Читать книгу Eifersucht, Tränen und letzter Wunsch: 5 Arztromane - A. F. Morland - Страница 43
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ОглавлениеDr. Berger umschlich das Telefon seit mehreren Minuten. Er konnte sich nicht dazu überwinden, den Hörer abzunehmen und die Nummer seines Bruders zu wählen.
Was sollte er sagen, wenn Torsten sich meldete? Wie sollte er seinen überraschenden Anruf erklären? Mit der Wahrheit? Dass er einer todkranken jungen Frau, die er sehr gern hatte, ihren letzten Wunsch erfüllen wollte?
Er blieb vor dem Apparat stehen, legte die Hand darauf und nagte nervös an der Unterlippe. Tu es für Katja, sagte er sich. Mach ihr die Freude! Gib dir einen Ruck! Herrgott noch mal, es kann doch nicht so schwierig sein, Torsten anzurufen. Wie lange willst du noch böse auf ihn sein? Er ist - trotz allem - dein Bruder.
Er hob zaghaft ab und wählte noch zaghafter Torstens Rufnummer. Am anderen Ende läutete es einmal, zweimal, dreimal.
„Er ist nicht zu Hause“, stieß Alfred Berger heiser hervor und legte hastig auf.
Wen willst du täuschen?, ging es ihm durch den Sinn. Dich selbst? Du hast Torsten keine Chance gelassen, deinen Anruf entgegenzunehmen. Er kann nicht fliegen, und er sitzt nicht seit dieser Geschichte mit Marlene Heyer pausenlos neben dem Apparat und wartet darauf, dass du ihn anrufst.
„Also noch mal“, murmelte Dr. Berger. „Du lässt es zehnmal läuten. Sollte Torsten sich nach dem zehnten Klingeln nicht gemeldet haben, legst du auf.“
Er tippte die Nummer in den Apparat und zählte die Freizeichen mit.
„Hallo!“ Thorstens Stimme. Nach dem zweiten Mal schon.
Dr. Berger war so perplex, dass er zu sprechen vergaß.
„Hallo, wer ist da?“, wollte sein Bruder wissen.
„Hallo, Torsten“, krächzte der Oberarzt. „Hier ist Alfred. Wie geht es dir?“