Читать книгу Vier Mordfälle für den Schnüffler: N.Y.D. New York Detectives Sammelband 4 Krimis - A. F. Morland - Страница 23

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Bount Reiniger ging nicht sanft mit dem Burschen um. Er riss ihn von der Tür weg und warf ihn gegen die Wand. Matt Cameron ließ alles mit sich geschehen. Er hatte einmal in seinem Leben eine Kugel abbekommen und das hatte so höllisch wehgetan, dass er auf eine zweite Kugel gern verzichten konnte. Bount tastete den Kerl mit geübten Händen nach Waffen ab. Er fand ein Klappmesser und eine Stahlrute. Kein Schießeisen.

Bount Reiniger krallte seine Finger in den Hemdkragen des Typs und blaffte: „Mitkommen!“

Cameron bewegte sich.

„Setz dich!“, befahl ihm Bount. Er gab ihm einen Stoß. Matt Cameron landete mit teigigem Gesicht neben seinem Lockvogel. Martha hatte aufgehört zu weinen. Sie hatte eingesehen, dass sie Bount damit nicht beeindrucken konnte. Bount Reiniger hielt die beiden mit seiner Waffe in Schach. „Ein sauberes Pärchen seid ihr, das muss ich schon sagen!“, knurrte er ungehalten. „Ihr habt wohl die Absicht, so berühmt wie Bonnie und Clyde zu werden, was?“

Martha richtete sich mit kummervoller Miene auf. „Bist du ein Bulle, Bount? Ist Bount überhaupt dein richtiger Name?“

„Bount Reiniger“, antwortete Bount Reiniger.

Matt Cameron schlug das Kreuz, als wäre ihm der Teufel begegnet. „Heiliger Bimbam, diesmal haben wir uns verdammt tief in die Nesseln gesetzt, Martha. Weißt du, wer das ist? Bount Reiniger!“ Plötzlich war Martha kein Engel mehr. Es war hässlich, wie sie sich demaskierte. Sie verzerrte wütend ihr schönes Gesicht und fauchte: „Verdammt noch mal, machst du mich dafür jetzt etwa zum Sündenbock? Wie konnte ich denn wissen, wer er ist! Er trägt kein Namensschild um den Hals.“

Die beiden fingen zu streiten an. Sie hackten schonungslos aufeinander herum, verwünschten sich gegenseitig und warfen sich die niederträchtigsten Beleidigungen an den Kopf.

Bount ging dazwischen. „Schluss jetzt!“, schrie er das Pärchen an.

„Verfluchte Scheiße!“, musste Martha Jagger noch unbedingt loswerden.

Bount grinste sie eiskalt an. „Das war jetzt aber nicht gerade ladylike.“ „Was glaubst du, wie mir das schnuppe ist!“, erwiderte das Mädchen zornig. „Es kratzt mich einen Dreck, ob dir gefällt, wie ich rede, oder nicht.“

„Okay. Ich kenne deinen Standpunkt jetzt“, sagte Bount scharf. „Von nun an hältst du die Klappe und redest nur noch, wenn du gefragt wirst, ist das klar?“

Martha reagierte auf Bounts scharfen Ton so, wie er es erwartet hatte. Sie verstand keine andere Sprache als diese. Wenn man sie geistig in die Knie zwingen wollte, musste man sie so derb anfassen, wie sie es von Kindheit an gewöhnt war. Es funkelte böse in ihren Augen. Ihr Blut kochte vor Wut, aber sie hielt den Mund.

Bount fragte schneidend: „Wieso arbeitet ihr nicht mehr in Mortimer Fraynes Gebiet?“

Matt Cameron starrte Bount entgeistert an. Er schien sich zu fragen, woher Bount Reiniger das wusste. Seine Zunge glitt rasch über die Lippen. Er fing an, an seiner Unterlippe zu nagen. Achselzuckend meinte er: „Das Gebiet war abgegrast. Es war da für uns nichts mehr zu holen. Wir waren gezwungen, ein Stück weiterzuziehen.“

Bount nickte. „Wie eine Hammelherde. Die bleibt auch nicht immer auf derselben Weide. Deine Antwort würde mir gefallen, wenn ihr nicht gerade zu dem Zeitpunkt euren Aktionskreis gewechselt hättet, wo in Fraynes Gebiet ein Mord verübt worden war.“

Cameron zuckte erschrocken zusammen. „Großer Gott, Reiniger, Sie glauben doch nicht etwa... Sind Sie deshalb hinter uns her? Denken Sie, wir könnten etwas mit diesem Mord zu tun haben?“

„Habt ihr nicht?“, fragte Bount frostig. „Um Himmels willen, nein!“ „Warum seid ihr dann ausgewandert?“

„Das sagte ich doch schon. Außerdem war das dort kein Arbeiten mehr. An jeder Ecke standen Bullen. Wir fühlten uns nicht mehr sicher, deshalb setzten wir uns ab. Hier am Tompkins Square konnten wir unsere Nummer wieder in aller Ruhe laufen lassen.“

Bount machte den beiden mit eindringlichen Worten klar, dass er es sich in den Kopf gesetzt hatte, Dave Boogers Mörder zu fassen. Matt Cameron legte beteuernd die Hände auf seine Brust und schwor bei allem, was ihm heilig war, dass er mit Booger nichts zu tun gehabt hatte, aber aus seinem Wortschwall klang ganz vage durch, dass das Pärchen zunächst die Absicht gehabt hatte, diesen Mann um das Geld, das er bei sich hatte, zu erleichtern. Booger war Martha in der „Arche Noah“ aufgefallen.

