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Nachdem ihm der Multi-Millionär gesagt hatte, wo Frank Köhler wohnte, verließ Bernd Schuster Wertheimers Bungalow, um den jungen Playboy aufzusuchen.

Auf seinem Weg dorthin kam Bernd Schuster an den Tennisplätzen vorbei. Er sah einen großen, gutaussehenden blonden Mann Mitte zwanzig. Weißes T-Shirt, weiße Hosen, weiße Socken und weiße Schuhe. Ein Head Rackett unter dem Arm. Sonnengebräunt wie die meisten Leute hier.

Ein Mädchen im Strandkleid rief: „Tony! Hallo, Tony! Wann bringst du mir mal wieder etwas bei?“

„Jederzeit. Du brauchst dich bloß im Büro anzumelden.“

„Hast du nicht auch mal Feierabend?“

„Tut mir leid, Kleines.“

„Oh, schade. Ich würde so gern mal mit dir nachts schwimmen gehen. Nur wir beide ganz allein. Ohne Badeanzug, so ganz ohne. Würde dir das nicht auch gefallen?“

„Ich bin hier als Tennislehrer angestellt. Was du von mir verlangst, könnte mich meinen Job kosten.“

Das Mädchen lief lachend davon. Bernd trat auf den Tennislehrer zu. „Herr Tony, kann ich Sie einen Augenblick sprechen?“

Tony musterte Bernd Schuster mit himmelblauen, ehrlichen Augen. „Tony Crown!“, stellte er sich vor und wies dorthin, wo das Mädchen gestanden hatte.

„Haben Sie das eben mitgekriegt? Solche Angebote erhalte ich täglich.“

„Es muss wohl sehr anstrengend sein, standhaft zu bleiben.“

„Da haben Sie recht. Was kann ich für Sie tun, Mister?“

„Mein Name ist Schuster. Bernd Schuster. Ich bin deutscher Privatdetektiv. Heute erst aus New York angereist, wo wir Urlaub machen. Herr Wertheimer hat mich ersucht, den Mord an seiner Tochter Sylvia aufzuklären.“

Tony Crown senkte den Blick. „Eine traurige Sache.“

„Sylvia Wertheimer war Ihre Schülerin.“

„Ja. Am Nachmittag vor ihrem ... Da hatte sie noch eine Stunde bei mir.“

„Sie sind bei den Mädchen so etwas wie ein Hahn im Korb. Auch Sylvia hat von Ihnen geschwärmt.“

Tony Crown lächelte kurz. „Vermutlich habe ich das gewisse Etwas. Sylvia war eine gelehrige Schülerin. Sie spielte schon ganz passabel. Nur mit der Rückhand hatte sie noch hin und wieder Probleme.“

„Haben Sie mit dem Mädchen nur über Tennis gesprochen?“

„Für etwas Anderes werde ich nicht bezahlt.“

„Sylvia war kein hässliches Entlein.“

„Ich sehe in allen Mädchen lediglich eine Schülerin. Gleichgültig, wie schön sie sind.“

„Das hört sich so an, als müssten Sie einer Freundin treu sein“, sagte Bernd lächelnd.

„Ich habe keine Freundin.“

„Das ist Ihr Problem. Hat Sylvia Ihnen gegenüber niemals erwähnt, dass sie sich von jemandem beobachtet oder gar verfolgt fühlte?“

„Sie hat nichts dergleichen gesagt.“

„Wurde sie in diesem Feriendorf vielleicht mal von einem Mann belästigt, oder so?“

„Ich habe leider nicht die leiseste Ahnung, Herr Schuster“, antwortete der Tennislehrer.

„Wie sollten Sie auch, wenn Sie mit Sylvia nur über Tennis gesprochen haben. Wie lange unterrichten Sie hier schon, Herr Crown?“

„Seit zwei Monaten. Davor war ich in Los Angeles. Nicht nur als Lehrer. Ich hab’ da einige Turniere gewonnen“, gestand der sonnengebräunte Sonnyboy.

„Und warum sind Sie nach Hawaii gegangen, Herr Crown?“

„Weil ich die Absicht habe, mich hier niederzulassen“, kam die Antwort.

„Das kann ich verstehen“, meinte Bernd. „Wenn Sie mich fragen, warum ich immer noch in Berlin wohne, kann ich Ihnen darauf keine Antwort geben. Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich so etwas wie dumm. Vielleicht ist mein Unterbewusstsein von Hässlichkeit fasziniert. Ich denke, es könnte nicht schaden, wenn ich mit diesem Problem mal zu einem Psychoanalytiker gehen würde. Was meinen Sie?“

„Ich halte nichts von Seelenklempnern. Für mich sind das Ärzte, die kein Blut sehen können.“

„Waren Sie schon mal bei einem?“

„Nein, und keine zehn Pferde bringen mich jemals auf so eine Couch.“

Bernd fingerte seine Roth Händle aus der Hosentasche. „Zigarette?“

„Nein, danke. Ich rauche nicht.“

„Wenn Sie jetzt auch noch behaupten, dass Sie keinen Alkohol trinken, was bleibt Ihnen dann noch?“

„Das Tennis.“

„Ist das nicht ein bisschen wenig?“

„Mir genügt es“, entgegnete Tony.

Bernd zündete sich eine Zigarette an. „Eine Frage unter uns, Herr Crown: Gibt es in diesem Paradies jemanden, dem Sie die Tat zutrauen würden? Was Sie mir eventuell sagen werden, behalte ich selbstverständlich für mich.“

Tony Crown scharrte mit dem Fuß über den roten Ziegelstaub. Er schien einen Verdacht zu haben und überlegte nun, ob er damit herausrücken oder lieber den Mund halten und sich bloß um seinen Job kümmern sollte.

„Howard Jenkins“, platzte es plötzlich aus dem Tennislehrer heraus. „Dem traue ich so ziemlich alles zu. Das ist eine miese Ratte. Hat ständig Alkohol im Blut. Er ist Privatpilot. Fliegt die Urlauber nach Kauai, Maui, Molokai, Lanai oder wohin sie sonst wollen. Er ist ein widerlicher Rabauke, und wenn er mal mehr getrunken hat, als ihm guttut, ist kein Weiberrock vor ihm sicher. Angenommen, er hat es bei Sylvia Wertheimer versucht, und sie hat ihm einen Korb gegeben - in solch einem Fall wäre Howard Jenkins wohl zu allem fähig.“

„Interessant“, sagte Bernd Schuster. „Wo kann ich Jenkins finden?“

„Er sitzt die meiste Zeit auf der Restaurantterrasse und lässt sich langsam, aber sicher volllaufen. Wenn Sie Glück haben, erwischen Sie ihn noch, bevor er volltrunken vom Stuhl fällt.“

„Woran erkenne ich ihn. An seiner roten Schnapsnase?“

Tony Crown schüttelte den Kopf. „Nicht an der Nase, aber an seinem schwarzen, struppigen Vollbart.“

Bestie ohne Gewissen Berlin 1968 Kriminalroman Band 22

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