Читать книгу Heimat-Roman Extra Großband 6 Romane Juni 2017 - A. F. Morland - Страница 44
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ОглавлениеAn einem der nächsten Tage fuhr der Krönacher Peter in die Stadt. Er hatte ein paar Besorgungen für seinen Vater, den Sägemüller zu machen. Aber das war nicht der Hauptgrund für seine Reise.
Er wollte sich vor allem nach dem Fremden etwas umhören.
Schließlich konnte dieser Raimund Wiesner ja nicht so einfach aus dem Nichts heraus aufgetaucht sein. Er musste eine Vergangenheit haben, jemand musste ihn kennen.
Mei, es würd mich net wundern, wenn er nix als ein nichtsnutziger Herumtreiber ist!, ging es dem Peter durch den Kopf. Und wenn er das schwarz auf weiß beweisen konnte, dann würde er zur Marianne gehen und dem Madel die Augen öffnen.
Dann wird sie diesen Wiesner schon vergessen, war er überzeugt.
Aber so sehr er sich auch bemühte, er konnte über den Wiesner kaum etwas in Erfahrung bringen.
Erst spät am Abend kehrte er zurück zur Sägemühle.
"Mei, spät kommst, Bub", stellte die Mutter fest.
Er zuckte nur mit den Schultern.
"Es ist halt net so schnell vorangegangen", gab er zur Entschuldigung an. Das klang jedoch nicht sehr überzeugend.
"Mei, ich war heut im Dorf", erzählte dann die Krönacherin.
Ihr Sohn hatte dafür jedoch kaum ein Ohr.
"Mutter, nimms mir net übel, aber ich bin hundemüde."
Aber die Krönacherin fuhr dennoch fort. "Ich hab die Claudia Dörfner getroffen. Sie hat sich nach dir erkundigt. Mei, das ist wirklich ein bitzsauberes Dirndl. Net so ein flatterhaftes, unstetes Wesen wie die Marianne aus dem Wirtshaus."
Da schlug der Peter wütend mit der Faust den Tisch.
"Kruzifix nochmal", schimpfte er mit hochrotem Kopf. "Mutter, jetzt hast den Bogen aber entschieden überspannt."
Und damit stampfte er aus der Stube.
Die Krönacherin seufzte. Sie meinte es doch nur gut mit dem Peter, aber der wollte sich in dieser Sache nichts von ihr sagen lassen.
"Du musst endlich dieses vermaledeite Wirtshausmadel vergessen, Peter", rief sie ihm hinterher. "Im ganzen Tal erzählt man sich schon, dass sie mit einem Hotelgast aus der Stadt angebandelt hat. Was willst ihr da noch immer hinterherlaufen."
Aber Peter gab ihr keinerlei Antwort.
Die Krönacherin hörte nur noch, wie ihr Sohn die Treppe hinauf zu seiner Kammer stapfte und dabei etwas Unverständliches vor sich hin murmelte.
Der Peter verkroch sich missgelaunt in seiner Kammer. Er seufzte und blickte hinaus aus dem Dachfenster, von dem aus er auf das beeindruckende Bergpanorama blicken konnte.
Dann klopfte es an der Tür.
"Mei, was ist?"
"Ich bin's, der Vater!"
Die Tür ging auf und der Sägemüller trat ein.
"Es gibt nix mehr zu sagen!", empfing ihn der Peter sogleich. "Du willst mir nur die Marianne ausreden und das schafft niemand."
Aber der Sägemüller schüttelte den Kopf.
"Na", meinte er. "Es geht um etwas anderes."
"Um was?"
"Die Sepha von der GOLDENEN GAMS hat angerufen."
"Und? Was hat sie gewollt?"
Der Sägemüller hob die Schultern. "Einen Bergführer hat sie gewollt! Für einen ihrer Gäste! Morgen früh sollst dich mit ihm bei der GOLDENEN GAMS treffen."
Peter runzelte die Stirn. "Nur einer?", fragte er verwundert.
Sein Vater nickte. "Ja, so hat's die Sepha gesagt. Ein Kletterer mit höheren Ansprüchen."
"Sag ihr, dass sie sich einen anderen suchen soll!", knurrte der Peter.
Der Vater packte ihn daraufhin bei den Schultern. "Ich habe der Sepha bereits zugesagt!"
"Aber...", wollte Peter gerade zum Widerspruch ansetzen, aber der alte Krönacher kam ihm zuvor.
"Erstens kannst das Geld net einfach in den Wind schlagen, denn reich geborene Grafen sind wir net - und zweitens wird dich die klare Bergluft vielleicht von dem Schmarrn ablenken, der da zur Zeit in deinem Kopf herumspukt! Mal davon abgesehen, dass dein guter Ruf als Bergführer auf dem Spiel steht! Schließlich versetzt man seine Kundschaft net ohne Not!"