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Als Birgit Mendl sich bangen Herzens in die Paracelsus-Klinik getraute, um die Freundin zu besuchen, war Katja Stemmle von der Krankheit und den vielen Therapien, die sie über sich ergehen lassen musste, so angegriffen, dass sie sich in einem seltsamen Dämmerzustand befand.

Sie wusste nicht, ob sie wach war oder träumte. War Birgit wirklich bei ihr, oder bildete sie sich nur ein, dass die Freundin da war? Was war Realität? Was Fantasie?

Birgit schien sich hinter einem dichten, trüben Schleier zu befinden. Ihre Stimme klang unwirklich und gedämpft.

„Ich werde mein Leben ändern“, sagte sie, für Katja kaum hörbar. „Ich werde nicht länger so oberflächlich und flatterhaft wie bisher sein.“ Ihr trauriger Blick wanderte langsam über die Freundin. „Wenn man sieht, wie schnell etwas passieren kann, wird einem plötzlich klar, dass es wesentlich erstrebenswerter ist, sich beizeiten der wahren Werte des Lebens zu besinnen und nicht fortwährend hinter nach so profanen Dingen wie Lust, Zerstreuung und Vergnügen herzujagen. Ich weiß nicht, ob du mich hörst, Katja, ob du mich überhaupt noch irgendwie wahrnimmst. Dennoch ist es mir ein Herzensbedürfnis, dir zu sagen, dass du selbst jetzt noch sehr viel bewirkst. Du warst mir stets eine gute Wegbegleiterin, warst mir immer ein Vorbild, dem ich heimlich nachzueifern versuchte. Ja, ich wäre gerne so gewesen wie du, aber ich hab’ das einfach nicht geschafft. Man kann einen Engel nicht kopieren, das klappt nicht, aber man kann sich wenigstens bemühen, ihm so ähnlich wie möglich zu werden, und das habe ich ganz fest vor.“ Sie biss sich auf die Lippen, zögerte, dann fuhr sie fort: „Das mit Jakob ... Es hätte nie passieren dürfen ... Es ist mir unbegreiflich, wie es dazu kommen konnte. Er war so frustriert, weil er nicht den geringsten Hoffnungsschimmer sah ... Ich hatte Mitleid mit ihm, dachte, ich müsste ihn trösten - und ehe wir begriffen, was geschah, war’s schon passiert. Wir hatten ehrlich nicht die Absicht, dir wehzutun, und wir quälten uns hinterher mit schweren Selbstvorwürfen ... Wie wir das Ganze für Liebe halten konnten, ist mir heute ein Rätsel.“ Birgit öffnete ihre Handtasche, nahm ein Taschentuch heraus und putzte sich die Nase. Sie blieb eine Stunde. Dann ging sie. Auf dem Flur begegnete sie Jakob.

Der junge Anwalt musterte sie mit ängstlicher Spannung.

„Wie geht es ihr?“

Birgit schüttelte entmutigt den Kopf.

„Ich glaube, sie ist nicht richtig bei sich.“

Jakob Hofbauer zog die Luft scharf ein.

„Ich habe zu ihr gesprochen, aber nicht mit ihr“, sagte Birgit Mendl niedergeschlagen. „Ob sie mich verstanden hat, weiß ich nicht.“ Ihre Lippen zitterten. „Ach, Jakob, es ist alles so unendlich traurig. In der Stunde, die ich bei ihr war, habe ich mich immer wieder gefragt, ob wir daran schuld sind, dass diese Krankheit ausgebrochen ist.“

„Dafür können wir nichts“, gab Jakob Hofbauer düster zurück, „aber frei von Schuld sind wir trotzdem nicht.“

Eifersucht, Tränen und letzter Wunsch: 5 Arztromane

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