Читать книгу Eifersucht, Tränen und letzter Wunsch: 5 Arztromane - A. F. Morland - Страница 25

18

Оглавление

Tags darauf rief Jakob Hofbauer wieder an. Die Verhandlungen waren langwierig und kräfteraubend gewesen und hatten wieder kein Ergebnis gebracht.

„Ich bin geschlaucht“, stöhnte der junge Anwalt. „Und frustriert. Ich weiß nicht, wie ich diesen sturen Mistkerl packen soll. Normalerweise erkennt man bei einem Gegner nach dem ersten abtastenden Gespräch die eine oder andere Schwachstelle, wo man seinen Hebel ansetzen und möglicherweise zum Erfolg kommen kann, doch bei dem nichts. Was immer ich auch versuche, ich beiße auf Granit. Ich bin am Verzweifeln, Schatz.“

„Lass den Kopf nicht hängen!“, tröstete Katja ihren Verlobten. „Du bist tüchtig. Du bist klug. Du weißt deine Ziele mit großer Hartnäckigkeit zu verfolgen. Du wirst das Eis, das diesen Mann umgibt, zum Schmelzen bringen, da bin ich ganz sicher.“

Der junge Anwalt seufzte geplagt: „Ich wollte, ich wäre mir dessen genauso sicher wie du, Liebes.“

Katja sprach ihm noch eine Weile Mut zu, dann beendeten sie das Gespräch. Als Katja zu Bett ging, war ihre Temperatur leicht erhöht.

War das Telefonat mit Jakob daran schuld? Wohl kaum. Katja war kein Teenager mehr, der halb in Ohnmacht fiel und alle Zustände bekam, wenn er mit seinem Liebsten telefonierte.

Was ist bloß los mit mir?, fragte sich die junge Krankenschwester. Habe ich mir in der Paracelsus-Klinik irgendeine Infektion geholt?

Diese plötzlichen Fieberschübe kamen jetzt häufiger. Sie traten ohne erkennbaren Grund auf. Da Katja tagaus, tagein mit Krankheiten zu tun hatte, waren ihr viele Symptome bekannt, und sie wusste auch, welchen Leiden sie zuzuordnen waren, doch in ihrem eigenen Fall vermochte sie keine zuverlässige Diagnose zu stellen. Sie vermutete dies und das, nahm an, dass sie eventuell einen entzündlichen Herd in sich hatte, aber genau vermochte sie nicht festzustellen, was ihr fehlte.

Sie verdrängte das Ganze, war bemüht, in der Klinik ihre volle Leistung zu erbringen und Dr. Berger tunlichst aus dem Weg zu gehen, solange Jakob in Hamburg war.

„Warum weichen Sie mir aus, Schwester Katja?“, fragte Alfred Berger prompt, als die junge Pflegerin nach Dienstschluss die Paracelsus-Klinik verließ.

Sie sah ihn an, als wäre sie überrascht. „Tue ich das?“

„Ja. Obwohl es dafür absolut keinen Grund gibt“, behauptete der gut aussehende Oberarzt. „ Sie wollen privat nichts von mir wissen.“ Er hob die Hände. „Okay, ich hab’s begriffen und werde Sie nie mehr belästigen.“ Er sah sie ernst an. „Ich möchte auf keinen Fall, dass Sie sich von mir bedrängt oder verfolgt fühlen. Lassen Sie uns wie gute Kameraden freundlich und nett miteinander umgehen, und befürchten Sie bitte hinter nichts, was ich sage oder tue, einen listigen Hintergedanken. Sie können mir vertrauen, Schwester Katja. Ich bin ein guter, ehrlicher Freund.“

Katja lächelte ihn an und streckte ihm die Hand entgegen.

„Gute, ehrliche Freunde kann man nie genug haben.“

„Sind wir das nun Freunde?“, fragte er zaghaft.

Sie nickte. „Das sind wir, Alfred.“

Er strahlte sie zufrieden an.

Zu Hause wartete eine Menge Arbeit auf Katja. Sie putzte die Fenster, wusch sämtliche Vorhänge, wechselte das Bettzeug und fiel letztendlich todmüde ins Bett.

Es war kurz nach Mitternacht, als das Läuten des Telefons sie aus tiefstem Schlaf riss. War etwas passiert? In der Paracelsus-Klinik? In Hamburg?

Schlaftrunken tastete sie nach dem Hörer. Vielleicht brauchte man sie in der Klinik. Vielleicht hatte es irgendwo eine Katastrophe gegeben. Eine Massenkarambolage auf der Autobahn. Ein Zugunglück. Eine Gasexplosion in einem mehrstöckigen Wohnhaus. Und nun brauchten mehr Verletzte rasche Hilfe, als das Nachtpersonal bewältigen konnte ...

