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Kapitel 8

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Die Welt schien aus den Fugen geraten zu sein.

,Anthrax‘ titelten die Gazetten. Kurz nach dem verheerenden Anschlag auf London, der die Finanzmärkte mit in den Abgrund gerissen hatte, ein bioterroristischer Angriff in den USA.

Die Börsen reagierten mit erneuter Panik. Hunderte Milliarden Dollar an Buchwerten wurden in Sekunden vernichtet. Die Börsen in Hongkong, Frankfurt und New York setzten den Handel auf unbestimmte Zeit aus. Unternehmen kollabierten wie Kartenhäuser. Die Zentralbanken verständigten sich in einer konzertierten Aktion darauf, für einen Zeitraum von drei Monaten Anleihen und Aktien aufzukaufen, um die Lage zu stabilisieren. Das Menetekel einer globalen Bedrohung hing über der zivilisierten Welt und die Welt reagierte kopflos.

Erste Ermittlungsergebnisse in London sprachen von einem großflächigen Blackout als Ursache für die Flugzeugabstürze, die weite Teile Londons verwüstet hatten. Experten erläuterten in Sondersendungen des Fernsehens, dass Störfelder mit enormen Feldstärken nötig wären, um einen derartigen elektromagnetischen Puls zu erzeugen. Immer wieder wurden die Bilder der aus dem Himmel stürzenden Flugzeuge zusammengeschnitten, die Amateurfilmer zur Verfügung gestellt hatten. Brennende Schneisen der Verwüstung in friedlichen Vororten, schwarze Rauchsäulen und überall Körper, die notdürftig verpixelt waren. Weitere Informationen wurden zurückgehalten, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. So erklärte es ein sichtlich schockierter Premierminister in einer Ansprache die Briten.

Auch in den USA wandte sich der amerikanische Präsident zur besten Nachrichtenzeit an die Nation. Er machte einen entschlossenen Eindruck. Entschlossen wie die ganze Nation. Niemals würden sich die USA beugen. Man werde den hinterhältigen Angriff mit Milzbranderregern auf die unschuldige Stadtbevölkerung Milwaukees mit aller Härte beantworten. Niemand dürfe die Stärke der USA unterschätzen.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen kam zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Wirtschafts- und Militärbündnisse rangen um eine Antwort auf die ungeheuerlichen Vorgänge. Rechtspopulistische Kreise forderten die Bildung von Bürgerwehren und die Wiedereinführung der Todesstrafe. Medien ohne Wahrheitsanspruch verbreiteten Meldungen, die von Angriffen durch Aliens, von Vertuschungen durch höchste Regierungskreise und von islamistischen Terrorzellen im Herzen der westlichen Demokratie berichteten. Russland und China boten Hilfe an. Es war ihnen daran gelegen, nicht in ernsthaften Verdacht zu geraten. Die arabischen Staaten protestierten. Sie sahen sich an den Pranger gestellt und fürchteten um die Zukunft ihres Wohlstandes, der durch die globalen Turbulenzen ohnehin gefährdet war.

Wirtschaftsweise beklagten das Versagen der Politik in einem Jahrhundert, das der Menschheit so viele Chancen präsentiert hatte wie nie zuvor. Die Politik habe keine glaubwürdigen Antworten auf die Herausforderungen der Gegenwart, dozierte ein resigniert wirkender Forscher. Man brauche dringend neue Lösungen. Die Gesellschaften seien in sich tief gespalten. Diese Risse gelte es zu kitten. Die Anschläge zeigten, dass keine Zeit mehr für Debatten sei. Die Uhr sei auf eine Minute vor zwölf vorgerückt.

In Genf schaltete ein unauffälliger älterer Herr im ,Le Richemond‘ den Nachrichtenkanal aus. Er hatte in den letzten Tagen viel zu tun gehabt. Die Mühe hatte sich ausgezahlt. Sie tappten im Dunkeln. Zufrieden sah er auf den Bildschirm seines Laptops, auf dem die Analysen dechiffriert wurden. Die Geheimdienste schwärmten aus wie Ameisen und sammelten ein, was als verdächtig gelten konnte. Niemand hatte etwas kommen sehen. Das würde sie erschrecken. Noch erschrockener würden sie sein, wenn sie sich durch den Wust von Festnahmen und Informationen gekämpft hatten und die Analytiker keine Strategie präsentieren konnten.

Hans Rudy sah auf die Uhr. Die Stichworte waren gegeben, die Kontakte erneuert. Er hatte Anweisungen erhalten. Der Zug nach Wien ging in zwei Stunden.

Das Gorbatschow Vermächtnis

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