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Nicola stand vor einem Schaufenster, in dem eine Wiege, ein Stubenwagen und verschiedene Kinderwagenmodelle zu sehen waren.

Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte sie. Ihr Baby war zwar nicht geplant gewesen, aber es war dennoch die Frucht einer ganz großen Liebe.

Unser Kleines wird unser Leben völlig umkrempeln, dachte die Kinderärztin, und ein seliges Lächeln umspielte dabei ihre Lippen. Nichts wird mehr so sein wie bisher, und dennoch freue ich mich schon ganz wahnsinnig darauf.

Ein Mann blieb hinter ihr stehen. Sie sah ihn im spiegelnden Glas, und es gefiel ihr nicht, wie er sie von oben bis unten begutachtete.

Er hatte dichtes, grau gefärbtes Haar, sein Hemd war bis zum Nabel offen, und fünf oder sechs Goldketten funkelten im Sonnenlicht an seinem Hals.

Jetzt trat er näher und setzte ein selbstgefälliges Lächeln auf. „Na, schöne Frau“, sprach er sie an.

Sie drehte sich um und sah ihn abweisend an.

Es störte ihn nicht. Mit dem Lächeln des erfolggewohnten Verführers fragte er: „Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?“

„Wird Ihr Ego sehr darunter leiden, wenn ich nein sage?“, gab sie kühl zurück.

Doch so schnell gab er nicht auf. Vermutlich hatte er die Erfahrung gemacht, dass Beharrlichkeit letztlich doch zum Ziel führt. „Kommen Sie“, sagte er und deutete mit dem Kopf auf ein gemütliches Straßencafé, „ich lade Sie auf einen Cappuccino ein, und Sie erzählen mir Ihre Lebensgeschichte.“

„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich nicht weiter belästigen würden“ , sagte Nicola nun schon etwas schärfer.

„Ich belästige Sie?“ Er schien das nicht glauben zu können. Fielen die Frauen normalerweise etwa in Scharen in Ohnmacht, wenn er sie ansprach?

„Jawohl, das tun Sie“, zischte Nicola Sperling.

Er lächelte wie John Wayne – jedoch wesentlich weniger sympathisch. „Es sollte Ihnen schmeicheln, wenn es einem Mann unmöglich ist, an Ihnen vorbeizugehen, ohne Sie anzusprechen. Sie sind wunderschön …“

„Und vergeben.“

„Oh, das würde mich nicht stören.“

„Wenn Sie jetzt nicht gleich verschwinden, Sie aufgeblasener Vorstadt-Casanova, werden Sie was erleben!“, sagte Nicola so laut, dass alle, die an ihnen vorübergingen, es hörten.

Ein vierschrötiger Mann mit babyblauen Augen blieb stehen und fragte: „Belästigt Sie dieser Kerl?“

Nicola nickte.

Der große Bursche ballte die Hände zu Fäusten und knurrte den arroganten Don Juan an: „Lass die Frau in Ruhe, Mistkerl! Los, zieh Leine!“

Der Typ mit den Goldkettchen wollte zuerst etwas erwidern, überlegte es sich aber angesichts der Größe und der aggressiven Haltung des Vierschrötigen anders, machte kehrt und entfernte sich mit raschen Schritten.

„Danke für die Hilfe“, sagte Nicola zu dem großen Mann.

„Ich kann solche Kerle nicht ausstehen.“

„Ich auch nicht“, sagte Dr. Nicola Sperling. „Nochmals vielen Dank.“ Sie ging weiter. Wenig später setzte sie sich auf eine Parkbank, holte ihr kleines Handy aus der Handtasche und rief die Seeberg-Klinik an. „Dr. Sperling hier“, sagte sie. „Kann ich Dr. Lorentz sprechen?“

Es dauerte nur einen Augenblick, dann meldete sich ihr Freund. „Dr. Lorentz.“

„Hi“, sagte sie aufgekratzt. „Wie geht es dir?“

„Du besitzt auch noch die Unverfrorenheit, mich anzurufen?“, sagte er polternd.

Sie lachte. „Ich liebe dich. Liebst du mich auch?“

„Ich glaube nicht“, brummelte er. „Nicht mehr.“

„Und warum nicht?“

„Weil du frei hast und ich nicht. Und weil du mich mit deinem Anruf auch noch verhöhnst. Ich habe eine Gallenresektion, eine Appendektomie und zwei Notoperationen hinter mir, und du fragst mich, wie es mir geht. Wo treibst du dich überhaupt herum?“

Nicola Sperling blickte sich um. „Ich sitze in einem schönen schattigen Park unter der großen Krone eines alten Kastanienbaumes …“

„Mich frisst der Neid.“

„Vor wenigen Minuten hat mich ein attraktiver Mann angesprochen.“

„Das wird ja immer schöner.“

„Er hat mich auf einen Cappuccino eingeladen.“

„Du hast hoffentlich abgelehnt.“

„Selbstverständlich.“ Sie schmunzelte. „Ich lasse mich doch nicht von wildfremden Männern einladen – egal, wie phantastisch sie aussehen.“

„Du bist grausam, Nicola“, stöhnte Dr. Lorentz in der Seeberg-Klinik.

„Komm heute Abend zu mir, dann mache ich alles wieder gut“ , versprach sie ihm. „Zwanzig Uhr? Schaffst du das?“

„Kein Problem.“

„Also, bis dann“, sagte die Kinderärztin. „Ich freue mich auf dich.“ Sie beendete das Gespräch und ließ das Handy wieder in ihre Handtasche gleiten.

Ärzte und Schicksale Auswahlband 8010 - 8 Romane: Manchmal kommt das Glück ganz unverhofft

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