Читать книгу Herz und Totschlag - Johanna Hofer von Lobenstein, Aj Sherwood - Страница 11
KAPITEL 4
ОглавлениеJON
Der Anruf, auf den alle warteten, kam noch am gleichen Tag. Obwohl wir alle nicht begeistert waren, hatten wir widerwillig zugestimmt, uns am nächsten Morgen in ein paar Autos zu quetschen und auf den Weg nach Clarksville zu machen. Wir trafen uns auf dem Parkplatz hinter der Agentur. Ich war nicht überrascht, dass Garrett bei uns mitfahren wollte; Donovan und er hatten sich viel zu erzählen. Was mich allerdings überraschte, war, dass Sho auch bei uns mitwollte. Jedenfalls, bis ich die Blicke zwischen ihm und Garrett und die Funken des gegenseitigen Interesses fliegen sah.
So war das also!
Sie hatten sich zwar gerade erst kennengelernt, und es war auch gar nicht sicher, ob einer von ihnen etwas unternehmen würde, aber ich fand diese Entwicklung aus verschiedenen Gründen sehr gut. Hauptsächlich, weil es ein Zeichen dafür war, dass Sho aus seinen Fehlern lernte. Garrett war so viel besser als sein Ex.
Wir luden zwei Kisten voller EMP-Schutzhüllen in den Humvee, und alle stiegen ein. Donovan saß neben mir auf dem Beifahrersitz, die anderen auf dem Rücksitz. Ich hatte die Hoffnung, dass wir früh genug dran waren, um uns durch den Nashviller Verkehr bis zur Schnellstraße zu kämpfen, ohne im Stau stecken zu bleiben. Doch natürlich kamen wir in den schlimmsten aller Staus, gerade als wir auf die richtige Schnellstraße abbiegen wollten.
»Wow.« Garrett starrte aus dem Fenster auf die unbewegliche Blechlawine. »Havili, das mit dem Verkehr hättest du ruhig vorher erwähnen können.«
»Normalerweise betrifft uns das nicht«, widersprach Donovan schwach. »Wir sind meistens erst unterwegs, wenn alle anderen schon an ihrem Arbeitsplatz sind. Da ist es nicht so schlimm.«
»Zum Glück«, fügte Sho hinzu. »Ich kann dir bei Gelegenheit auch ein paar Abkürzungen zeigen, wenn du willst.«
In Garretts Stimme schwang ein Lächeln mit. »Danke, darauf komme ich gerne zurück. Ich bin ja in Texas aufgewachsen. Für mich sind die Straßen von Tennessee etwas gewöhnungsbedürftig.«
Ah, das erklärte den Akzent. Er war noch stärker als meiner, und ich hatte immerhin mein ganzes Leben in Tennessee verbracht. Dass er aus den Südstaaten stammte, hatte ich gewusst, aber Garrett war einer der Menschen, die an so vielen verschiedenen Orten gelebt hatten, dass es schwierig war, anhand seiner Stimme genau zu deuten, wo er ursprünglich herkam.
»Ach ja?«, fragte Sho neugierig. »Und du wolltest nicht wieder zurück nach Hause?«
»Na ja. Meine Eltern haben sich in Arizona zur Ruhe gesetzt, ich habe also keinen Sinn darin gesehen. Außerdem war Don sicher, dass er mir hier einen Job besorgen kann, und ich wollte gerne wieder mit ihm zusammenarbeiten. Wir hatten immer Spaß zusammen. Und natürlich war ich neugierig auf den Typ, der ihn umgestimmt hat.«
Das konnte ich nicht einfach unkommentiert stehen lassen, also fragte ich mit einem Blick in den Rückspiegel: »Umgestimmt?«
Donovan stöhnte auf. »Wilson …«
Garrett ignorierte ihn komplett und erklärte stattdessen fröhlich: »Er wollte nie wieder was mit einem Mann anfangen. Nach dem letzten hatte er geschworen, sich nur noch mit Frauen abzugeben.«
