Читать книгу Der Akron Tarot - Akron Frey - Страница 34
Karte
ОглавлениеDer Magier verkörpert den Geist, der aus der unbewussten Einheit des Seins (0) herausgefallen ist und sich durch seinen Sturz in die Dualität selbst definieren muss. Zum Zeitpunkt der Landung im persönlichen Leben (Geburt) versinnbildlicht die Karte die Flamme des Ego und ist Bote dessen, was wir die langsam aufdämmernde Ich-Erkenntnis nennen können. Wenn der Narr dem unbewussten Träumen entspricht, das keine Absicht hat, weil es in sich absichtslos und ohne Zündfunken einfach die Potenz des sich selbst aus sich heraus gebärenden Urnichts darstellt, dann verkörpert der Magier die Fackel des intuitiven Erkennens und die Kraft, die sich an den Beschreibungsversuch des Unsagbaren heranwagt (der bewusste Träumer seines Traums). Vertritt der Narr die diffuse Leere, die noch keine Dualität kennt, dann symbolisiert der Magier die Ich-Verkörperung und Selbst-Durchsetzung als Initialzündung für den Prozess der Bewusstwerdung und des Selbstbildes. Die Verbindung der beiden Karten veranschaulicht sich in der Symbolgestall des Prometheus, dessen plötzlich aufbrechendes Bedürfnis nach Erweiterung seines Horizontes ihm den Wunsch eingab, das Feuer der Götter vom Himmel zu holen und es für die Menschen nutzbar zu machen. Psychologisch könnte man das so veranschaulichen, dass das zur Integration bereite Unbewusste in Form von noch unstrukturierten Gefühlen und Erkenntnissen als Vision oder Idee ins Bewusstsein schimmert und den Zwang auslöst, diese auf eine umfassende Weise jetzt verstehen und für sich verwenden zu wollen. Die Erkenntnis des Individuums, dass die über die Sinne erlebte Welt durch die persönliche Ausrichtung der Wahrnehmung beeinflussbar und gestaltbar ist bzw. das eigene Überleben sichert, führt zur Entwicklung und Ausformung des menschlichen Willens.
Damit avanciert der Magier zum Erwecker aus dem Schlaf der eigenen Bilder, denn er schmiedet die Ideen des Träumers im Polaritätsprinzip des menschlichen Denkens zu einem Schwert des Willens, mit dem er die Welt erobern kann. So wie die Linse eines Filmprojektors die Bilder eines Filmes auf die Leinwand wirft, so katapultiert sein Wille die Bilder seiner Vorstellungen in die Welt hinaus. Der Ausschnitt, der sich vor seinem Auge öffnet, ist gewissermaßen eine Projektion aus dem Ozean seines eigenen Selbst und entspricht jenem Anteil der in ihm wirkenden überpersönlichen Notwendigkeit, das Gesehene als Zweig seiner schöpferischen Kreativität wahrnehmen zu können. Damit kreiert sich seine Welt aus der Perspektive, aus der er sich selbst wahrnimmt; er erschafft die verschiedenen Ebenen seiner Realität durch die Wirkungen seiner Handlungen, und diese erschaffen gleichzeitig die Identität seiner Persönlichkeit. Der Magier gibt seinem Bewusstsein das gewünschte Ziel mit dem Befehl ein, sich darauf ausrichten zu wollen, und gestaltet die Vision des Narren durch seinen Willen so aus, dass sich dessen Trauminhalt in seinem Bewusstsein verwirklicht. Je größer die Kluft ist zwischen seinem Ziel, das er erreichen will, und seinem angenommenen Standpunkt, umso intensiver ist der Einsatz seiner magischen Kräfte, die nichts anderes als der Versuch sind, den Abstand zwischen sich und dem Ziel zu verringern. So wird die Außenwelt im Inneren reflektiert und mental in die psychische Datenbank integriert. Was der Magier nicht weiß: Im Grund beruht sein Wille auf einer schöpferischen Vision, denn das Unbewusste als Schöpfer des Ego ist sich bewusster über das Ziel seiner Schöpfungen als er selbst. So wie er seinen Willen in die Welt projiziert, so organisiert sein unbewusster Narr (wir erkennen ihn im würfelförmigen Altar, auf dem der Magier seinen Kopf aufstützt) seine innere Welt. Daraus projiziert er dann die materielle Realität, ohne zu merken, dass sie nur die Verkleinerung der inneren Visionen ist, und zwar durch den Raster, wie sich der Magier die äußere Welt vorzustellen gelernt hat. Es ist eine magische Kreation, die er den Assoziationen und inneren Bildern verdankt, die als karmische Erinnerungen in den Träumen des Narren vorhanden sind und aus deren Veränderung des jeweiligen Brennpunktes (Verschieben des Standpunktes, von dem aus er die betreffende Wirklichkeit wahrnimmt) sich immer wieder neue Verknüpfungen schallen. Dem inneren Narren kommt in seiner Grenzenlosigkeit einerseits die Aufgabe zu, sich vom Magier abschöpfen und auf etwas konkret Fassbares reduzieren zu lassen, die die handelnde Person im Leben zu nutzen versteht. Der Magier wird umgekehrt getrieben, sich aus dem Fonds des Narren so viele Reize zu beschaffen, aus denen er sich die Ziele, die er zu erreichen wünscht, zueignen kann. So spielt der Magier die Hauptrolle in einem Stück, das ihm sein eigenes Unbewusstes auf den Leib geschrieben hat, und er erkennt am Ende, dass sein Wille nur die Suche des Narren nach etwas Identifizierbarem ist und der Stolperstein auf dem Weg des Erkennens die Illusion, es gäbe irgendein Ziel zu erreichen, das seine dunkle Seite erlösen könnte. Eine alte Sufiweisheit besagt, dass sich Gott im Erkennenden erkennt und dieser Weg über die Höllenfeuer der persönlichen Muster führt.