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Walmart in Deutschland

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Einstieg

Mitte der 1990er Jahre versuchte Walmart mit großem finanziellen Aufwand, auch in Deutschland Fuß zu fassen. 1997 übernahm Walmart 21 Wertkauf-SB-Warenhäuser für rund 750 Millionen Euro, 1998 74 Interspar-Häuser zu einem Preis von 1,3 Milliarden Mark. Walmarts Deutschland-Zentrale war in Wuppertal auf dem Gelände der früheren Justizvollzugsanstalt Wuppertal neben der ehemaligen Wicküler-Brauerei angesiedelt. Die Logistik wurde von einer Tochtergesellschaft abgewickelt, die in Grolsheim und in Bingen-Kempten zwei Logistikzentralen unterhielt.

Probleme und Kritik

Der Konzern machte in Deutschland ausschließlich Verluste; insgesamt geschätzte 3 Mrd. Euro. Allein 2003 fiel ein operativer Verlust von 487 Millionen Euro an, die folgenden Verluste behielt das Unternehmen für sich. Der Rückzug aus Deutschland wird mit 863 Millionen US-Dollar (680 Millionen Euro, 2006) beziffert.

Walmart gelang es nie, sich auf die deutschen Marktbedingungen einzustellen. In dem Zeitraum, in dem Walmart Deutschland Verluste anhäufte, konnte die Kaufland-Gruppe im gleichen Marktsegment stark wachsen. Walmart traf in Deutschland auf ein Einzelhandelsoligopol, dessen Firmen nach ähnlichen Geschäftsprinzipien wie sie selbst arbeiten. So hatte der Konzern von Anfang an keinen Wettbewerbsvorteil. Dazu kam, dass die Walmart-Unternehmenskultur (u. a. Begrüßungspersonal am Eingang, Einpacken der Ware an der Kasse, vorgeschriebene Freundlichkeitfloskeln der Mitarbeiter) in Deutschland weder von Mitarbeitern noch von Kunden positiv angenommen wurde.

Die intern herausgegebene Ethikrichtlinie „Statement of Ethics“ gab Anlass für öffentliche Diskussionen. Bei Herausgabe der Richtlinie wurde laut Walmart darauf hingewiesen, dass die Landesgesetze Vorrang vor dem Leitfaden haben. Entgegen der Darstellung in der Presse seien Beziehungen unter Walmart-Mitarbeitern nicht verboten, solange sie nicht das Arbeitsverhältnis negativ beeinflussen.

Die Einmischung in persönliche Beziehungen von Mitarbeitern ist jedoch ein schwerwiegender Eingriff in die Privatsphäre und mit dem deutschen Recht nicht vereinbar, wie das Wuppertaler Arbeitsgericht feststellte. In der zweiten Instanz scheiterte Walmart ebenfalls, der zuständige Richter des Düsseldorfer Landesarbeitsgerichts sagte: „Dies greift tief in die Persönlichkeitsrechte ein und verstößt gegen die Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes.“

Verkauf an Metro

Walmart-Deutschland-Chef David Wild betonte noch am 18. Juni 2006, dass sich Walmart „definitiv nicht“ aus Deutschland zurückziehen werde. Am 28. Juli 2006 gab Walmart den Rückzug bekannt, die 85 Märkte in Deutschland gingen an die Metro AG bzw. deren Supermarktkette Real.

Im Oktober 2006 hat das Bundeskartellamt die Übernahme der von Walmart in Deutschland betriebenen Selbstbedienungs-Verbrauchermärkte durch die Metro AG freigegeben. Sie übernahm gleichzeitig 19 Filialimmobilien, deren Wert nach eigenen Angaben den nicht genannten Kaufpreis übersteigt. Die Europäische Kommission, die aufgrund der Umsatzschwellen der Unternehmen für die Fusion zuständig gewesen wäre, hatte den Fall auf Antrag der beteiligten Unternehmen an das Bundeskartellamt verwiesen, da von dem Verfahren ausschließlich Märkte innerhalb Deutschlands betroffen waren. Die Fusion wurde vom Bundeskartellamt ohne Auflagen genehmigt, weil sie nicht zur Entstehung oder Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung führte.

Ende Dezember 2006 wurden 15 Warenhäuser mit 1.200 Mitarbeitern sowie die Wuppertaler Hauptverwaltung geschlossen und die verbleibenden 70 Filialen als Real-Märkte weitergeführt. Die Firma Walmart Germany wurde am 4. April 2007 aus dem Handelsregister gelöscht.

Die neun erfolgreichsten Konzerne der Wirtschaftswelt

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