Wie bitte? Mein Kopf fuhr ruckartig herum, und ich starrte meinen Lover an. Er hatte keine Sekunde gezögert, sich auf mich einzulassen, also war ich völlig verblüfft, das zu hören. »Wie bitte?«
»Aha, es gibt also doch Dinge, die du nicht sehen kannst«, bemerkte Garrett. »Ist ja interessant.«
Donovan warf ihm einen finsteren Blick zu. »Hab ich dich wirklich vermisst?«
»Keine Ahnung, Mann. Vielleicht hast du einfach vermisst, dass dich regelmäßig jemand abstraft«, erwiderte Garrett grinsend. »Jon, man muss dazusagen, dass sein Ex ein echtes Prachtstück war, wirklich zum Abgewöhnen, selbst für mich als Außenstehenden. Ich hätte beinahe selbst den Männern abgeschworen, so schlimm war’s. Darum war ich so besorgt, als er zum ersten Mal von dir gesprochen hat – es war sonnenklar, dass er schon bis über beide Ohren drinsteckte. Aber du bist überhaupt nicht zu vergleichen mit diesem Typ, und du bist ganz offensichtlich gut zu meinem Freund. Ich war wirklich erleichtert, als ich dich kennengelernt habe.«
»So erleichtert, dass du nun doch keinen abgelegenen Ort suchst, wo du ihn verscharren kannst?« Sho sprach aus, was Garrett nicht gesagt hatte. Er grinste schief, und ich sah in ihm Belustigung aufblitzen, und gleichzeitig eine Art deutliches … Interesse, besser konnte ich es nicht beschreiben. Es war, als hätte das Gespräch eine Frage für ihn beantwortet oder ihm etwas verraten, das er wissen wollte.
Mit einer zustimmenden Geste fügte Garrett hinzu: »Guck nicht so miesepetrig, Don.«
Ich war genauso erleichtert wie Garrett, denn ich hatte jetzt eine bessere Vorstellung davon, wo wir standen. Es gab da etwas, worüber keiner der beiden Männer mit mir geredet hatte, und auch wenn ich mir nicht wirklich Sorgen machte, beschäftigte es mich doch. Wenn er so deutlich aussprach, dass er es gut fand, dass wir zusammen waren, dann nahm ich die Bestätigung gerne an. Vor allem, da ich sehen konnte, dass sie von Herzen kam.
Donovan schaute mich von der Seite an, eindeutig unsicher, wie ich diese Information aufnehmen würde. Sein Meridian leuchtete in mattem Jadegrün – ein deutliches Zeichen dafür, dass er nervös war. Ich war zwar etwas durcheinander, aber nicht eifersüchtig bei dem Gedanken, dass er vor mir andere Partner gehabt hatte. Das galt schließlich für uns beide. Wir waren erwachsene Männer, und es war klar, dass wir beide eine Vergangenheit hatten. Mir tat es leid, dass er verletzt worden war, aber ich war froh, dass er diesen Mann hinter sich gelassen hatte. Ich nahm seine Hand, verflocht unsere Finger und hob sie an die Lippen, um ihm einen Kuss auf den Handrücken zu drücken – eine wortlose Beruhigung.
»Ooooh, da geht einem ja das Herz auf«, seufzte Garrett theatralisch.
»Wilson …«, setzte Donovan entnervt an (obwohl er immer noch meine Hand hielt). »Dir ist schon klar, dass ich auch Geschichten über dich erzählen kann, und das nicht zu knapp? Den Spieß kann ich ruckzuck umdrehen, wenn ich will.«
Garrett lachte nur keckernd. Offensichtlich war er deswegen nicht allzu besorgt.
Ich hatte keine Brüder. Aber wenn ich die beiden so beobachtete, konnte ich mir den Gedanken nicht verkneifen, dass Brüder sich wahrscheinlich genau so verhielten. Sie zogen sich gegenseitig gnadenlos auf, aber wenn etwas passierte, waren sie die Ersten, die füreinander einstanden.
»Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?«, fragte Sho.
