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Als die Polizei zu Dr. Katja Arndt kam, wusste sie sofort, dass ihr Mann nicht mehr lebte. „Ich hab’ noch was zu erledigen“, hatte er gesagt, bevor er das Haus verlassen hatte, und dann hatte er sich selbst „erledigt“, um seine Frau von sich zu befreien, ihr weiteren Kummer und noch mehr Sorgen zu ersparen und einen Neustart mit Patrick Kress zu ermöglichen. Bestimmt hatten seine Überlegungen so ausgesehen.

Habe ich irgendwie geahnt, was er vorhatte?, fragte sich Katja erschüttert. Habe ich es tief in meinem Innersten gewusst? Wieso habe ich ihn gehen lassen? Wieso habe ich ihn nicht zurückgehalten? Ich hätte es gekonnt. Er war schwer betrunken. Ich hätte ihn aufhalten können. Habe ich mich am Tod meines Mannes mit schuldig gemacht?

Sie war eingekreist von Selbstvorwürfen. Ihre Gedanken rasten durch ein finsteres Labyrinth, suchten verzweifelt nach einem Ausgang, konnten jedoch keinen finden, und die Folge davon war ein Nervenzusammenbruch, der sie in die Paracelsus-Klinik brachte.

Die Wirklichkeit wurde für sie zu einer glatten Scheibe, die jäh kippte. Katja hatte das Gefühl, zu stürzen und abzurutschen. Sie hatte keine Möglichkeit, sich irgendwo festzuhalten und den Fall in den irrealen Abgrund zu verhindern. Sie sauste über den Rand hinaus, hatte innerhalb weniger Augenblicke keinen Boden mehr unter sich, fiel, fiel, fiel und überschlug sich dabei ungezählte Male.

Dr. Härtling sagte etwas zu ihr, das sie nicht verstand. Es klang sanft und tröstend, und dann zog Dr. Härtling oder sonst jemand ein schwarzes Laken über ihr Gesicht. Sie sah nichts mehr, spürte nichts mehr, konnte nicht mehr denken, hörte auf, bewusst zu existieren …

Man hielt sie zwei Tage in einem schützenden Dämmerzustand und holte sie dann behutsam wieder an die Oberfläche des bitteren Bewusstseins.

Dr. Härtling verbrachte sehr viel Zeit bei ihr, und wenn er anderweitig unabkömmlich war, kümmerte sich Schwester Annegret um sie. Katja war nie allein, hatte immer jemanden bei sich, mit dem sie reden, bei dem sie abladen konnte, was ihr tonnenschwer auf Geist und Seele drückte.

„Weiß es meine Mutter schon?“, fragte sie, als wieder einmal der Klinikchef bei ihr war. „Irgend jemand muss es ihr sagen.“

„Das hat Ihr Bruder bereits getan“, sagte Sören Härtling.

„Wie hat sie’s aufgenommen?“

„Sie war sehr traurig.“

„Hat sich ihr Zustand nicht wieder verschlechtert?“

Dr. Härtling schüttelte den Kopf. „Ihr Zustand ist stabil geblieben.“

Katja strich mit der Hand fahrig über die Bettdecke. „Wieso ist das Schicksal manchmal so grausam?“

„Alles hat irgendwo seinen übergeordneten Sinn, sagt man“, erwiderte der Klinikchef. „Der Mensch ist bloß zu klein, um ihn zu erkennen.“

Arztroman Sammelband 8 Romane Februar 2020

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