsenentwicklung. Jede Woche freitags. Chartanalyse nennt sich das."

Bount pfiff durch die Zähne.

"Du kennst dich ja richtig aus!"

"Was dachtest du denn!"

"Siehst du dir diese Sendung regelmäßig an?"

"Immer, wenn ich Gelegenheit habe." Sie zuckte die Schultern. "Weißt du, ich habe nämlich ein paar Dollar in einen Aktienfond investiert und möchte natürlich ganz gerne darüber auf dem Laufenden bleiben, was aus meinem Geld wird."

Bount grinste. "Sieh an."

"Tja, da staunst du, was?"

"Und? Ich hoffe, es hat sich für dich gelohnt!"

"Ich kann nicht klagen", lächelte June.

"Wie wär's, wenn du mal versuchst die Adresse der Lafittes herauszufinden. Angenommen Tierney hat Lafitte beschattet, weil seine Frau glaubte, er hätte etwas mit einer anderen..."

"...und ist dabei auf etwas Größeres gestoßen?"

"Wäre doch möglich, oder?"

"Es ist ein Strohhalm, Bount. Ich hoffe, du bedenkst das!"

"Ja, aber was bleibt uns anderes? Clint Leonard hätte vielleicht interessante Dinge zu erzählen, wenn er noch leben würde. Aber er ist tot und kann uns nicht mehr zu seinen Hintermännern führen!"

June stemmte ihre schlanken Arme in die geschwungen Hüften. "Und was ist mit Tierneys Witwe? Kannst du es noch einmal bei ihr versuchen?"

Bount schüttelte den Kopf.

"Sie hat Angst und ich kann sie irgendwie auch gut verstehen. Schließlich hat sie einen kleinen Jungen."

"Sie könnte Polizeischutz anfordern, Bount!"

"Du weißt doch, wie das ist, June! Man wird ihr und dem kleinen Michael kaum eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung bewilligen, die ausreicht, um sie wirklich zu schützen."

"Und wenn du noch mal mit Toby sprichst? Vielleicht kann er etwas machen!"

"Sie wird ihm gegenüber nie zugeben, dass sie überhaupt bedroht wird. Und dann kann er so gut wie nichts tun!"

Wenig später ging das Telefon in Reinigers Agentur. Es war niemand anderes als Toby Rogers. "Wenn man vom Teufel spricht." murmelte Bount. "Wenn du extra hier anrufst, gibt es wohl eine neue Spur, oder irre ich mich, Toby?"

"Erraten!", dröhnte der Captain.

"Na, dann raus damit!"

"Ein Pizza-Bäcker in der Gegend hat einen Mann beobachtet, der offensichtlich verletzt war. Am Bein. Als er ihm helfen wollte, hat der Kerl ihn mit einer Pistole bedroht und ist davongehumpelt. Das könnte unser Mann sein, denn Leonard war ja bekanntlich ziemlich schnell mit der Waffe zur Hand. Er könnte sich gewehrt und seinem Mörder noch eins verpasst haben, bevor es ihn selbst erwischte!"

Bount pfiff durch die Zähne. Das war vielleicht ein Ansatzpunkt.

"Kann der Pizza-Bäcker den Kerl identifizieren?"

"Leider nein. Es war dunkel und außerdem trug der Mann eine Schirmmütze. Aber meine Leute klappern jetzt alle Krankenhäuser und Arztpraxen ab, an die sich der Mann vielleicht gewandt haben könnte."

"Na, da wünsche ich ihnen viel Spaß bei dieser Sisyphus-Arbeit!"

"Wenn ich den Jungs diese Wünsche wirklich ausrichte, wirst du dich fürs erste nicht mehr bei uns sehen lassen können, Bount!", meinte Captain Rogers.

"Da ist noch etwas, Toby."

"Und was?"

"Tierneys Witwe. Es wäre nicht schlecht, wenn sie Polizeischutz bekäme."

Rogers atmete so schwer, dass Bount den Hörer etwas vom Ohr nahm. "Bount, du weißt wie das ist..."

Bount konnte sich denken, was jetzt kam. Das alte Lied vom Personalmangel und ein paar anderen Widrigkeiten, gegen die nichts zu machen war. Einen Augenblick lang hörte Bount sich die Litanei an, dann unterbrach er seinen Freund mitten im Satz.

"Sie ist unter Druck, Toby!"

"Weißt du, was meine Vorgesetzten mit mir machen, wenn das herauskommt? Ich habe ja auch noch einmal versucht, mit der Frau zu sprechen, nachdem Browne sich schon die Zähne ausgebissen hatte. Sie weiß nichts oder will nichts wissen. Und das heißt, dass ich nichts machen kann!"

"Dann lass sie beschatten", schlug Bount vor und setzte dann ironisch hinzu: "Schließlich wissen wir ja nicht, ob sie nicht Leonards Auftraggeber war."

Aber das ging Rogers zu weit. "Du willst mich wohl auf den Arm nehmen!" Er seufzte. "Eine Streife alle zwei Stunden. Das ist alles, was ich machen kann!"

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