Ich denke, uns war allen klar, dass er Donovan aus der Patsche helfen wollte, aber Garrett ging bereitwillig darauf ein. »Wir hatten gerade den SOPC 1 – sorry, den Special Operations Prep Course, die Grundausbildung für die Spezialeinheiten – hinter uns gebracht. Es ist das Erste, was du absolvieren musst, wenn du zu den Special Forces willst. Also, wir hatten das gerade hinter uns, und ich hatte Don zwar kennengelernt, aber wir hatten nie viel miteinander zu tun gehabt. Dann kam der nächste Kurs, der sogenannte Q-Kurs. Da haben wir Razzien, Hinterhalte, Aufklärung und so Zeugs trainiert. Na ja, und etwa nach der Hälfte der Zeit hat so ein Typ in meiner Einheit rausbekommen, dass ich nicht hetero bin, und angefangen, mir deswegen Stress zu machen. Nicht, dass ich je einen von denen angegraben hätte. Keine Ahnung, was sein Problem war, aber er konnte es einfach nicht gut sein lassen. Eines Abends, als wir alle in der Kantine saßen, hat er dann immer wieder davon angefangen, dass es ›Adam und Eva‹ und nicht ›Adam und Adam‹ heißt.«
Donovan drehte sich nach hinten um und erzählte die Geschichte weiter. »Und ich saß am Nebentisch und musste mir das dumme Geschwätz anhören, was nach einer Weile echt genervt hat. Also hab ich irgendwann gesagt, dass es ›Homo sapiens‹ und nicht ›Hetero sapiens‹ heißt.«
Ich schnaubte amüsiert.
»Daraufhin haben alle angefangen, zu pfeifen und zu lachen, und der Typ ist rot geworden und hat Don auf den Kopf zugesagt, dass er mein Lover wäre oder so, aber da musste ich schon so lachen, dass es mir ziemlich wurscht war, was der Idiot dachte.« Garrett zuckte die Achseln. »Ich habe einfach mein Tablett genommen, mich zu Don gesetzt und ihn zu meinem neuen besten Freund erklärt. Wir waren da die Einzigen, die keine Heten waren. Also haben wir einfach angefangen, uns gegenseitig Rückendeckung zu geben, und das haben wir uns auch nie abgewöhnt.«
Gewohnheit? Das kaufte ich ihm keine Sekunde ab. Sho ging es genauso, und ein kleines, rätselhaftes Lächeln umspielte seinen Mund. »Aha, so war das. Und wart ihr dann zusammen im Einsatz?«
»Wir waren oft am gleichen Ort stationiert, ja. Jedenfalls bis zu den letzten drei Jahren, als der da sich unbedingt zur Militärpolizei versetzen lassen musste.« Das Bedauern darüber war deutlich auf Garretts Energiebahnen zu sehen. »Wäre wahrscheinlich besser gewesen, wenn ich gleich mit gewechselt wäre.«
Mich überlief es kalt, als ich verstand, was er meinte. Das Säureattentat. Garrett dachte, dass er hätte verhindern können, was geschehen war. Die ganze Geschichte hatte Donovan mir immer noch nicht erzählt. Ich wusste nur, dass er sich vor jemanden geworfen hatte. Ich hatte allerdings auch nicht nachgebohrt. Es war immer noch schmerzhaft für ihn, daran zurückzudenken, nicht nur psychisch, sondern auch körperlich, denn seine Nervenenden trugen noch die Erinnerung an die Schmerzen in sich – und ich wollte nicht aus reiner Neugier alte Wunden aufbrechen.
Donovan schüttelte den Kopf. »Es bringt doch nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Außerdem hat es mich hierhergeführt. Und dich jetzt auch.«
»Das stimmt natürlich – und Jon ist sexy genug, um dich zu entschädigen.« Wieder wackelte er mit den Augenbrauen, und ich musste lachen.
Ich konnte schon verstehen, warum Donovan diesen Kerl mochte. Er war eine wandelnde Charme-Bombe. »Äh, danke. Glaube ich.« Vor uns konnte ich buchstäblich das Licht am Ende des Tunnels sehen, was bedeutete, dass wir uns mittlerweile so weit vorgearbeitet hatten, dass wir in etwa zehn Minuten auf die Interstate 24 abbiegen konnten. Vielleicht auch fünfzehn. Halleluja.
»Aber mal was anderes«, sagte Garrett und lehnte sich nach vorn, damit wir ihn besser verstehen konnten. »Wie oft habt ihr denn so mit Mordfällen zu tun?«
»Etwa in fünfzig Prozent der Fälle«, antwortete ich mit einem Blick auf die Straße. Es ging gerade wieder ein paar Zentimeter weiter voran.
