Читать книгу Gegen die Angst - Adam Hamilton - Страница 8
ОглавлениеTAG 1
FÜRCHTE ICH KEIN UNGLÜCK
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab
trösten mich (Psalm 23,4; Luther).
Ich setzte mich an ihr Bett im Krankenhaus und nahm ihre Hand. Seit fast zwei Jahren kämpfte sie nun schon gegen den Krebs, und nun neigte sich ihre Reise dem Ende zu. Erstaunlich tapfer hatte sie ihre Behandlung ertragen. Doch jetzt zeigte sich Angst in ihren Gesichtszügen. Sie fragte mich: „Adam, liest du mir noch einmal den dreiundzwanzigsten Psalm vor?“ Dieser Bitte kam ich gern nach, und ich machte ihr Mut, die Worte mitzusprechen:
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
Ich spürte, wie sie jeden Satz in sich aufsog, während sie die Worte nachsprach. Sie stellte sich vor, dass Jesus an ihrer Seite stand und liebevoll über ihr wachte. Im Geist sah sie die grünen Wiesen und den kleinen See beim Haus ihrer Großeltern vor sich, an die sie so viele schöne Kindheitserinnerungen hatte.
Ich erzählte ihr von meiner letzten Reise ins Heilige Land. Einige Beduinen hatten mich eingeladen, sie zu begleiten. Sie wollten ihre Herden in die Wüste treiben. Unterwegs wunderte ich mich darüber, dass die Tiere nah bei den Hirten blieben. In diesem trockenen und öden Land führten die Hirten ihre Herde in Gebiete, wo es Nahrung und Wasser in Zisternen gab. Sie tränkten ihre Tiere mit sauberem Wasser. Und wenn ein Schaf auf Abwege geriet, holte die Stimme des Hirten es sofort wieder zurück.
„Ja, auch wenn ich durchs finstere Tal wandere, fürchte ich kein Unglück“, fuhr sie fort, „denn du bist bei mir.“ Ihre Worte wurden langsamer, jedes einzelne voller Inbrunst, und die Angst wich aus ihrem Blick. „Du bist bei mir“, wiederholte sie.
Als wir die letzten Zeilen des Psalms beteten: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar“, erzählte die Frau, wie treffend diese Worte ihr Leben beschrieben. „Ich bin von Schmerz, Kummer und auch Leiden nicht verschont geblieben“, sagte sie, „aber in allem habe ich Gottes Güte und Barmherzigkeit erlebt.“ Als ich mich an diesem Tag von ihr verabschiedete, war ihre Angst verschwunden.
Seit fast dreitausend Jahren hat der Psalm 23 Menschen des Glaubens Trost und Frieden gebracht. Er stellt uns die vielen Segnungen in unserem Leben vor Augen, die Augenblicke, in denen unsere Herzen voll waren und wir in unserem Leben eine Fülle von Gutem erlebt haben. Und in Zeiten des Schmerzes, der Trauer und des Leidens erinnert er uns daran, dass Gott unser Hirte ist – dass er immer bei uns ist und dass wir deshalb keine Angst haben müssen.
Ich lade Sie ein, den Psalm laut zu lesen und ihn zu Ihrem Gebet für heute zu machen. Stellen Sie sich dabei vor, dass Gott Ihr Hirte ist und Sie sein Lamm sind, auf das er aufpasst, das er beschützt und für das er sorgt.
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen
mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
(Psalm 23,1–6; Luther)