Endlich fand Katja den Hörer und meldete sich mit kratziger Stimme. Am anderen Ende herrschte kurz Schweigen. Dann fragte Jakob Hofbauer: „Hast du schon geschlafen, Katja?“

„Was sonst sollte ich um diese Zeit tun?“, gab sie ächzend zurück. Sie unterdrückte ein Gähnen, knipste die Nachttischlampe an und rieb sich den Schlaf aus den Augen.

„Tut mir leid, dich geweckt zu haben.“ Seine Stimme klang ... Katja wusste nicht genau, wie sie klang. Auf jeden Fall fremd. Und deprimiert. Und nervös. Und traurig. Auch schuldbeladen?

„Bist du heute endlich einen Schritt weitergekommen?“, fragte sie.

„Nein.“

„Aus welchem Grund rufst du zu so später Stunde an?“, fragte Katja. Sie ahnte Schreckliches.

„Katja, ich ... Ich habe dir etwas sehr Wichtiges zu sagen ...“

„Scheint sich um nichts Erfreuliches zu handeln“, erwiderte Katja gepresst.

„Du hast recht, es ist nichts Erfreuliches“, bestätigte Dr. Hofbauer in Hamburg, „aber ich erachte es als meine Pflicht ... Ich bin es dir schuldig ...“

„Wieso stotterst du so herum, Jakob?“ Katja fröstelte. Ihre Kehle war eng, und ihre Augen schwammen in Tränen.

„Weil ... weil ... Gott, es fällt mir so entsetzlich schwer, dir zu sagen ...“

„Es hat mit Birgit und dir zu tun, nicht wahr?“

„Ja“, gab der junge Anwalt zerknirscht zu.

„Es ist passiert.“ Es ging beinahe über Katjas Kräfte, das zu sagen.

„Ja“, kam es kleinlaut durch die Leitung.

„Jakob“, sagte Katja unendlich vorwurfsvoll. Jetzt rannen ihr die Tränen über die Wangen, und sie war grauenvoll unglücklich.

„Es tut mir wahnsinnig leid, Katja“, sagte Jakob Hofbauer niedergeschlagen. „Ich wollte dir nicht wehtun.“

„Aber du hast es getan.“ Für Katja stürzte die Welt ein. Sie war verzweifelt. Sie hatte Jakob verloren. Den Mann, den sie so sehr geliebt hatte, dessen Frau sie hatte werden wollen - mit dem sie hatte alt werden wollen. Sie hatte ihn an ihre beste Freundin verloren. O Gott, sie hatte befürchtet, dass es passieren würde. Sie hatte es gewusst.

„Ich habe mich in Birgit verliebt - und sie sich in mich“, gestand Dr. Hofbauer zerknirscht. „Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte. Ich schwöre, ich hab’ das weder geplant noch beabsichtigt. Es hat sich einfach ... ergeben ...“

Es musste sich ergeben, dachte Katja todunglücklich. Bei Birgit ergibt sich so etwas immer. Wie konnte ich nur so blöd sein, ihr diesen Job zu verschaffen? Ich habe unserer Beziehung damit selbst das Grab geschaufelt.

Jakob hatte vor seiner Abreise gesagt: „Auf dieser Reise wird überhaupt nichts passieren, das verspreche ich dir. Birgit und ich werden in Hamburg nichts weiter tun, als sehr hart arbeiten.“ Lüge! Alles Lüge. „Schatz, wir sind verlobt. Ich liebe dich. Birgit ist für mich ein geschlechtsloses Wesen. Ich will nichts von ihr, und sie will nichts von mir.“

„Letzteres ist leider nicht so sicher“, hatte Katja entgegnet.

Und Jakob hatte gemeint: „Birgit ist deine beste Freundin.“

Katja hatte blechern gelacht.

„Wenn es um Männer geht, gibt es für sie keine beste Freundin.“

„Ich bin nicht ihr Typ.“

„Hat sie das gesagt?“

„Nicht direkt“, hatte Jakob geantwortet, „aber so etwas merkt man. Sie hat sich bisher mustergültig verhalten, und so wird das auch in Zukunft sein.“

Oh, Katja konnte sich noch an jedes Wort ganz genau erinnern, und sie hatte sich dazu gezwungen, Jakob zu glauben und ihm zu vertrauen. Was für ein verhängnisvoller, folgenschwerer, nicht wiedergutzumachender Fehler.

„Es tut mir leid, Katja“, sagte Jakob Hofbauer gebrochen. „So leid. So unendlich leid.“

Sie legte auf, hatte nicht mehr die Kraft, ihm weiter zuzuhören. Aus, dachte sie, von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt. Alles aus. Liebe, Glück, Hoffnung, Zukunft, Zweisamkeit ... Vorbei. Alles vorbei.

Sie rollte sich unter der Bettdecke zusammen, krümmte sich unter den heftig bohrenden Schmerzen eines unbewältigbaren Liebeskummers und ließ ihren Tränen freien Lauf.

Eifersucht, Tränen und letzter Wunsch: 5 Arztromane

Подняться наверх