»Normalerweise dreht es sich um Diebstahl und um Betrug, so wie wir personell aufgestellt sind«, steuerte Sho mit seiner sanften Tenorstimme bei. »Jon führt oft Befragungen durch, denn er ist ein ausgezeichneter Lügendetektor. Aber manchmal werden wir bei den Ermittlungen in Mordfällen hinzugezogen, meist, wenn sie Schwierigkeiten haben, die Leiche zu finden. Oder wenn vermutet wird, dass ein Mord verübt wurde, es aber keinen Leichenfund gibt, der es schlüssig beweist.«
»Der Fall in Clarksville ist also nichts Ungewöhnliches?«
»An sich nicht«, sagte Sho mit einem eleganten Schulterzucken. Er trug heute doch tatsächlich ein businesstaugliches Outfit: dunkle Jeans, ein weißes Oberhemd und ein Jackett. Irgendwie wirkte er, als wäre er nicht ganz in seinem Element. Vielleicht kam es mir aber auch nur so vor, weil ich ihn eigentlich nur in seinen lässigen Klamotten kannte. Aber gut sah er auf jeden Fall aus. »Weißt du schon die Einzelheiten?«
Garrett schüttelte den Kopf. »Nein. Wieso? Haben wir Infos bekommen?«
»Ah.« Sho schnippte mit den Fingern. »Das hatte ich vergessen. Deine E-Mail-Adresse ist schon eingerichtet, aber du stehst wahrscheinlich noch nicht auf Jims Mailingliste.«
»Er hat gestern Abend spät noch eine Mail mit den wichtigsten Informationen geschickt«, fügte Donovan hinzu. »Ich hab’s aber ehrlich gesagt auch nur überflogen. Sho, setz uns doch mal ins Bild.«
»Aber gerne.« Sho beugte sich auch nach vorn, damit wir ihn gut verstehen konnten. Dieses Gefährt war nicht das leiseste. »Der Fall liegt wie folgt: Ein unbekannter Angreifer, vermutlich männlich, schleicht sich an Frauen an, die nach der Arbeit zu ihrem Auto gehen. Er schlägt den Opfern mit einem stumpfen Gegenstand auf den Hinterkopf und flieht dann.«
Ich blinzelte ein paarmal bei dieser Beschreibung. »Wie jetzt. Er raubt sie nicht aus? Keine sexuellen Übergriffe? Er zieht ihnen einfach eins über und nimmt dann Reißaus?«
»Klingt absurd, oder?« Sho schüttelte nachdenklich den Kopf. »Darum wurde der Fall zuerst auch nicht besonders ernst genommen, glaube ich. Es war zwar ganz klar ein tätlicher Angriff, die Frauen waren verletzt und verängstigt. Aber es gab keinen langfristigen Schaden. Und es hat ihn nie jemand gesehen. Er hat es sogar geschafft, allen Überwachungskameras in der Gegend zu entgehen.«
»Was hat sich dann geändert?«, fragte Garrett. »Wenn er anfangs niemanden umgebracht hat, was ist passiert, dass die Sache eskaliert ist?«
»Das ist unklar. Laut Bericht hat er die Waffe gewechselt. Zuerst hat er einen stumpfen Gegenstand benutzt – zum Beispiel den Griff einer Axt oder eines Vorschlaghammers. Später wurden die Waffen heftiger. Die letzten Opfer sind tot, weil er einen Schürhaken benutzt hat. Die Waffe wurde jeweils bei den Leichen zurückgelassen, aber Fingerabdrücke gibt es keine.«
Donovan pfiff leise. »Klingt total verrückt. Ich kann verstehen, dass die Ermittler frustriert sind. Keine Zeugen, keine Hinweise, buchstäblich kein Anhaltspunkt, und der Typ wird mit jeder Tat gefährlicher. Wo genau passiert das alles?«
»Direkt in der Innenstadt von Clarksville, um den Marktplatz herum.« Sho klang entnervt. »Man sollte denken, dass es da genügend Kameras und Security gibt, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Aber anscheinend sind die alle nach innen gerichtet. Die Bordsteine und Straßen außerhalb werden nicht erfasst, und er hat die blinden Flecken ausgenutzt.«
»Der Täter ist also nicht nur verrückt, sondern auch gerissen«, brummte Garrett leise. »Langsam wird mir klar, warum die Polizei Kriminalmedien dabeihaben will. Also, nur damit ich es richtig verstehe: Carol kann Gegenstände nachverfolgen und Leichen auffinden, richtig?«
»Richtig«, bestätigte Donovan. »Wir fangen also mit ihr an. Jon kommt ins Spiel, sobald sie eine Spur hat. Er kann sagen, wer lügt, und mehr herausbekommen, als es bei einem normalen Verhör möglich ist.«
»Wir arbeiten oft auf diese Weise zusammen«, ergänzte ich, damit Garrett einen umfassenden Überblick bekam. »Carol und ich sind im Team sehr effektiv. Ich kann zu Beginn nicht besonders viel tun, aber es ist trotzdem besser, wenn ich gleich von Anfang an dabei bin. Dann bin ich schon im Bilde und kann sofort loslegen, wenn sich etwas auftut.«
»Bin ich dann ihr zugeteilt? Ich meine, schwebt sie denn überhaupt in Gefahr?«
»Wahrscheinlich eher nicht.« Ich machte eine Pause. »Carol ist normalerweise nicht in der direkten Schusslinie.«
»Im Gegensatz zu dir«, brummte Donovan finster.
