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Prädestination
Оглавление(lateinisch praedestinatio)
Es bedeutet Vorherbestimmung und ist ein theologisches Konzept, demzufolge Gott von Anfang an das Schicksal der Menschen vorherbestimmt hat. Insbesondere geht es dabei um eine Erwählung einzelner Seelen zum ewigen Leben oder zu ewiger Verdammnis.
Also, es wird behauptet, Gott habe im Voraus alle einmal lebenden Menschen bereits eingeteilt – in Himmels- und in Höllenkandidaten. Würfelt er? Die mit den geraden Nummern dürfen in den Himmel, die mit den ungeraden müssen in die Hölle gehen? Motto: „Die Würfel sind gefallen.“ Solch eine Schandlehre hat keinerlei biblische Grundlage.
Nun ergeben sich aber knifflige Fragen. Warum sollte Gott die Menschen willkürlich in zwei Gruppen eingeteilt haben? Und wann soll er das gemacht haben? Bevor er die Menschen erschuf? Dann nahm und nimmt Gott in Kauf, dass unter den Vorherbestimmten für sein Reich auch eine große Menge übler Sünder ist. Na, wenn er so prädestiniert hätte, so müsste man wirklich an seinem Verstand zweifeln. Katholische Fantasten meinen und glauben oft sogar, Gott könne in die Zukunft sehen. Aber die muss ja erst noch geschehen. Was will man denn da im Voraus sehen? Jeder, der diese Lehre der Prädestination mit Weihwasser und Weihrauch, bei Bischöfen auch mit schwingendem Bischofsstab gutheißt, sollte mal seinen Geisteszustand überprüfen lassen. Ist es so schwer, zu erkennen, wessen Geistesverstand diese Lehre ist? Widerspricht diese Lehre denn nicht gänzlich Gottes (Weit-)Sicht?
In der Bundesrepublik Deutschland war nach der Liturgiereform im Jahr 1969 der Weihrauch weitgehend aus dem Kirchenraum verschwunden. Dahinter stand wohl der Verdacht, dass die Geruchsstoffe die Gemüter vernebeln und den Verstand ausschalten würden, damit ein Mensch leichter zur Annahme der Glaubenswahrheiten überredet werden konnte.3 Psychedelisch erscheinen mir tatsächlich oft die meist jungen Christen, Alteingesessene eingeschlossen, in ihren Weihrauch geschwängerten Gottestempeln, wenn sie wie in Trance mittels geistiger und ritueller kirchlicher Praktiken, wie Gesängen und Tänzen um oder vor dem Altar, in Verbindung mit Meditationen, in einen veränderten Bewusstseinszustand kommen. Sie sehen wie die Puppen der Augsburger Puppenkiste aus, die an Fäden gezogen werden und dabei mit den Armen und den Beinen um sich schlagen – und Gott hält die Fäden in der Hand.
So soll, so kommt es mir vor, eine teilweise oder komplette Aufhebung der Grenzen zwischen dem Selbst und der Außenwelt sowie das zeitlich begrenzte Transzendieren vom Alltagsbewusstsein und der Alltagserfahrung zu Gott führen.
Der Begriff psychedelisch bedeutet wörtlich „Seele hervorbringend“, beschreibt also einen Zustand, in dem „die Seele offenbart“ wird. Und in einer Kirche wird diese Seele Gott zugeführt. Deshalb haben sie, die Tiefgläubigen, die meist noch sehr jungen Christen, nach einer stundenlangen „Sitzung“ einen solch verklärten Blick, der in das Nichts geht, doch wie von einem imaginären Licht angezogen wird. Es ist das ewige Licht, das sie magisch anzieht und dem sie folgen sollen, folgen müssen, wird dann laut verkündet. Und danach gehen sie in eine Shisha-Bar und ziehen sich da noch einen Heilsbringer rein. Hauptsache, man kommt Gott nahe. Und wenn das nicht reicht, dann gönnt man sich, mit den Mitbrüdern des Glaubens, einen großen Schluck des Messweins, den man heimlich mitgehen lassen hat. In Gottes Namen, was soll’s, oder?
Und bei dem, der nach solch einem Gottesevent an die Prädestination glaubt, kann man sich vorstellen, wie die Inhaltsstoffe des Weihrauches das Denken vernebelt und beeinflusst haben. Und so steigt, zu Ehren Gottes, der Weihrauch in die Köpfe der Gläubigen auf. Und der Rauch, der in der Kirche aufsteigt, steigt immer auch zu Ehren Gottes auf.