Читать книгу Arztroman Sammelband 8 Romane Februar 2020 - A. F. Morland - Страница 48
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ОглавлениеDrei Tage nach Norberts Beerdigung erschien Dr. Katja Arndt wieder zum Dienst in der Paracelsus-Klinik. Sie musste arbeiten, um sich abzulenken, um den Kreislauf ihrer tristen Gedanken zu unterbinden, und um das Gefühl zu haben, zu etwas nütze zu sein.
Eifrig und engagiert kümmerte sie sich um die ihr anvertrauten Patienten und stellte ihr persönliches Seelenleid hintan. Nichts war ihr wichtiger als für andere Menschen da zu sein, ihnen zu helfen und zu spüren, dass sie gebraucht wurde. Doch der Alptraum war für sie noch nicht zu Ende …
Als sie die Klinik nach zwölf Stunden kräfteraubender Arbeit verließ, trat ihr plötzlich ein Mann in den Weg. Ein schleimiger Mittvierziger mit Basedowaugen, Gold im Mund, um den Hals und an den Fingern Jan Achberger.
„Hallo, Frau Doktor“, sagte er mit übertriebener Freundlichkeit. „Wie geht es Ihnen?“
Sie antwortete nicht, starrte den Blutsauger feindselig an.
„Die Sache mit Ihrem Mann tut mir leid“, behauptete Achberger. „Ehrlich. Man ist schließlich kein Unmensch.“ Er nickte, als wäre er mit dem, was er gesagt hatte, sehr einverstanden. „Ich bedaure auch außerordentlich, dass ich auf Ihren Schmerz keine Rücksicht nehmen kann“, fuhr er mit betrübter Miene fort. „Ich bin Geschäftsmann und lebe nicht vom Draufzahlen. Ich muss sehen, wie ich mein Geld wiederkriege.“ Er rümpfte die Nase. „Ist nicht fair, was Norbert Ihnen angetan hat. Sich einfach so aus der Verantwortung zu stehlen und Sie mit einem Haufen Schulden sitzenzulassen.“ Er schüttelte den Kopf, als würde er ein so egoistisches Verhalten zutiefst verabscheuen. „Er kann keinen Augenblick an Sie gedacht haben. Er hätte das nicht tun dürfen. Das war nicht in Ordnung.“
Achberger verlangte, dass Katja in den nächsten Tagen in sein „Büro“ kam, damit sie neue Zahlungsmodalitäten festlegen konnten. Dann wünschte er ihr einen guten Abend und verschwand.
Seit Norberts schrecklichem Freitod war vieles in Bewegung geraten, und manches hatte sich aufgelöst und seine Gültigkeit verloren.
Zu letzterem gehörte auch der Vertrag, den Katja bei „Flamingo“ unterschrieben hatte. Gabi Hauff hatte sie wissen lassen, dass sie sich nicht mehr daran gebunden zu fühlen brauche, und so war es möglich, dass Katja und Patrick zusammenkamen, ohne dass der junge Sektfabrikant dafür bezahlen musste.
Aus dem gut honorierten Job war eine vorbildliche Freundschaft geworden, und wenn Patrick sich in dieser schweren Zeit nicht so sehr um Katja gekümmert hätte, wäre sie vielleicht einen ähnlichen Weg gegangen wie ihr Mann.
Patrick spendete ihr Trost und bot ihr jenen Halt, den sie jetzt so dringend brauchte, und sie war sich der Tatsache bewusst, dass sie ohne ihn verloren gewesen wäre. Als sie ihm von Jan Achbergers Auftritt vor der Paracelsus-Klinik erzählte, strich er ihr sanft übers aschblonde Haar und sagte: „Ich werde dafür sorgen, dass er dich in Ruhe lässt.“
Sie sah ihn ängstlich an. „Was hast du vor?“
„Ich werde zu ihm gehen und mit ihm reden.“
„Dieser Mann ist gefährlich. Er arbeitet mit brutalen Gangstern zusammen. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt.“
„Mach dir um mich keine Sorgen.“ Patrick Kress lächelte zuversichtlich. „Ich bringe für dich alles ins Lot.“