Читать книгу Eifersucht, Tränen und letzter Wunsch: 5 Arztromane - A. F. Morland - Страница 32
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ОглавлениеDas Ehepaar Härtling genoss den lauen Sommerabend auf der Terrasse. Eine Grille zirpte. Ein sanfter Lufthauch brachte die Blätter der nahen Birken zum Wispern. Sören Härtling erzählte seiner Frau den neuesten Kliniktratsch und trank ab und zu einen Schluck Rotwein, der sein Glas wie einen großen Rubin zum Funkeln brachte, und nach dem Thema Paracelsus-Klinik kamen die Kinder dran - ein schier unerschöpflicher Gesprächsstoff.
Josee hatte in letzter Zeit sehr gute Lernerfolge aufzuweisen. Tom hatte sich in einigen Fächern unwesentlich verschlechtert, weil er sich zu intensiv mit seinem Computer befasst hatte. Jana Härtling hatte den elektronisch orientierten Eifer ihres Sohnes ein wenig zurückgeschraubt, und das Ergebnis des heutigen Tests war auch prompt wieder recht zufriedenstellend ausgefallen. Ben machte seit zwei Wochen einer hübschen Mitschülerin den Hof. Leider vergeblich, wie Jana von Dana wusste, weil besagte Mitschülerin zur Zeit einen festen Freund hatte. Und Dana wurde von einem hartnäckigen Verehrer verfolgt, der nicht ihr Typ war, dies aber beharrlich ignorierte und sich von ihr zwangsläufig einen Korb nach dem anderen holte.
Dr. Härtling sah seine Frau lächelnd an.
„Es ist sehr schön, Kinder zu haben.“
Jana legte die Hand sanft auf seinen Arm.
„Ich kann mir ein Leben ohne sie gar nicht vorstellen.“
„Eines Tages werden sie flügge sein und das Nest verlassen“, sagte Sören.
„Ich hoffe, sie werden uns auch dann noch an ihrem Leben Anteil nehmen lassen.“
„Das hängt nicht nur von ihnen, sondern auch von den Partnern ab, die sie haben werden“, meinte Sören Härtling. „Auf jeden Fall werden wir dann ein wenig mehr Zeit füreinander haben, und das wird uns auch recht guttun.“
Jana legte den Kopf auf die Schulter ihres Mannes. Sie schwiegen eine Weile. Schließlich fragte Jana: „Woran denkst du?“
„Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel“, gab ihr Mann zurück. „Mir geht dieser verrückte Anrufer nicht aus dem Sinn. Und Linda Le Brock. Und der Nachtklub ‘Crazy Frog’. Der Bursche, der uns mit seinen Anrufen seit Wochen nervt, nannte die Stripperin eine Künstlerin. Er wollte sie fragen, was sie bei der Arbeit empfindet, und war scharf auf ein Autogramm von ihr. Angeblich hat er unsere Nummer von einem Freund, der mit Sicherheit weiß, dass Linda Le Brock hier wohnt.“
„Dieser Freund verschaukelt ihn doch“, sagte Jana Härtling.
„Und er amüsiert sich auf unsere Kosten“, brummte ihr Mann. „Wenn das nicht bald aufhört, sehe ich mich gezwungen, eine andere Telefonnummer zu beantragen.“ Er leerte sein Glas. Janas war noch fast voll.
„Schmeckt dir der Wein nicht?“, erkundigte sich der Klinikchef.
„Doch“, antwortete seine Frau.
„Du trinkst ja kaum davon.“
Jana schmunzelte.
„Ich genieße jeden Schluck.“
„So lange?“
Jana blinzelte schelmisch.
„Gibt es eine mir zufällig nicht bekannte Vorschrift, wonach Wein innerhalb einer genau festgesetzten Frist genossen werden muss?“
Sören Härtling füllte sein Glas, stieß mit seiner Frau an, und dann tranken sie gemeinsam.
„Wann waren wir zum letzten Mal in einem Nachtklub?“, fragte der Klinikchef unvermittelt.
Jana sah ihn überrascht an.
„Ich kann mich nicht erinnern.“
„Hast du Lust, mit mir ins ‘Crazy Frog’ zu gehen?“
„Wenn es unbedingt sein muss“, gab Jana Härtling ohne große Begeisterung zur Antwort. „Was versprichst du dir davon?“
Sören zuckte mit den Schultern.
„Kann ich nicht sagen. Es ist nur so ein Gefühl, das mir rät, da mal hinzugehen.“