Читать книгу Vier Mordfälle für den Schnüffler: N.Y.D. New York Detectives Sammelband 4 Krimis - A. F. Morland - Страница 25

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Plötzlich wuchsen drei Gestalten aus dem Boden.

„Das ist er“, sagte Mortimer Frayne mit einem breiten hasserfüllten Grinsen. „Das ist ,Bount.“ Der Mulatte wies mit seiner beringten Hand auf die beiden Kolosse, die ihn flankierten. Er sah zwischen ihnen klein und unbedeutend aus. Die Muskelmänner überragten selbst Bount, der keineswegs zur kleinen Kategorie gehört, um einen Kopf. Frayne sagte: „Wie du siehst, habe ich deinen Rat beherzigt, Bount. Ich hab mir zwei neue, stärkere und größere Gorillas zugelegt. Glaubst du, dass du die beiden auch so leicht schaffen kannst wie ihre Vorgänger?“

Bounts Nervenkostüm vibrierte. Er zwang sich, mit ruhiger gelassener Stimme zu antworten: „Das käme auf einen Versuch an.“

„Okay“, nickte Mortimer Frayne und grinste dreckig. „Ich bin damit einverstanden.“ Seine Linke hatte die ganze Zeit in der Jacketttasche gesteckt. Jetzt zog er sie heraus. Sie war mit einem Colt Python verlängert. Der Mulatte ließ die weißen Zähne triumphierend blitzen. „Ich wusste, dass du mir bald wieder über den Weg laufen würdest, Bount. Ich hab mir unsere Vereinbarung noch mal gründlich durch den Kopf gehen lassen und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie mir doch nicht so richtig gefällt. Sieh mal, ich regiere in diesem Gebiet nun schon seit acht Jahren und ich sehe nicht ein, weshalb ich plötzlich einen Kerl wie dich neben mir dulden soll. Du musst mich verstehen, Bount. Wenn das Schule macht, komme ich aus den Schwulitäten nicht mehr raus, deshalb bin ich gezwungen, gleich beim ersten Mal hart durchzugreifen und ein Exempel zu statuieren, damit da nichts einreißt, was mir gegen den Strich geht. Ein abschreckendes Beispiel erfüllt in den meisten Fällen immer noch am besten seinen Zweck. Ich darf dich jetzt bitten, mir die Wagenschlüssel zu geben. Wir vier werden eine kleine Spazierfahrt machen und uns überlegen, wie wir dieses leidliche Problem aus der Welt schaffen können.“

Bount gab ihm die Schlüssel nicht.

Frayne bediente sich daraufhin selbst.

Bount Reiniger musste sich in den Fond setzen. Die beiden Fleischberge stiegen links und rechts zu und klemmten ihn mit grimmigen Mienen zwischen sich ein. Mortimer Frayne marterte den Anlasser. Er hatte kein Gefühl für Autos. Das bewies er gleich noch einmal, indem er den ersten Gang brutal ins Getriebe knallte. Bount presste die Kiefer zusammen. Ein Motor, ein Getriebe waren trotz allem zu verschmerzen. Vermutlich nicht aber das, was ihn am Ende dieser Fahrt erwarten würde.

Als Frayne den SEL mit einem kraftvollen Sprung vorwärts schießen ließ, fasste der rechte Nachbar in Bounts Jackett und nahm ihm die Automatic ab.

Während der kurzen Fahrt, die den Broadway bis zum Central Park hinaufführte, dachte Bount an June. Dabei zog sich seine Kopfhaut zusammen. Er war bereit, alles einzustecken, was in wenigen Minuten auf ihn zukommen würde. Nur June durfte nichts geschehen. Nichts hätte ihn schlimmer getroffen als das.

Frayne lenkte den Mercedes in den Park hinein und ein Stück die Transverse Road entlang.

Kurz darauf stemmte er das rechte Bein auf die Bremse.

Der Mulatte wandte sich mit gemein funkelnden Augen um. „Steig aus!“, sagte er.

Rechts wurde der Wagenschlag aufgestoßen. Der gewichtige Gorilla faltete sich aus dem Fahrzeug. Er wandte sich um und wartete mit pendelnden Fäusten darauf, dass

Bount Reiniger aus dem Silbernen kam.

