Читать книгу Tardellis Fall in San Francisco: Ein Roberto Tardelli Thriller #76 - A. F. Morland - Страница 9
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ОглавлениеDetective Inspector Gene Blake zog seine hellbraune Windjacke an. Die Hose, die er trug, war weiß, seine Füße steckten in Tennisschuhen. Der Mann mit den rotbraunen Haaren sah nicht im entferntesten wie ein Polizist aus, und genau das war seine Absicht. Man durfte in ihm nicht schon auf eine Meile Entfernung den Bullen erkennen. Es war sein Job, die Verbrecher zu täuschen, ihr Vertrauen zu gewinnen, ihnen ihre Geheimnisse herauszulocken und dann blitzschnell zuzuschlagen.
Blakes Erfolge konnten sich sehen lassen.
Es war ihm gelungen, der Mafia in letzter Zeit mehrmals kräftig auf die Zehen zu treten. Er hatte dem Mob mehrere einträgliche Geschäfte verdorben. Diese Erfolge stachelten ihn an. Er hatte sich vorgenommen, noch härter und entschlossener als bisher gegen die Mitglieder der Ehrenwerten Gesellschaft vorzugehen. Er wollte an die großen Tiere herankommen, und er war zuversichtlich, dass er auch das schaffen würde.
Johnnie, sein Junge, lief auf ihn zu. Der blonde Knirps war sechs Jahre alt und vernarrt in seinen Vater.
„Musst du schon gehen, Daddy?“
Blake strich zärtlich über das Haar seines Sohnes. „Ja, mein Junge. Es wird langsam Zeit für mich.“
„Kannst du nicht noch ein bisschen bleiben und mit mir spielen?“
„Das geht leider nicht.“
„Warum nicht?“, fragte Johnnie.
„Weil ein Mann, der ein Pflichtgefühl hat, in erster Linie pünktlich sein muss.“
„Du bist doch Polizist. Niemand kann dir Vorschriften machen.“ Blake lachte. „Schön wär‘s. Aber ich habe auch Vorgesetzte. Was die sagen, muss ich tun.“
„Warum bist du kein Vorgesetzter?“
„Das bin ich auch.“
„Das verstehe ich nicht, Daddy.“ „Nun, ich muss zwar tun, was meine Vorgesetzten von mir verlangen, aber es gibt auch Leute, die tun müssen, was ich ihnen sage.“
„Steckst du da irgendwie dazwischen?“
Blake lachte wieder. „Ja. Irgendwie.“
Jenny Blake befreite ihn von dem Kleinen. „Das reicht jetzt, Johnnie. Wenn du Daddy noch mehr Fragen stellst, kommt er deinetwegen noch zu spät zum Dienst, und das willst du doch sicher nicht. Gib ihm einen Kuss und geh wieder spielen.“
Johnnie küsste seinen Vater. „Weißt du noch, was du mir versprochen hast, Daddy?“
„Natürlich. Wie könnte ich so etwas Wichtiges vergessen.“
„Du gehst morgen mit mir in den Zoo.“
„Ganz großes Ehrenwort.“
„Au fein!“, rief Johnnie begeistert aus, und dann hüpfte er vor Freude in sein Zimmer.
Auch Jenny Blake küsste ihren Mann. Ihr Mund war weich und warm. „Pass auf dich auf, Gene.“
„Wie immer“, sagte er lächelnd. „Ich lasse dich nicht gern gehen.“
„Wovon sollten wir dann leben?“
„Versprich mir, dass du nicht zu viel riskierst. Denk an Johnnie und mich, bevor du dich mit irgendwelchen Gangstern anlegst. Ich hatte letzte Nacht einen schrecklichen Traum.“
Er grinste. „Hör mal, seit wann sind wir denn abergläubisch?“
„Du solltest dich nicht mit der Mafia anlegen, Gene. Diese Verbrecher schlagen sofort zurück. Tödlich. Ich will dich nicht verlieren.“
„Sei unbesorgt. Ich bleibe dir schon erhalten“, sagte Detective Inspector Blake. „Die überlegen es sich gründlich, ob sie einen Bullen umlegen sollen oder nicht. Ein Polizistenmord wirbelt zu viel Staub auf. Das kann der Mob nicht brauchen. Er wickelt seine Geschäfte lieber ohne großen Radau ab.“
Blake gab seiner Frau einen Klaps auf den Po.
„Sei vorsichtig“, sagte sie.
„Werd mir nicht untreu, während ich weg bin.“
„Johnnie passt schon auf“, sagte sie lächelnd.
Blake verließ die Wohnung.
Jenny hatte noch nie ein so schlechtes Gefühl gehabt wie an diesem Tag. Sie befürchtete, dass sie ihren Mann nicht lebend wiedersehen würde. Daran war bestimmt dieser verflixte Traum schuld.
Sie begab sich zur Hausbar und nahm sich einen Drink, um sich zu beruhigen.
Es wird alles gutgehen, redete sie sich ein. So, wie es bisher immer gutgegangen ist …