Читать книгу Wie kann man nur so oft umziehen? - Adolf Klette - Страница 9
3.Mein 3. Umzug 1952 zur Lindenstraße
ОглавлениеAm Morgen des Umzugs stand der Möbelwagen schon früh vor der Haustüre.
Wer jetzt denkt, dass der Möbelwagen ein schwerer LKW war, der ist schief gewickelt.
Vor der Türe stand ein Einspänner-Pferdewagen mit einem Kaltblut-Pferd davor. Die Ladefläche hatte ein Plangestell mit Plane. Manchmal lieferte dieses Gespann auch Bier in Düsseldorf aus.
Für unsere Möbelmenge war der Pferdewagen allerdings groß genug; auch meine Sachen waren ja schon dabei, bis auf Kleidung zum Wechseln, die brauchte ich ja noch bei meinen Großeltern. Dort sollte ich ja bis zum Ende des 2. Schuljahres so bleiben.
Die Fahrt mit dem Pferdewagen ging dann von Düsseldorf-Eller über Düsseldorf-Lierenfeld nach Düsseldorf-Flingern und dauerte etwas über ein Stunde.
Wie gesagt, meine Sachen waren schon mit auf dem Möbelwagen, obwohl ich erst noch weiter bei meinen Großeltern wohnte. Morgens fuhr ich mit der Straßenbahn oder dem Fahrrad nach Düsseldorf-Flingern in die Schule.
Mit meinem kleinen Bruder Reinhard gab es ständig Probleme. Er war viel krank: mit Ausschlag, Windpocken, Neurodermitis etc. Einmal musste er sogar einige Monate in einer Klinik bleiben.
Er war aber auch sonst ein Kind, was sich nur schlecht anpassen konnte. Er bemühte sich auch immer, nur das zu tun, was er wollte. Ihm war es auch egal, wenn er von seinem Vater Prügel bekam. Er ließ sich auch die tollsten Besonderheiten einfallen, wie zum Beispiel die folgenden Geschichten:
Als meine Mutter eines Tages wieder zur Abendmesse in der Kirche war und Reinhard eigentlich schon im Bett liegen sollte, sie hatte ihn ja vorher hingelegt, da wurde unsere Mutter plötzlich in der Kirche unruhig.
Deshalb ging sie schon vor Messeschluss wieder nach Hause. Als sie dann in das Schlafzimmer kam, wo mein Bruder sein Bettchen hatte, stand mein Bruder Reinhard auf der Fensterbank. Er hatte sich mit Hilfe der Übergardine irgendwie hochgezogen. Gott sei Dank! hat er das Fenster nicht öffnen können und ist auch nicht nach innen auf den Boden gefallen.
Ein anderes Mal hat er von außen im Klofenster gesessen, weil das immer geöffnet war. Jetzt könnte man sagen, warum hat man darauf nicht geachtet und das Fenster zugemacht?
Aber gelüftet werden musste ja auch und das Fenster öffnen war ja nicht so einfach. Unser Klo bestand aus einem langen Raum wie ein Schlauch. Etwa in der Mitte des Raums stand der Topf und dahinter war ein Podest (gedacht für Koffer etc.), auf das man klettern musste und so kam man an das kleine Klo-Fenster. Für jeden Erwachsenen war es eine Tortur an das Fenster zu kommen, aber für meinen kleinen Bruder nicht. So kam es, dass er auf das Podest geklettert war und von außen im Fenster saß. Von dort hätte er auch zwei Etagen runter fallen können. Davor haben ihn die guten Geister bewahrt und meine Mutter. Sie ist so leise wie sie konnte auf das Podest geklettert und hatte blitzartig meinen Bruder am Pullover gepackt und vom Fenster weggezogen. Danach hat sie sich auf den Boden gesetzt und ganz doll geweint.