Bount hatte sich schon in vielen kritischen Situationen befunden, doch diese war eine von den kritischsten. Er zögerte. Das passte seinem linken Nachbarn nicht.

„Na los doch!“, blaffte der Kerl. Seine Stimme klang, als würde er durch ein Ofenrohr sprechen. „Hast du nicht gehört, was Mort gesagt hat?“

„Du hast doch nicht etwa Schiss?“, höhnte der Mulatte.

„Steig aus!“, schnarrte der Kerl zu Bounts linker Seite und er rammte ihm seine gewaltigen Tatzen in dem Augenblick in den Rücken, wo Bount Reiniger sich der Tür zuwandte.

Bount war ein Meister im Nutzen von kleinsten Chancen.

Er beschleunigte das Tempo, mit dem ihn der eine Gorilla aus dem Wagen beförderte, indem er sich mit den Beinen zusätzlich abstieß. Instinktiv zog er die Schultern ein und rammte dem draußen wartenden Schläger den Kopf mit voller Wucht in den Leib. Der Kerl kam nicht einmal dazu, die Bauchmuskeln anzuspannen.

Er taumelte drei Schritte zurück.

Bevor er wieder fit war, traf ihn Bounts Fuß mit voller Wucht. Heulend fiel er auf die Knie. Seine Augen traten weit aus den Höhlen. Sein Mund stand weit offen und er japste verzweifelt nach Luft.

Mortimer Frayne war perplex, als er sah, was Bount mit dem Burschen, der bisher als unschlagbar gegolten hatte, gemacht hatte.

Wutentbrannt sprangen der Mulatte und sein zweiter Gorilla aus dem Mercedes.

Bount riss seine Automatic aus dem Hosenbund des angeschlagenen Kolosses, entsicherte die Waffe blitzschnell und drückte ab. Der Schuss zerriss die Stille der Nacht. Frayne und sein zweiter Mann blieben verdattert stehen. Der Mulatte zitterte vor Wut am ganzen Leib. Bount Reiniger sammelte rasch alle Waffen der Ganoven ein und trat dann einige Schritte zurück.

„Wieder nichts“, spottete Bount. Er musterte Mortimer Frayne verächtlich. „Du bist so ne Art tragische Figur. Fast könnte man Mitleid mit dir haben, Mort. Was du in letzter Zeit anpackst, geht daneben.“

Der Mulatte schwenkte sofort um hundertachtzig Grad herum. „Okay“, sagte er hastig. Er hob beide Hände, als hätte er eingesehen, dass er sich in sein Schicksal fügen müsse. „Okay, Bount, du hast heute noch mal bewiesen, dass du ein Recht darauf hast, in meinem Gebiet zu sein. Ich verspreche dir, dass ich dich von nun an nicht mehr behelligen werde. Es war ein Fehler, dich nicht ernst zu nehmen. Kannst du mir das noch einmal nachsehen?“

Bount griente. „Nur unter einer Bedingung.“

Mortimer Frayne nickte hastig. „Was es auch ist, Bount, ich bin einverstanden.“

Bount Reiniger wies mit der Automatic auf den Gorilla, der neben Frayne stand. „Er soll dir eine in die Fresse hauen!“ „Bount!“, stöhnte der Mulatte bestürzt. „Du hast gesagt, du bist mit allem einverstanden.“

„Aber...“

„Hältst du dein Wort schon wieder nicht?“

Frayne sah den Muskelmann verzweifelt an. Er schob sein Kinn etwas vor, schloss die Augen und ächzte: „Okay, Frank. Schlag zu!“

Und Frank erfüllte ihm diesen Wunsch. Sein Kinnhaken hob Mortimer Frayne kraftvoll von den Beinen und warf ihn auf den Hintern.

Bount nickte zufrieden. „Das reicht. Aber merk dir eines, Mort. Beim nächsten Mal kommst du nicht so billig davon.“ Er setzte sich in seinen Mercedes, wendete den Wagen und verließ den Central Park. Erst als er in die 7th Avenue einbog atmete er erleichtert auf, doch selbst dann konnte er es noch nicht ganz fassen, dass er aus dieser gefährlichen Klemme so glimpflich davongekommen war.

Vier Mordfälle für den Schnüffler: N.Y.D. New York Detectives Sammelband 4 Krimis

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