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6 Im «Hirschen»

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Moment! Alles auslassen, Herr Durbach, was im «Hirschen» diskutiert wurde, möchte ich doch nicht; jetzt, nach einer Mini-Schreibpause, sehe ich das klar. Ich blättere etwa zwei Stunden zurück.

Nach kurzem Überlegen bestellten wir noch eine zweite Flasche, Mährischen Weißwein aus Znojmo; wegen der nahen Grenze waren tschechische und mährische Weine überrepräsentiert. Pavel trank deutlich mehr als ich und auch beim Sprechen behielt er einen stattlichen Vorsprung; seine Monologe waren immer häufiger mit Witzen garniert – die meisten habe ich gleich vergessen, an einen kann ich mich allerdings gut erinnern:

Ein Mann kommt in die Apotheke. Er verlangt Hodenlack. Wie, was, was möchten Sie haben, Hodenlack?, fragt der Apotheker. Ja, richtig, sagt der Kunde, Hodenlack. Ich war gerade beim Arzt und er meinte, mein Cholesterinwert sei zu hoch, ich sollte unbedingt Eier streichen.

Pavel lachte laut, ich gar nicht, denn ich kam im ersten Moment nicht nach. Erst ein wenig später sagte ich, na ja, ich hab schon Besseres von dir gehört. Er kicherte weiter. – Dieser ist gut, nicht wahr, dieser ist sehr gut! Ein Medizinerwitz, die hast du doch gerne, einen hast du vorher selbst erzählt.

– Ja, aber …

– Kein aber, Laura, gib zu, dieser ist gut … ha ha!

– Bitte, übertreibe jetzt nicht, die Menschen drehen sich um.

– Sollen sie! Wir sind doch ein lustiges und aufgestelltes Paar. Nicht hässlich und noch relativ jung …

– Gesund auch, Pavel, ja, ja, einverstanden. Aber trotzdem nicht so laut, wir sind nicht alleine im Lokal. Ich bitte dich!

Er wischte sich die Lachtränen weg und goss uns wieder ein.

Ich schaute mich um. Zwei, drei Männer kannte ich, nur so, von früher her, wir hatten, glaube ich, nichts miteinander. Sie guckten zu uns, ich versuchte, den Blickkontakt zu vermeiden. Eine große Grüßerei – von einem wusste ich, der würde daraus gleich eine Show machen – wollte ich im Augenblick nicht haben.

Pavel besah die Nachtischkarte.

– Etwas Süßes? Nein, danach ist mir nicht. Oder … eher eine Käseplatte, Laura?

– Für mich bitte nicht. Dazu müsste ich Brot haben. Du weißt doch, meine unglückselige Brotallergie – die Glutine.

Pavel nickte verständnisvoll und studierte weiter die Mehlspeisekarte. Ich saß still und studierte auch: seine Hände, sein Haar, sein Gesicht. Viele Gedanken zogen mir dabei durch den Kopf.

Wie ist das eigentlich? Sind wir wirklich ein lustiges, junges – oder relativ junges – Paar?

Warum diese Anspielung? Worauf wollte er hinaus? Eine tschechisch-schwejksche-Ironie? Warum gerade in diesem Augenblick? Oder lege ich, fragte ich mich selbstkritisch weiter, etwas hinein, was er gar nicht so gemeint hatte?

– Und? Hast du etwas Interessantes gefunden?

– Nee. Oder höchstens einen Bananensplit. Aber nur, wenn du mich dabei unterstützt.

– Danke Pavel, jetzt bin ich ziemlich satt.

– Okay, lassen wir es also. Übrigens … die Preise hier sind wirklich überrissen.

Masaryk

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