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Fast zeitgleich in Sharm el Sheikh

Gundula wartete bereits seit einigen Minuten in der Lobby des Hotels, und sie hatte sich Kleider und einen großen Sonnenhut von Sabine angezogen. Statur und Größe waren sehr ähnlich, und so hielten das Hotelpersonal und wohl auch die anwesenden Gäste Gundula für Ms. Sabine Hansen aus der Nähe von Hamburg. Mit Karl hatte sie dieses Täuschungsmanöver vereinbart, und heute sollte der alles entscheidende Tag sein, der Tag, an dem Sabine offiziell ein Unglück geschehen sollte und die Millionen, die sie besaß, endlich ihr und Karl gehören würden. Das verdammte Versteckspiel hatte damit ein Ende. Seit dem Studium waren sie und Karl bereits ein Paar, aber damals eben mittellose Studenten ohne Perspektive. Aus Gründen der Vernunft hatte Gundula mit ansehen müssen, wie ihre große Liebe Sabine heiratete. Nicht erst seit Sabine Karl mit dem Tennistrainer betrogen hatte, reifte der Plan, den sie heute endlich umsetzten, aber ja, Karl hatte lange große Skrupel gehabt, die er erst hatte beiseiteschieben können, als Sabine ihn so schamlos betrogen hatte.

Mit diesen Gedanken beschäftigt sah Gundula gar nicht, wie Karl die Lobby betrat, und erst, als er schon vor ihr stand, bemerkte sie ihn. Er gab Gundula einen liebevollen Kuss und sagte laut: »Na, Sabine musstest du lange warten?«

Gundula erwiderte den Kuss. »Nein, Schatz, alles ist gut. Können wir nun zum Tauchen?«

Ja, der Plan war ziemlich perfekt, während Karl Sabine in der Wüste für immer losgeworden war, hatte Gundula hier im Hotel die wartende liebe Ehefrau gespielt, und jedermann würde unter Eid bezeugen können, dass sich die Hansens zum einen liebten, zum anderen gemeinsam zum Tauchen aufgebrochen waren. Die Charade war schon klug erdacht und die Einzige, die bei allem wirklich die Arschkarte hatte, war Sabine. Sie würde alles verlieren, ihr Geld, ihre Freiheit und irgendwann sicher auch ihr Leben, denn sowohl Karl als auch Gundula rechneten nicht damit, dass Sabine länger als ein paar Tage unter den extremen Bedingungen überleben würde, zumal sie sich sicher mit ihrer großen Klappe bei einem Mann aus diesem Land nicht gerade Liebkind machen würde.

Karl bot Gundula seinen Arm an, und so verließen beide in großer Eintracht die Lobby des Hotels und liefen zum hoteleigenen Anleger, wo bereits das gecharterte Motorboot auf die beiden wartete. Unterwegs achteten beide betont darauf, dass sie wahrgenommen wurden. Karl startete das Boot und mit zunehmender Geschwindigkeit steuerte er es durch die kleine Bucht raus auf das offene Rote Meer. Der Bug stieg mit zunehmendem Tempo aus dem Wasser, die Heckwelle wuchs rasch, sodass es nur wenige Minuten dauerte, bis die beiden mit dem Boot außer Sichtweite des Hotels und der Küste waren. Der Plan war recht einfach. Gundula sollte die Tauchausrüstung anlegen, und offizielle Sprachregelung sollte die sein, dass Sabine weit draußen an den letzten Riffs getaucht, wohl die Zeit nicht eingehalten hätte und wohl auch leicht zu tief geraten wäre und ihr dann die Luft da unten ausgegangen sei. Karl hätte, wie verabredet, gewartet und wäre auch nach der Zeit noch einige Minuten geblieben, um erst dann zurückzufahren. Gundula würde also Sabine spielen, würde aber kurz vor dem Hafen mit genügend Sauerstoff abtauchen und in der Nachbarbucht, die sehr einsam und kaum frequentiert war, an Land gehen und sich in die allein reisende Gundula Ganzer verwandeln, die nur mal eben dort schwimmen war.

***

Die beiden zogen den Plan durch, der auch perfekt funktionierte, und so spielte Karl nach Stunden bei seiner Einfahrt in die Bucht den bestürzten und überaus besorgten Ehemann, der völlig aufgelöst war – nahe einem Nervenzusammenbruch. Alles perfekt, alles ideal, und so war es auch mehr als verständlich für jeden Beobachter, dass Karl Hansen, entgegen der Buchung, zwei Tage, nachdem die offizielle Suche nach der verunglückten Sabine Hansen eingestellt worden war, den Rückflug antrat, um in der Heimat das Notwendige einzuleiten.

In Hamburg waren die Behörden schon im Bilde, das Konsulat in Sharm el Sheikh hatte einen ausführlichen Bericht geschickt und auch die Sicht der ägyptischen Behörden sowie deren Ermittlungsergebnisse an die deutschen Behörden weitergeleitet, und so war von Anfang an jedem klar, dass hier ein Ehemann um seine Ehefrau trauerte. So half man diesem armen Mann, der gerade auf so tragische Art seine geliebte Frau verloren hatte, bei allen notwendigen Behördenangelegenheiten.

***

Es waren daher auch gerade vier Wochen verstrichen, als Karl und Gundula gemeinsam auf dem Sofa saßen und das Schreiben des Amtsgerichtes betrachteten, in dem das Gericht Frau Sabine Hansen für tot erklärte und der Richter Karl sein Beileid zu dieser Tragödie aussprach. Die schauspielerische Leistung der beiden Ärzte, die sich schon lange heimlich liebten, war eigentlich reif für den Oskar, und so fragte niemand mehr nach Sabine Hansen, die war jetzt offiziell tot und Karl der einzige Erbe.

Abenteuer einer Sklavin | Erotischer SM-Roman

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