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Den ersten Teil ihres Weges gingen sie schweigend. Raimund folgte einfach dem Bergführer, der immer zwei, drei Meter vor ihm herlief.

Dann kamen die ersten Hänge und Felswände, an denen sie sich emporseilen mussten.

Und obwohl sie kaum miteinander sprachen, schienen sie, was die Kletterei betraf, ein immer besseres Team zu werden.

Und doch - die menschliche Distanz zwischen den beiden war unübersehbar. Für den Raimund war sie kaum erklärlich.

Immer höher ging es hinauf. Und dem Peter war bald schon klar, dass er es bei diesem Raimund Wiesner gewiss nicht mit einem Anfänger oder Möchtegern-Kletterer zu tun hatte.

Schließlich, als sie gegen Mittag ein Hochplateau erreicht hatten, machte Raimund den Vorschlag, eine Pause zu machen.

"Mei, mir knurrt einfach der Magen zu sehr", meinte der Fremde aus der Stadt.

Peter Krönacher zuckte nur mit den Schultern.

"Ganz wie du willst, Wiesner!", meinte er.

Er ließ sich auf einem Felsbrocken nieder, während Raimund seinen Rucksack absetzte und die Zutaten für eine zünftige Brotzeit herausholte.

"Willst auch etwas?", fragte der Raimund seinen Bergführer, aber über Peters Lippen kam kaum mehr als ein unverständliches Knurren.

Peter blickte in die Ferne, zum Horizont hin.

Die Sonne stand hoch am Himmel, aber hinter den schneebedeckten Berggipfeln hatten sich bereits einige Wolkengebirge aufgeschichtet, die für die Zukunft nichts Gutes verhießen.

"Was ist eigentlich los mit dir, Krönacher?", erkundigte sich der Raimund. "Seit wir aufgebrochen sind, versuche ich schon ein paar Wörtl mit dir zu wechseln, aber irgendwie scheinst mich net besonders zu mögen..."

Peters Gesicht wurde von leichter Röte überzogen.

"Das hast schon ganz richtig bemerkt, Wiesner", brummte er zurück.

"Und warum? Hab ich dir vielleicht etwas getan? Passt es dir net, mit mir hier hier in den Bergwänden herumzuklettern? Mei, du bist dich Bergführer und dies ist ja wohl nix weiter als dein tägliches Brot..."

Peter wandte den Blick zu Raimund herum. Seine Augen blitzten ärgerlich. In ihm kochte es nur so. Und ein bisserl von dem Dampf, der sich angesammelt hatte, musste er nun einfach loswerden.

"Was du mir getan hast?", schnaubte er. "Mei, kommst hier hier, ein Stadtmensch, der glaubt, dass ihm die Welt gehört! Ein Herumtreiber bist du, wenn du mich fragst! Ein Herumtreiber und Maulheld!"

"Geh, Krönacher! Jetzt versteigst dich aber!"

"So? Mich kannst net täuschen, Wiesner! Mich nicht! Auch wenn dein Gerede vielleicht auf die Marianne großen Eindruck gemacht hat..."

Jetzt begriff der Raimund.

Mit einem Schlag wurde es ihm klar.

"Du hast ein Auge auf die Marianne geworfen!", stellte er fest.

Der Peter sprang daraufhin wie von der Tarantel gestochen auf, trat mit energischen, stampfenden Schritten zum Wiesner-Raimund hin und baute sich vor ihm auf.

Raimund erhob sich, so dass sich die beiden Männer nun direkt in die Augen sahen.

Etwa gleich groß waren sie.

"Ich sag nur eins", zischte der Peter wütend zwischen den Lippen hindurch. "Lass die Martianne in Ruhe! Hast mich verstanden?"

"Glaubst net, dass das Madel alt genug ist, dass es selber weiß, was es tut und was net?", erwiderte der Raimund sachlich.

"Net, nachdem du ihr mit deinem Gerede den Kopf verdreht hast!"

"Geh, Krönacher! Die Marianne hat ihren eigenen Kopf. Die lässt sich net so einfach beeinflussen - weder von mir noch von dir."

Peter schluckte.

"Ich hab dich gewarnt!", knurrte er.

Und dabei griffen seine Hände um den Kragen des Wiesners.

Ganz weiß wurden die Knöchel, als das Blut aus ihnen wich so fest packte der Peter zu.

"Lass mich, Kruzifix nochmal!", rief der Raimund, riss sich los und stieß den Peter ein paar Schritte zurück. "Mei, was ist denn in dich gefahren! Hat dir das Madel denn vollständig den Verstand geraubt!"

Peter atmete tief durch.

"Die Marianne und ich - wir gehören zusammen", erklärte er dann. "Schon seit langem."

"Das scheint das Madel aber net so zu sehen", erwiderte Raimund gelassen. "Mei, du musst die Entscheidung des Dirndls akzeptieren, da geht kein Weg dran vorbei!"

"Wer sagt, dass die Entscheidung schon endgültig gefallen ist!", zischte Peter. "Wenn du net dahergekommen wärst..."

Raimund packte indessen die Zutaten seiner Brotzeit wieder zusammen. Ihm war gründlich der Appetit vergangen.

"Es war keine gute Idee, mit dir auf Bergtour zu gehen", erklärte er dann. "Aber ich hatte keine Ahnung, dass du so narrisch bist wegen der Marianne..."

Er nahm den Rucksack und setzte ihn sich wieder auf den Rücken.

Peter stand indessen wie versteinert da und musterte sein Gegenüber. Aber immerhin schien er sich wieder etwas beruhigt zu haben. "Ich war etwas unbeherrscht", erklärte er dann. "Aber was ich in Bezug auf die Marianne gesagt habe, davon nehme ich kein Wörtl zurück!"

In seinen Worten klang unverhohlen so etwas wie eine Drohung mit.

"Besser wir gehen heim", erklärte Raimund dann. "Unter diesen Umständen hat es wenig Sinn, die Bergtour fortzusetzen."

"Wie du willst, Wiesner! Du bist der Tourist!" Und dann, als von ferne ein Grollen zu hören war, setzte der Bergführer noch hinzu: "Aber vielleicht ist es aus einem anderen Grund ebenfalls angezeigt, umzukehren..."

"Du meinst das Wetter?"

Der Peter blickte zu den herannahenden Wolken, die sich zu immer gewaltigeren Gebirgen aufgetürmt hatten. "Das sieht net gut aus", meinte er düster. "Eigentlich war damit gar net zu rechnen, aber plötzliche Wetterumstürze sind in den Bergen nichts Ungewöhnliches..."

Der Peter ließ den Blick umherschweifen, dann deutete er in eine bestimmte Richtung.

"Dort hin!", erklärte er.

Raimund runzelte die Stirn.

"Gehen wir net den Weg, den wir gekommen sind?"

"Na, ich glaube es ist besser wir nehmen eine Abkürzung. Sonst holt uns das Wetter unterwegs ein. Der Weg ist zwar nix für Anfänger, aber kürzer. Und ganz gleich, was ich sonst über dich gesagt habe, Wiesner: Ein schlechter Bergsteiger bist net!"

Und so brachen sie auf.

Heimat-Roman Extra Großband 6 Romane Juni 2017

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