Читать книгу Eifersucht, Tränen und letzter Wunsch: 5 Arztromane - A. F. Morland - Страница 23
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ОглавлениеEine Woche später ...
Dr. Sören Härtling legte an diesem Tag ein Tempo vor, bei dem Schwester Katja kaum mitkam. Sie hatte schlecht geschlafen, viel geschwitzt und leicht gefiebert, so dass sie sich bereits am Morgen ausgelaugt gefühlt hatte. Da der Klinikchef nichts davon wusste, konnte er darauf auch nicht Rücksicht nehmen.
Zu Mittag stellte der Leiter der Paracelsus-Klinik aber dann fest: „Sie sehen ziemlich geschafft aus, Schwester Katja. Machen Sie zwei Stunden Pause, und wenn Sie sich danach noch nicht richtig erholt fühlen, gehen Sie heim.“
Nach Hause gehen kam für Katja Stemmle aber nicht in Frage. Nach zwei Stunden Pause hatte sie genug Kraft getankt, um weiterzumachen und ihre reguläre Dienstzeit einzuhalten.
Jakob holte sie von der Klinik ab. Sie fuhren nach Pullach und spazierten durch den dichten, dunklen Wald. Den jungen Anwalt schien etwas zu beschäftigen. Er war sehr wortkarg.
„Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“, erkundigte sich Katja. „Hast du Probleme mit der Kanzlei?“
„Mit der Kanzlei?“ Dr. Jakob Hofbauer schüttelte den Kopf. „Nein, die kommt immer besser in Schwung.“
„Ärger mit Klienten?“
„Auch nicht. Es läuft alles prima.“
„Warum bist du dann so schweigsam?“, wollte Katja wissen.
Jakob seufzte. Er riss im Vorbeigehen von einem Busch ein Blatt ab und spielte damit.
„Einer meiner Klienten hat sich in einen langwierigen Rechtsstreit eingelassen, und nun befürchtet er, dass ihm vorzeitig die Luft ausgeht. Aus diesem Grund strebt er einen außergerichtlichen Vergleich an, und ich soll seinen schwierigen und starrsinnigen Kontrahenten dazu bringen, dem zuzustimmen.“
Katja blieb stehen, legte ihm die Arme um den Hals und küsste ihn.
„Du bist ein guter, tüchtiger Anwalt. Du wirst das schon schaffen.“
Sie gingen weiter. Jakob ließ das Blatt fallen.
„Dieser Kontrahent befindet sich in Hamburg“, sagte er.
„Das heißt, du musst dahin.“ Katjas Stimme klang begreiflicherweise nicht sehr erfreut. Sie war nicht gern von ihrem Verlobten getrennt. Jakob Hofbauer nickte betrübt.
„Ich muss dahin und den Mann so lange mit versteckten Drohungen, vagen Versprechungen und verlockenden Zugeständnissen bearbeiten, bis ich sein Einverständnis habe.“
„Wie lange wird das dauern?“, fragte Katja Stemmle mit belegter Stimme.
„Kann ich nicht sagen. Vielleicht habe ich ihn in zwei Tagen weichgekocht. Vielleicht aber auch erst in einer Woche.“
„Und Birgit?“, fragte Katja nervös. „Wird sie dich begleiten?“
„Ich kann sie nicht entbehren.“
„Aha.“ Katja fühlte sich unbehaglich. Birgit und Jakob rund um die Uhr zusammen. In einer anderen Stadt. Das konnte Katja unmöglich gefallen.
Jakob Hofbauer blieb stehen. Er legte die Finger unter Katjas Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.
„Hör mal, Liebling, du brauchst dir wegen Birgit keine Sorgen zu machen.“
„Es passiert eine ganze Menge auf solchen Geschäftsreisen, wie man so hört.“
„Auf dieser Reise wird überhaupt nichts passieren, das verspreche ich dir. Birgit und ich werden in Hamburg nichts weiter tun, als sehr hart arbeiten.“ Jakob legte Katja die Hände auf die Schultern und schüttelte sie sanft, als wollte er sie wachrütteln. „Schatz, wir sind verlobt. Ich liebe dich. Birgit Mendl ist für mich ein geschlechtsloses Wesen. Ich will nichts von ihr, und sie will nichts von mir.“
„Letzteres ist leider nicht so sicher“, entgegnete Katja.
„Birgit ist deine beste Freundin.“
Katja lachte blechern. „Wenn es um Männer geht, gibt es für sie keine beste Freundin.“
„Ich bin nicht ihr Typ.“
„Hat sie das gesagt?“
„Nicht direkt“, antwortete Jakob, „aber so etwas merkt man.“ Er küsste seine besorgte Verlobte. „Sie hat sich bisher mustergültig verhalten, und so wird das auch in Zukunft sein.“ Er sah sie forschend an. „Wenn du ihr und mir so wenig vertraust, warum hast du ihr dann den Job in meiner Kanzlei verschafft?“
Sie gingen schweigend weiter, und Katja dachte: Es wird nichts passieren. Es wird schon nichts passieren. Wenn aber doch etwas passiert, bin ich zu jeder Gemeinheit bereit, um mir Jakob zurückzuholen.