Читать книгу Liebe auf der Station - 4 Arztromane: Liebe und Schicksal Großband 9/2021 - A. F. Morland - Страница 14
7. Kapitel
Оглавление„Was ist passiert?“, fragte Oliver Wiechert am Telefon. „Von einem Hund ist deine Großmutter angefallen worden?“ Er schien es nicht glauben zu können. „Das darf nicht wahr sein. Hat der Köter sie gebissen? Ist sie schwer verletzt? Was war das denn für ein Hund?“
„Keine Ahnung“, antwortete Sandra. Sie war zu Hause, hatte Oliver angerufen, um ihm zu sagen, dass sie heute nicht ausgehen wolle. „Er war fast so groß wie ein Kalb.“
„Ein Bernhardiner?“
„Ich glaube nicht, dass man ihn nur einer Rasse zuordnen kann.“
„Was hat das Vieh deiner Großmutter angetan?“, erkundigte er sich mitfühlend.
Sandra zählte die Verletzungen auf.
„So einen Killerhund kann man doch nicht frei herumlaufen lassen“, empörte sich Oliver. „Was ging im Kopf dieses Hundebesitzers nur vor? Manche Menschen gehen mit ihrer Tierliebe entschieden zu weit. Ihr vierbeiniger Liebling darf einfach alles, er kann anstellen, was er will, sie werden dafür immer eine Entschuldigung finden. Was für Früchte solche Auswüchse tragen, sieht man ja. Soll ich zu dir kommen, Schatz?“
„Nein. Bitte sei mir nicht böse, aber ich möchte heute Abend allein sein.“
„Bist du sicher?“
„Ich werde früh zu Bett gehen“, sagte Sandra, die das furchtbare Erlebnis ziemlich ausgelaugt hatte.
„Brauchst du keine Schulter, an die du dich lehnen kannst?“
„Sehr lieb von dir, aber ich komm’ schon zurecht.“
„Muss ich mir keine Sorgen um dich machen?“
„Nein, musst du nicht“, versicherte Sandra.
„Sehen wir uns morgen?“
„Ja.“
„Ich würde deine Großmutter gerne besuchen“, sagte Oliver.
„Wir besuchen sie morgen Abend gemeinsam, okay?“
„Okay. Solltest du irgendetwas brauchen …“
„Ich liebe dich“, sagte Sandra dankbar und legte auf. Sie ging wirklich früh zu Bett, nahm Baldrian zur Beruhigung und schlief rascher ein, als sie gehofft hatte. Tags darauf fühlte sie sich wesentlich besser. Ihr Optimismus stellte sich wieder ein, und sie sagte sich, dass ihre Großmutter bald wieder mit ihr im Geschäft stehen würde.
In der Mittagspause, also vierundzwanzig Stunden nach der Hundeattacke, rief Bertram Harrer, der Hundebesitzer, an. „Wie geht es Ihrer Großmutter?“
Sandra erzählte ihm, was für Folgen Bennos Überfall gehabt hatte.
„Mir tut das alles furchtbar leid“, versicherte Bertram Harrer.
„Haben Sie den Vorfall Ihrer Hundehaftpflichtversicherung gemeldet?“
„Nein“, antwortete der Mann nach kurzem Zögern.
„Wieso nicht?“ Es klang wie ein erboster Aufschrei.
„Ich habe mir die Sache noch einmal gründlich durch den Kopf gehen lassen und bin zu dem Schluss gekommen, dass Benno und mich keine Schuld trifft.“
„Das soll wohl ein Scherz sein.“
„Ganz und gar nicht“, erwiderte der Hundebesitzer.
„Gestern waren Sie anderer Meinung, sonst hätten Sie Ihren Hund nicht so verdroschen.“
„Gestern war ich aufgeregt“, sagte Bertram Harrer. „Inzwischen kann ich aber wieder klar denken. Es wäre überhaupt nichts passiert, wenn Ihre Großmutter stehen geblieben wäre.“
„Benno hat sie verfolgt.“
„Wenn jemand läuft, rennen Hunde hinterher, das ist nun mal so.“
„Benno hätte nicht rennen können, wenn Sie ihn an der Leine geführt hätten.“
„Wer ist denn so herzlos, seinen Hund die ganze Zeit an der Leine zu lassen?“, gab Harrer zurück.
In Sandra kochte die Wut. „Sie waren immerhin herzlos genug, Benno so brutal zu schlagen, dass er kläglich winselte.“
„Ich war aufgeregt, wie ich schon sagte. Ich war außer mir, sah die alte Frau auf dem Gehsteig liegen – da gingen mir die Nerven durch.“
„Hören Sie“, brauste Sandra auf, „Ihr Hund hat meiner Großmutter schweren gesundheitlichen Schaden zugefügt. Das können Sie doch nicht mit einem gleichgültigen Schulterzucken übergehen. Sagten Sie nicht vorhin, Ihnen täte das alles furchtbar leid?“
„Natürlich tut es mir leid – für Ihre Großmutter. Man hat schließlich ein Herz.“
„Was Sie nicht sagen.“
„Benno und ich waren an dem gestrigen Vorfall schuldlos“, behauptete Bertram Harrer kühl. „Niemand kann von uns verlangen, dass wir für etwas geradestehen, das wir nicht getan haben.“
„Haben Sie schon mal von fahrlässiger Körperverletzung gehört?“, fragte Sandra schneidend.
„Wollen Sie mich verklagen?“
„Wenn es sein muss, ja.“
„Damit kommen Sie nicht durch“, bemerkte Bertram Harrer überzeugt.
„Das werden wir ja sehen.“ Wütend knallte Sandra den Hörer auf den Apparat.