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Die Karte

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Auf dem Bild ist es die Guillotine, die den Magier mit seiner Zukunft – dem Tod – verbindet, denn in der Personifizierung des Urprinzips männlicher, zeugender Kraft begegnet er, sozusagen Auge in Auge mit dem Leben, unweigerlich auch dem Tod. Das Stirb ist die Grundlage des Werde, eine Dialektik, die durch die chthonischen Ungeheuer in der Kopfaura des Magiers bildhaft dargestellt wird. Sie werden aus der Auflösung des Ichs im Tode geboren. Doch ist er unfähig, dies zu erkennen, weil er die Augen nach oben verdreht. Er verdrängt, dass er die Welt immer nur so sieht, wie er sie sehen will. Damit schützt er sein Ego vor dem Anblick der Wahrheit. Würde er sich selbst ins Auge blicken, müsste er erkennen, dass er nur immer vor sich selbst davonläuft: ist der Tod doch nur das gespiegelte Bild im Spiegel des Bewusstseins, der Gespiegelte aber ist er selbst.1

Kehrt man das Bild um, sieht man im Messer der Guillotine den Tod widerscheinen. Der Tod ist nicht nur das Ende, sondern auch der Anfang des Lebens, denn es ist nicht der Tod, der tötet, sondern das Leben! Nur weil es Leben gibt, erhält auch der Tod einen Sinn im Schöpfungsplan. Indem der Magier diese Wahrheit in der Blüte seiner Schöpferkraft verdrängt, läuft er sehenden Auges und doch blind durch das Leben: damit aber auch in den Tod, denn Leben ist konsequent betrachtet nichts weiter als ein Prozess, der auf das Sterben zuläuft, wenn er ohne volles Bewusstsein der Wahrheit verläuft.

Psychologisch gesehen verkörpert der Magier den Helden, der sich nach seinem Willen und seiner Vorstellung die Welt erschafft. Aus der Gewissheit des Ich bin erwächst das Ich sehe, das mehr ist als ein reines Aufnehmen der Welt in das Bewusstsein. Aus den Signalen, die durch das Nervensystem empfangen, verarbeitet und übermittelt werden, gestaltet die Psyche ein Bild der Welt, das sich aus dem Blickwinkel des Individuums erschließt. Paradoxerweise schließt dieser Blickwinkel das eigene Ich nicht in sich mit ein. So ist der Magier nicht in der Lage, zu erkennen, dass er die Welt nur durch die Bilder erfährt, die er sich selbst geschaffen hat. Er projiziert das seinem Bewusstsein zugehörige Inventar an Vorstellungen auf alles, was ihm von außen entgegentritt und reagiert dann auf sein Bild des Geschehens anstatt auf das, was wirklich geschieht. Wenn er aber die in sich selbst geschaffene Welt zu hinterfragen versucht und ihr Bild als Bild entlarven will, befindet er sich in einer aussichtslosen Situation: Er müsste gleichsam seiner eigenen Wahrnehmung entfliehen, um die Welt so zu erkennen, wie sie ist.

Er kann aber seinem eigenen Denken nicht entfliehen. Stets durchdringt und färbt es das, was er sieht: Er ist nicht der Schöpfer selbst, sondern das Ebenbild, das sich Gott erschafft – nicht die Schöpfung, sondern das Bewusstsein, das sich selbst und die Welt nach ihrem eigenen Bilde wahrnimmt.

Baphomet

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