Читать книгу Arztroman Sammelband 8 Romane Februar 2020 - A. F. Morland - Страница 46
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ОглавлениеNorbert Arndt torkelte die Straße entlang. Ein Mann kam ihm mit einem Hund entgegen. Das Tier knurrte ihn an. „Er mag keine Betrunkenen“, sagte Arndt. „Richtig so. Ich kann sie auch nicht ausstehen.“
Er wankte weiter. Sein Ziel war der nahe Bahndamm. Er kletterte die steile Böschung auf allen Vieren hoch und ging zwischen den Schienen auf den Schwellen. Wenn er Glück hatte, kam bald ein Zug. Es würde schnell gehen. Er würde nichts spüren.
Ich muss es tun, dachte er. Dr. Weißmann schafft es nicht, mich vor einem Rückfall zu bewahren, aber ich kann das. Katja ist ein Engel. Sie hat ein besseres Leben verdient als das an meiner Seite. Wenn sie sich nicht von mir trennen kann, muss ich mich von ihr trennen. Es muss Schluss sein. Unwiderruflich. Für immer. Keine Spielkarten und keine Wetten mehr. Keine Enttäuschungen mehr für Katja. Sie soll meinetwegen nie wieder unglücklich sein. Was ich heute tue, tue ich für dich, geliebte Katja, um dich von mir zu befreien, damit du endlich so glücklich werden kannst, wie du es verdienst.
Der Zug kam. Norbert Arndt hatte keine Angst vor ihm. Er ging ihm mit einem Lächeln auf den Lippen entgegen wie einem guten Freund. Die Schwellen unter seinen Füßen begannen zu vibrieren. Er dachte an Katja, an Jan Achberger und an Patrick Kress.
Bis vor Kurzem hatte es ihn noch rasend eifersüchtig gemacht, wenn er sich Kress an Katjas Seite vorgestellt hatte. Jetzt nicht mehr.
Das war vorbei. Er hoffte, dass die beiden nach seinem Tod zusammenkamen und glücklich wurden. Wenn er noch einen letzten Wunsch hätte äußern dürfen, dann wäre es dieser gewesen.
Das schrille Signal des Zugs sollte ihn von den Geleisen fegen, doch er ging unbeeindruckt weiter. Der Zugführer leitete eine aussichtslose Notbremsung ein.
Viele Tonnen schoben den Zug kraftvoll weiter vorwärts, auf den klein aussehenden Mann zu, der nicht im Traum daran dachte, sich in Sicherheit zu bringen.
Bremsen kreischten, Funken sprühten. Norbert Arndt blieb stehen, hob die Arme, streckte sie zur Seite und rief in den immer lauter werdenden Lärm hinein: „Katjaaa …! Ich liebe dich! Katjaaa!“
Dann war der Zug heran und an ihm, in ihm und über ihm …