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Jetzt, wo es vorbei war, fühlte Katja sich schäbig und elend. Sie war nicht so hart und skrupellos, wie sie geglaubt hatte. Als sie Lotte Gerstäcker bleich und mit tränennassen Augen in der Tür hatte stehen sehen, war ihr das klar geworden. Unschuldige mussten büßen, weil sie sich rächen wollte. Das konnte unmöglich richtig sein. Aber nun war es nicht mehr zu ändern.

Der Karren war verfahren, und Katja konnte den eingeschlagenen Weg nur noch fortsetzen. Sie war es gewesen, die Lotte Gerstäcker als falsche „Kollegin“ anonym bei Kurt angeschwärzt hatte, damit er sich hinterher von ihr trösten ließ. Und sie hatte Lotte mit jener Nachricht in Kurts Wohnung gelockt, damit diese sie beim „Trösten“ überraschte.

Niederträchtig! Hässlich! Unbegreiflich!, hallte es in Katjas Kopf. Wie konntest du nur so etwas Verwerfliches tun? Der Zweck heiligt nicht alle Mittel! Wie kannst du jetzt hoch Achtung vor dir selbst haben?

Sie versuchte für ihr schändliches Tun viele Ausreden vor sich selbst zu finden, um irgendwie ihren quälenden Gewissensbissen zu begegnen, doch alles, was sie an dürftigen Argumenten erfand und ins Treffen führte, war so wenig glaubhaft, dass sie sich damit nicht im Mindesten zu überzeugen vermochte.

Damit Jakob Hofbauer so bald wie möglich mitbekam, was sie eingefädelt hatte, ließ sie sich mit Kurt Haagen in Jakobs Stammrestaurant sehen. Kurt wollte mit ihr da nicht hingehen, aber sie bestand darauf, und so gab er schließlich nach. Aber wohl fühlte er sich nicht dabei.

Er hoffte insgeheim, dass sie seinem besten Freund nicht begegnen würden, aber es kam zu dieser unerfreulichen Konfrontation. Jakob saß mit einem Bekannten an dem Tisch, an dem er immer saß, wenn er hier war.

Er bemerkte Katja und Kurt nicht sofort, war in ein angeregtes Gespräch vertieft. Als er die beiden dann erblickte, war er wie vom Donner gerührt. Katja spielte die frisch Verliebte ziemlich glaubhaft, und Jakob kochte vor Wut, das sah sie ihm an. Gott, wie sie sich nach ihm sehnte, aber er hatte sich für Birgit entschieden ...

Irgendwann konnte Jakob Hofbauer nicht länger an seinem Tisch sitzen bleiben. Er ertrug das verliebte Getue von Katja nicht länger, stand auf und kam mit großen Schritten zu ihnen.

„Sieh mal Liebling, wen wir da haben“, sagte Katja völlig überrascht zu Kurt. „Guten Abend, Jakob. Ist das aber ein netter Zufall, dich hier zu treffen.“

Der junge Anwalt starrte seinen Freund zornig an.

„Wie kannst du mit Katja hierherkommen?“

„Ist das dein Restaurant?“, fragte Katja kalt lächelnd. Es freute sie, dass Herr Dr. Jakob Hofbauer sich so sehr ärgerte. Ihr Pfeil hatte seine verwundbarste Stelle getroffen. „Haben wir hier Lokalverbot?“

„Es war nicht meine Idee, hier zu essen“, erwiderte Kurt Haagen, als wollte er sich entschuldigen.

„Ich wollte dich sehen“, warf Katja ein. Sie musterte Jakob von Kopf bis Fuß. „Du siehst gut aus. Die neue Beziehung scheint dir zu bekommen. Wie geht es meiner besten Freundin? Sie lässt ja gar nichts mehr von sich hören.“

Jetzt sah Jakob sie an. Seine Lider flatterten, und es zuckte in seinem Gesicht. Es ging beinahe über seine Kräfte, sich zu beherrschen.

„Hast du nicht mit ihr gebrochen?“, fragte er heiser.

„Das war doch nicht so ernst gemeint.“ Katja gab sich großherzig und versöhnlich. „Ich hatte damals einen schlechten Tag.“

„Du hast dich ja sehr schnell getröstet“, meinte Jakob enttäuscht.

Katja schenkte ihm ein frostiges Lächeln.

„Was hast du erwartet? Dass ich ein Trauerjahr halte und mir nach dir die Tränen aus dem Kopf weine?“

„Und auch noch mit meinem besten Freund“, zischte Jakob Hofbauer.

Katja setzte eine Unschuldsmiene auf.

„Was hätte ich denn machen sollen, nachdem du was mit meiner besten Freundin angefangen hattest? Ich habe schon immer sehr viel für Kurt empfunden. Ich hab’s nur nie gezeigt, um dich nicht zu kränken. Inzwischen konnte ich feststellen, dass er sogar besser zu mir passt als du.“

„Dann werdet doch glücklich, ihr zwei!“, blaffte Jakob angriffslustig.

Katja legte ihre Hand lächelnd auf Kurts Arm. „Das sind wir bereits.“

„Meinen Segen habt ihr.“

„Hörst du, Kurt?“, sagte Katja Stemmle, als würde sie das sehr nett von Jakob finden. „Ist das nicht wahnsinnig edel von ihm?“

Jakob drehte sich abrupt um, kehrte an seinen Tisch zurück, verlangte die Rechnung und verließ mit seinem Bekannten wenige Augenblicke später das Lokal.

Katja freute sich nicht über ihren Triumph, im Gegenteil, er schmerzte sie.

Kurt schüttelte mit gefurchter Stirn den Kopf.

„Es war nicht richtig, hierherzukommen.“

Katja Stemmle schob trotzig ihr Kinn vor.

„Warum sollen wir uns verstecken?“ Sie kniff die Augen zusammen. „Ist es dir etwa peinlich, dich mit mir in der Öffentlichkeit zu zeigen?“

„Das nicht“, antwortete Kurt, „ich bin nur gegen jede Art von Provokation.“

In der jungen Frau erwachten neue Zweifel. Handelte sie wirklich richtig? Überspannte sie den Bogen nicht zu sehr? Machte sie es Jakob nicht unmöglich, zu ihr zurückzukehren? War der Schuss nach hinten losgegangen? Hatte sie Jakob Hofbauer heute endgültig verloren?

Eifersucht, Tränen und letzter Wunsch: 5 Arztromane

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