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Als Schwester Katja tags darauf von Lotte Gerstäckers Verzweiflungstat erfuhr, traf sie der Schock mit der Wucht eines Keulenschlages. Sie suchte Kurt Haagen im Reisebüro auf und gestand ihm, dass sie ihn lediglich benutzt hatte, um Jakob Hofbauer wiederzubekommen.

Das war nicht sehr schmeichelhaft für ihn, doch Katja war mit ihrer haarsträubenden Beichte noch nicht fertig. Sie erzählte Kurt, was sie alles getan hatte, um Lotte auszuschalten, und er erfuhr von ihr zum Schluss, wie Lotte darauf reagiert hatte. Das erschütterte ihn so sehr, dass er krächzend sagte: „Ich möchte dich nie mehr wiedersehen, Katja.“

Sie konnte ihn verstehen. Sie konnte sich ja selbst nicht mehr ausstehen, aber im Unterschied zu Kurt war sie gezwungen, mit sich zu leben.

Er begab sich sofort in die Paracelsus-Klinik, um Lotte weinend um Verzeihung zu bitten und ihr zu sagen, dass er sie liebe. Sie vergab ihm und sie versöhnten sich, wobei sie beide weinten. Aber es waren Tränen, die erleichterten - und nach diesen Tränen kam das pure Glück.

Sobald es Lotte Gerstäcker besser ging, wagte auch Katja Stemmle sich zu ihr, um sie um Vergebung zu bitten, und nachdem Lotte ihr verziehen hatte, wünschte die junge Pflegerin der Patientin für ihre gemeinsame Zukunft mit Kurt Haagen alles Glück der Welt.

Anderntags erlitt Schwester Katja in der Paracelsus-Klinik einen schweren Zusammenbruch, und als Chefarzt Dr. Härtling sie untersuchte, musste er feststellen, dass seine wertvolle Mitarbeiterin an Leukämie erkrankt war. Blutkrebs, wie es im Volksmund hieß.

Katja hatte es befürchtet. Dr. Härtlings niederschmetternde Diagnose war für sie nur noch eine Bestätigung dieser schlimmen Ahnung.

Alle waren erschüttert. Niemand wollte es glauben. Am wenigsten Oberarzt Dr. Berger, der der Pflegerin auch persönlich zugetan war.

Katja Stemmles furchtbares Schicksal stimmte ihn sehr traurig. Dr. Härtlings Diagnose kam einem Todesurteil gleich. Angesichts dieser schrecklichen Aussichten konnte Kurt Haagen nicht länger böse auf Katja sein.

Er besuchte sie, so oft er konnte, und häufig kam er in Lotte Gerstäckers Begleitung. Es tat Katja gut, zu sehen, dass sie mit ihrer blinden Rachsucht keinen irreparablen Schaden angerichtet hatte, und es war Balsam für ihre leidende Seele, dass die beiden bereit waren, zu vergessen, was sie ihnen angetan hatte.

Schwester Katja, die jahrelang im Dienst der Krankenpflege gestanden hatte, brauchte nun selbst Hilfe und Pflege. Sie wurde mit Zystostatika therapiert, und man bestrahlte ihr Blut, umso viele Leukämiezellen wie möglich zu zerstören. Außerdem wurden ihre Milz und ihre Lymphknoten bestrahlt, und man hoffte auf einen Erfolg der intravenösen Zufuhr von Radionukliden, die zur Bestrahlung von innen dienten.

Tagelanges Hoffen und Bangen. Würde Schwester Katja auf die vielfältigen Behandlungen ansprechen? Würden sich ihre Werte bessern?

Noch war keine Besserung erkennbar. Katja verlor an Gewicht. Sie sah sehr schlecht aus, und ihr Gesicht war wächsern. Dr. Berger verbrachte jede freie Minute an ihrem Krankenbett und sprach ihr Mut zu. Ihre Fieberkurve verlief äußerst sprunghaft. In ihrer Mundhöhle und im Rachen zeigten sich die für diese heimtückische Krankheit charakteristischen nekrotisch-blutigen Veränderungen. Zunge und Lippen waren trocken und rissig.

Als Dr. Jakob Hofbauer sich endlich dazu aufgerafft hatte, sie zu besuchen, war er zutiefst erschüttert. Er erkannte Katja fast nicht wieder, und er weinte und war unglücklich, weil er ihr nicht helfen konnte. Er erzählte ihr, dass er sich von Birgit Mendl getrennt hatte. Sie arbeitete auch nicht mehr für ihn. Er hatte jetzt eine andere Sekretärin. Eine reife, zuverlässige Kraft, die geschieden war und von Männern nichts mehr wissen wollte.

„Vergib mir, wenn du kannst, Katja“, flehte er mit tränenerstickter. Stimme. „Es tut mir aufrichtig leid, was ich dir angetan habe. Ich war so töricht, Leidenschaft mit Liebe zu verwechseln, habe erst begriffen, was ich an dir hatte, als du nicht mehr für mich da warst. Bitte lass mich wieder ein in dein Herz und liebe mich wie damals. Ich werde dir nie wieder so großes Leid zufügen. Ich verspreche es, ich schwöre es!“

Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie schüttelte unendlich langsam den Kopf und flüsterte: „Zu spät, Jakob. Es ist zu spät. Ich werde sterben.“

Die Angst um Katja schnürte ihm so sehr die Kehle zu, dass er kein Wort mehr herausbrachte.

Eifersucht, Tränen und letzter Wunsch: 5 Arztromane

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