Ich beschloss, dass es besser war, jetzt nicht darauf einzugehen. Stattdessen fuhr ich fort: »Weil sie auch auf Distanz arbeiten kann, ohne jemandem persönlich zu begegnen. Sie schließt sich einfach ein und macht ihr Ding, ohne dass es jemand mitbekommt. Wenn sie aber in Erscheinung treten muss, wäre es gut, sie zu begleiten. Nur für alle Fälle. Sag ihr das gleich, wenn wir ankommen, damit sie weiß, dass sie dich holen kann.«
»Mach ich.«
Ich fühlte Garretts Blick auf mir ruhen, konnte ihn aber nicht ansehen, denn ich hatte endlich die richtige Ausfahrt erreicht, und der Verkehr floss wieder schneller als fünf Meilen pro Stunde.
»Jon. Don hat gesagt, dass du den Ärger geradezu magisch anziehst. Also jetzt mal Butter bei die Fische. Worauf muss ich mich einstellen?«
»Er wird etwa genauso oft angegriffen, wie er Elektronik zu Schrott verwandelt«, sagte Sho ganz offen.
Garrett pfiff leise vor sich hin. »Na, das erklärt ja Dons Miene. Keine Sorge, Kumpel. Ich bin jetzt auch da und helfe dir, seinen Arsch zu retten.«
»Und du weißt gar nicht, wie froh ich darüber bin.«
Mir gefiel es gar nicht, wie ein Fräulein in Not dargestellt zu werden, aber entgegensetzen konnte ich dem auch nichts. Dafür war einfach schon zu viel passiert. Wenn ich versuchte zu protestieren, würde Sho nur noch mehr Öl ins Feuer gießen und Dinge zur Sprache bringen, von denen auch Donovan (noch) nichts wusste.
Da ich nicht blöd war, hielt ich also den Mund.
»Okay, um wieder auf das Wesentliche zurückzukommen …«, fuhr Garrett ernst und konzentriert fort. »Wie lange dauern solche Fälle normalerweise? Wovon reden wir? Ein paar Tage? Wochen? Monate?«
»Kommt darauf an, wie viel Informationen Carol aus dem Beweismaterial herausholen kann«, gab ich zurück. Ich hätte ihm gerne konkreter gesagt, was ihn erwartete, aber wir wussten nicht genug, um eine vernünftige Prognose stellen zu können. »Wenn sie etwas findet, das uns einem Verdächtigen näher bringt, können wir die Sache in ein paar Tagen unter Dach und Fach haben.«
»Aha. Und wenn die Götter den Kriminalmedien heute nicht gnädig sind?«
»Dann werden wir ihnen wohl ein Opfer bringen müssen.« Sho seufzte. Es klang wie ein Ballon, aus dem die Luft entweicht. »Sonst müssen wir womöglich wochenlang da oben bleiben, bis wir Glück haben und eine Spur finden.«
Ich riskierte einen Blick in den Rückspiegel, um Sho anzusehen. Mehr konnte ich gerade nicht tun, wir näherten uns der Abzweigung nach Clarksville. Er klang so niedergeschlagen, als hätte er sich schon damit abgefunden, dass wir für Wochen mit dem Fall beschäftigt sein würden. Das war sonst nicht seine Art, er war eigentlich eher optimistisch. »Warum glaubst du, dass wir das nicht schnell abschließen werden?«
»Weil die einzigen Beweismittel ein paar Griffe sind, wie man sie in jedem Baumarkt bekommt, und besagte Schürhaken, für die das Gleiche gilt?«
Garrett verstand zuerst, was das bedeutete. »Ach du Scheiße.«
Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können.