Er war allein gewesen und hatte dem Whisky tüchtig zugesprochen. Sie hatte einen Haufen Bucks bei ihm gesehen und sich sofort mit Matt in Verbindung gesetzt um ihn auf Dave Booger aufmerksam zu machen; das kitzelte Bount Reiniger aus den beiden so nach und nach heraus.

Sie versuchten, einmal im Leben ehrlich zu bleiben und sich an die Wahrheit zu halten, denn es war besser, wegen versuchten Raubes als wegen Mordes vor Gericht zu kommen.

„Wir waren uns einig“, gab Matt Cameron kleinlaut zu. „Booger sollte unser Kunde werden. Martha wollte sich an ihn heranmachen. Wir waren sicher, dass wir es mit ihm einfach haben würden, aber die Sache entwickelte sich dann doch nicht so, wie wir uns das vorstellten.“

„Weshalb nicht?“, fragte Bount.

Martha zog verächtlich die Mundwinkel nach unten. „Ich wollte ihm noch zwei Drinks Zeit lassen, um hinterher leichteres Spiel mit ihm zu haben. Heute weiß ich, dass das ein Fehler gewesen war. Ich hätte mich sofort zu ihm setzen sollen, dann würde er jetzt noch leben. Er hätte zwar all sein Moos an uns verloren, aber er würde noch nicht im Leichenhaus liegen.“

„Hat sich jemand anders zu ihm gesetzt?“, fragte Bount interessiert.

Martha nickte. „Ja.“

„Wer?“

„Eine nicht besonders attraktive Puppe.“

Bount ließ Martha das Mädchen beschreiben. Harry Prentiss, der Nachtportier der billigen Absteige, hatte die Unbekannte ähnlich skizziert.

Martha sagte geringschätzig:

„Wenn Booger nicht so schwer besoffen gewesen wäre, hätte die Ziege keine Chance bei ihm gehabt. Sie redete wie ein Wasserfall auf ihn ein...“

„Konntest du hören, worüber sie mit ihm sprach?“, fiel Bount dem Mädchen ins Wort.

„Nein. Ich saß zwar am Nebentisch, aber die Blonde hat bloß geflüstert. Da war beim besten Willen nichts zu verstehen. Sie wurde sich schnell mit Booger einig und schleppte ihn ab. An diesem Abend gingen Matt und ich leer aus. Wir fanden keinen anderen Typ, bei dem es sich gelohnt hätte, die Show abzuziehen.“

Die Zeitungen hatten also nicht Recht. Dave Booger war nicht das Opfer eines Lockvogelpärchens geworden. Jene wenig attraktive Blondine schien den Mord allein begangen zu haben. Bount verlangte von Martha Jagger und Matt Cameron eine genauere Beschreibung des Mädchens und dabei kam es zu einer bemerkenswerten Feststellung.

Martha sagte: „Mir kam vor, als müsse die Puppe sich mindestens einmal täglich rasieren. Sie trug eine dicke Puderschicht auf ihren Wagen, aber darunter schimmerte es ziemlich dunkel hervor. Ich erinnere mich, dass ich gedacht habe: Wahrscheinlich hat sie zu viele männliche Hormone. Als sie Booger dann abschleppte, fiel mir auf, dass sie für ein Mädchen eigentlich ein verdammt breites Kreuz hatte. Und Waden hatte die. Richtige harte Knoten waren das.“

Bount horchte verblüfft auf.

Das war eine Wendung, mit der er nicht gerechnet hatte.

„Dann war das Mädchen vielleicht gar keines“, sagte er hastig.

„Die Möglichkeit ist nicht auszuschließen.“

„Die Blonde war ein Mann!“, sagte Bount mit sichelschmalen Augen. Er spann den Faden weiter: Booger saß allein in der „Arche Noah“. Er bekämpfte das Gefühl der Einsamkeit mit etlichen Whiskys und als er ziemlich blau war, gesellte sich ein als Mädchen verkleideter Mann zu ihm. Der Bursche überredete ihn, mit ihm ins Hotel zu gehen und da passierte dann der raffiniert eingefädelte Mord.

So weit so gut.

Aber warum um alles in der Welt war der Mord verübt worden?

Vier Mordfälle für den Schnüffler: N.Y.D. New York Detectives Sammelband 4 Krimis

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