Читать книгу Eifersucht, Tränen und letzter Wunsch: 5 Arztromane - A. F. Morland - Страница 35
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ОглавлениеSie hatten wieder einmal zusammen Nachtdienst, und Dr. Berger goss Katja wieder seinen köstlich duftenden und noch köstlicher schmeckenden Kaffee ein. Es war eine ruhige Nacht. Fast alle Patienten schliefen, und jene, die wach waren, gaben Ruhe. Zum Glück brauchte sich Schwester Katja mit keiner zweiten Martha Golombek herumzuärgern.
„Mein Bruder hat mir geschrieben“, erzählte der Oberarzt.
„So? Was denn?“, fragte Katja neugierig.
Dr. Berger strich sich über den Oberlippenbart und zuckte mit den Achseln.
„Ich weiß es nicht.“
„Sie wissen es nicht?“
„Ich habe den Brief ungeöffnet zurückgeschickt.“
Katja schüttelte den Kopf.
„Das hätten Sie nicht tun sollen, Alfred. Vielleicht wollte Ihr Bruder Sie bitten, dass Sie sich mit ihm wieder versöhnen.“
Das Gesicht des Oberarztes drückte totale Ablehnung aus.
„Sie wissen, wie ich darüber denke.“
Katja Stemmle seufzte.
„Ja, leider weiß ich das, und ich wünschte, es wäre mir möglich, Sie zur Vernunft zu bringen.“
Nachdem sie den Kaffee getrunken hatte, bedankte sie sich dafür und machte ihre Kontrollrunde. Sie brachte einer Patientin auf deren Wunsch ein Schlafmittel, einer anderen lockerte sie den schmerzenden Verband. Sie bekam Kopfschmerzen. Eine Zeitlang vermochte sie sie zu ignorieren, doch sie wurden immer stärker, und als Dr. Berger Katja wiedersah, sagte er besorgt: „Sie sehen aber gar nicht gut aus, Schwester.“
„Ich habe wahnsinnige Kopfschmerzen“, ächzte die Pflegerin.
„Und Sie sind schrecklich bleich“, stellte der Oberarzt fest. „Sie sollten sich mal auf Herz und Nieren untersuchen lassen.“
Katja Stemmle winkte ab. „Ach, ich bin nicht krank.“
„Das ließe sich feststellen.“
Katja massierte ihre Schläfen.
„In letzter Zeit ist nur zu viel auf mich eingestürmt, wissen Sie?“
„Gehen Sie nach Hause!“, riet Dr. Berger.
„Das kann ich nicht.“
„Ich treibe Ersatz für Sie auf“, sagte der Oberarzt.
Katja schüttelte den schmerzenden Kopf. „Das möchte ich nicht.“
„Sie gehen jetzt heim und legen sich hin“, befahl Alfred Berger energisch. „Das ist sowohl eine dienstliche als auch eine ärztliche Anweisung, der Sie Folge zu leisten haben. Ich dulde keine Widerrede.“
Katja gehorchte. Zu Hause untersuchte sie sich selbst. Heute ging es ihr zum ersten Mal so schlecht, dass sie ihren Dienst vorzeitig beenden musste.
Sie hatte am Morgen Zahnfleischbluten gehabt, auf ihrer Haut hatten sich vereinzelt kleine rote Flecken gebildet, sie wurde schon den ganzen Tag immer wieder von leichten Schwindelanfällen heimgesucht, und Milz und Lymphdrüsen waren vergrößert, wie sie beunruhigt feststellte.
Sie hatte einen Verdacht, der sie erschreckte. Heiße Tränen quollen aus ihren Augen. Sie legte die Hände auf ihre bleichen Wangen und flüsterte angsterfüllt: „O Gott, nein!“