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Es war eine Straße der Ruinen. Verlassene Häuser, die zum Abriss freigegeben worden waren, um ein paar Bürotürmen Platz zu machen. Zwei Gebäude hatte es schon erwischt. Von ihnen war nur ein riesiger Schutthaufen geblieben, der noch abgetragen werden musste. Die anderen würden noch folgen und auf einem großen Plakat konnte man sehen, wie sich die Immobiliengesellschaft, der die Grundstücke hier gehörten, das Endergebnis vorstellte.

Bount stellte den 500 SL am Straßenrand ab und blickte auf die Uhr. Der Mann, mit dem er sich treffen wollte, musste jeden Moment eintreffen. Vielleicht wartete er auch schon auf Bount.

Der Detektiv stieg aus und schlug die Wagentür hinter sich zu. Die Dämmerung hatte sich schon grau über die Stadt gelegt. Um diese Zeit war hier keine Menschenseele. Und genau deshalb hatte sein Informant diesen Ort als Treffpunkt vorgeschlagen.

Während Bount sich eine Zigarette anzündete und den Rauch ausstieß, sah er eine streunende Katze von einem Gebäude zum anderen huschen.

Dann hörte Reiniger ein Geräusch und drehte sich herum. Aus einem der baufälligen Häuser trat hochgewachsener, breitschultriger Kerl, der Bount noch um einiges überragte.

Er hieß Tyner.

Seine Haut war so schwarz wie Ebenholz und die Zähne, die er beim Lächeln entblößte, so regelmäßig und weiß, dass es sich eigentlich nur um ein Gebiss handeln konnte. Die Originale hatte man ihm wohl bei irgendeiner Gelegenheit herausgeschlagen. Er war nämlich Leibwächter, Rausschmeißer und Gorilla und hatte schon für verschiedene Unterweltgrößen die Knochen hingehalten. Im Augenblick war er arbeitslos. Seinen letzten Boß, einen puertoricanischen Schutzgelderpresser, hatte die Konkurrenz vor kurzem erschossen.

Tyner kam auf Bount zu und reichte ihm die Hand.

Bount hatte Monate gebraucht, um einen wie ihn als Informanten zu gewinnen. Aber schließlich hatte es geklappt, was damit zusammenhing, dass der Kerl nicht mit Geld umgehen konnte und deshalb immer dringend etwas brauchte.

"Machen wir es kurz, Reiniger", meinte der Schwarze. "Was wollen Sie wissen?"

"Wenn jemand einen Killer braucht, zu wem geht man da im Moment?"

Tyner sah Bount erstaunt an. Dann sagte er: "Sie suchen einen Makler des Todes? Einen, der so etwas vermittelt? Davon gibt es Dutzende." Er grinste. "Ich dachte immer, Sie arbeiten nur mit sauberen Mitteln! Wen wollen Sie denn umbringen?"

Bount verzog das Gesicht. "Ich? Niemanden. Aber ich bin in folgender Lage: Ich habe einen Killer, der aber seinerseits umgelegt wurde und nicht mehr verraten kann, wer ihn beauftragt hat."

Tyner begriff jetzt. "Und Sie wollen den Auftraggeber wissen?"

"Ja. Oder den Vermittler. Ich gehe davon aus, dass es einen gibt. Jedenfalls ist es sehr wahrscheinlich, weil die Auftraggeber vermutlich Leute sind, die ansonsten eine völlig weiße Weste haben... Keine Mafiosi oder Drogenbarone, die sich ihre eigenen Laufburschen halten, sondern Saubermänner, die plötzlich in Bedrängnis geraten sind und einen Todesengel brauchten..."

Tyner nickte.

"Außenseiter also, die sich in der Szene nicht auskennen, aber trotzdem jemanden brauchen, der ihnen auf die Schnelle einen unliebsamen Zeitgenossen aus dem Weg räumt!"

"So ist es", bestätigte Bount. "Der Killer heißt Clint Leonard und ich möchte wissen, wer ihm die Aufträge vermittelte. Vielleicht komme ich so an seine Hintermänner."

"Ich werde mich umhören", sagte Tyner. "Aber versprechen kann ich nichts. Verstehen Sie mich? Und teuer wird es auch! Ich kenne ein paar Leute, die in Frage kämen..."

"Ich brauche diese Information so schnell wie möglich." Bount gab ihm einen Umschlag. Tyner schaute hinein und nickte zufrieden.

"War dieser Leonard schon lange im Geschäft?", fragte er.

"Nein, vermutlich erst seit kurzem."

"Hm...", brummte Tyner. "Ich rufe Sie an, Reiniger!"

"Tun Sie das!"

"Aber Sie müssen mir noch etwas drauflegen. Diese Brüder kennen kein Pardon. Ich gehe ein großes Risiko ein!"

Bount nickte. Das hatte er erwartet. "Sie bekommen noch einmal dasselbe, wenn Sie mir etwas Brauchbares vorweisen können!"

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