Читать книгу ZORA - A. J. Benada - Страница 7

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Alles hielt den Atem an.

Selbst der Wind rauschte nicht mehr in den Bäumen.

Zora traute ihren Ohren nicht. Endlich fand sie ihre Sprache wieder.

'

Was

soll ich sein?'

Sie starrte die Alte an, doch Baba murmelte nur gedankenverloren vor sich hin.

'Ja, eine legendäre Kriegerin...'

Dann blickte sie zu Zora hinüber, und auf einmal lächelte sie. Ihre schiefen Zähne blinkten, das Gesicht schien noch verzerrter.

'Du musst wissen, meine Liebe', fuhr sie mit kratziger Stimme fort, 'es gibt nicht mehr viele von ihnen. Einst waren sie die Beschützerinnen von Anthalia und weit über das ganze Reich verteilt.

Sie waren mutig und sehr gefährlich. Sie galten als unbesiegbar.

Mädchen bewunderten sie, Jünglinge verehrten sie und Männer wollten sie zur Frau.

Doch jetzt gibt es nicht mehr viele von ihnen -- die Zeiten haben sich geändert.

Abertausende von Kämpfen haben die Anzahl der Kriegerinnen verringert. Wie viele noch übrig sind, das weiß keiner genau.

Es heißt, sie sollen ausgelöscht worden sein. Doch einige behaupten standhaft, dass sie nicht völlig verschwunden sind.'

'Und was hat das mit mir zu tun?' fragte Zora und schluckte. Sie versuchte krampfhaft eine neue Flut von Tränen zu unterdrücken und hatte der Alten kaum zugehört.

Zu tief saßen noch der Schock und der grausame Schmerz über Amons frühen Tod.

'Nun, das bedeutet, dass Trauer allein deinen Amon nicht zurückholen kann. Aber vielleicht etwas anderes --', Babas Augen weiteten sich und ihre Stimme wurde noch bröckeliger, '-- die heilige Frucht!'

'Die

was

??'

'

Du besitzt die Fähigkeiten, diese Frucht zu finden und damit deinen Liebsten zu retten.'

'

Ich.. ich --' Zora geriet ins Stottern.

Dann sah sie auf Amons vom Feuer gezeichnetes Gesicht hinab, welches sie vorsichtig in ihren Arme gebettet hatte.

' -- Ihn rettern... Ich kann ihn retten?!' fllüsterte sie ungläubig. Es wäre zu schön um wahr zu sein.

Jetzt sah sie die alte Frau direkt an. 'Ihr meint, ich kann ihn wirklich..--?'

' -- zum Leben erwecken. Ja.' meinte Baba trocken, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.

Zwei der umhereilenden Männer hatten Zora geholfen, Amon ins Haus zu bringen. Jetzt lag er auf dem Bett. Er sieht so friedlich aus, dachte Zora, während sie ihn liebevoll betrachtete. Es schien, als wäre er in einen hundertjährigen Schlaf gefallen.

Sie strich ihm die angesengten Haare aus dem Gesicht.

Dann tauschte sie ihr schmuddeliges Kleid gegen einen Rock und ein Shirt, ihre verdreckten Schuhe gegen lange, braune Lederstiefel und irgendwo fand sie noch ein kleines, aber handliches Messer, welches sie an ihrem linken Unterarm befestigte.

Mehr brauchte sie nicht.

Traurig ließ sie ihren Blick durch den weiten Raum schweifen, welcher fast das gesamte Haus einnahm. Sie hatte wirklich alles verloren.

In der hintersten Zimmerecke entdeckte sie plötzlich eine alte Truhe. Sie war ihr bisher noch nie aufgefallen.

Zora ging hinüber und öffnete den schweren Deckel der verstaubten Holzkiste. In ihren Tiefen ertasteten ihre weichen Händen etwas… kühles, schlankes. Sie zögerte erst, doch dann - mit einem kräftigen Schwung - zog sie das etwas heraus. Es war ein Schwert.

Zum hundertsten mal an diesem Tag verschlug es Zora die Sprache. Wieso hatte Amon dieses Schwert ?, fragte sie sich.

Woher

hatte er es?

Dann besann sie sich. Sie würde es sowieso nie erfahren. Oder vielleicht doch.

Wenn sie es schaffte, ihm diese heilige Frucht zu bringen.

Entschlossen steckte sie das Schwert ein. Es war alles was ihr von Amon übrig blieb.

’Warte auf mich... ich werde zurückkommen, versprochen’, flüsterte sie ihm ins Ohr.

Mit einem Ruck wandte sie sich von seiner schlafende Gestalt ab und verließ die Ruine.

Draußen stand immer noch Baba.

'Nun, bist du bereit?'

'Ja. Mütterchen, bitte tut mir einen Gefallen. Würdet ihr auf ihn aufpassen so lange ich weg bin?'

'Natürlich. Aber du wirst Hilfe brauchen, mein Kind. Allein schaffst du es nicht.'

'Ich werde schon zurecht kommen.'

'Da bin ich mir nicht so sicher.' Die Alte zwinkerte kurz.

Pötzlich stand wie aus dem Nichts ein mächtiger Löwe neben ihr.

Zora erschrak heftig.

'Das --' sagte Baba ruhig '-- ist Moya, dein Hirte.'

Das stolze Tier schaute Zora mit seinen großen, ozeanblauen Augen an. Wie Amons Augen. Sie schienen ihr genau in die Seele zu blicken.

'Ein... Hirte?' hauchte Zora, immer noch die große Katze betrachtend, sich in dem Blau verlierend.

'Nicht irgendeiner, Liebes, sondern

dein

Hirte.'

Baba nickte dem Löwen zu.

'Und nun geht!'

Geschmeidig trabte Moya zu Zora hinüber.

Das Mädchen berührte leicht seine Mähne.

Wie stolz und schön er war, dachte sie. Er gab ihr das Gefühl von Stärke.

Zora wandte sich wieder der Alten zu.

'Eine Frage habe ich noch an euch Großmütterchen: Wie finde ich die heilige Frucht?'

'Keine Sorge --', schnarrte Baba, '-- höre einfach auf dein Herz. Es wir dir den Weg weisen. Und nun geh.'

Eine große Hilfe war das Zora nicht gerade, aber was sollte sie auch tun. Sie musste es irgendwie schaffen.

'Auf Wiedersehen und vielen Dank.'

Baba nickte noch einmal.

'Ein Wiedersehen wird es geben’, murmelte sie wie zu sich selbst, ’keine Frage.’

Zora und ihr neuer Begleiter machten sich auf den Weg. Noch nie zuvor war sie außerhalb des Dorfes gewesen, und sie hatte keine Ahnung was sie alles erwarten würde. Doch jetzt würde sie zum ersten mal den Schutz des Tales aufgeben. Vom Hügel aus warf sie einen letzen Blick auf das ausgetrocknete Tal, die Berge und das abgebrannte Dorf, welches einst ihr zu Hause gewesen. Dann verschwand sie hinter der Biegung.

ZORA

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