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Erster Band
V

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Als sie mich eintreten sah, grüßte sie mich mit dem Kopfe mit jener anmuthigen Vertraulichkeit, die nur unseren Französinnen angehört; dann, mir die Hand reichend, ließ sie mich, wie am Tage vorher, neben sich setzen.

– Nun! sagte sie zu mir, ich habe mich mit Ihrer Angelegenheit beschäftigt.

– O antwortete ich ihr mit einem Ausdrucke, der sie lächeln machte, sprechen wir nicht von mir, reden wir von Ihnen.

– Wie so, von mir? handelt es sich denn bei alle dem von mir? bin ich es, die sich um eine Fechtmeister-Stelle in einem der Regimenter Seiner Majestät bewirbt? Von mir? und was haben Sie mir denn von mir zu sagen?

– Ich habe Ihnen zu sagen, daß Sie mich seit gestern zum glücklichsten der Menschen gemacht haben, daß ich seit gestern nur an Sie denke, und nichts als Sie sehe; daß ich keinen Augenblick geschlafen habe, und daß ich geglaubt, die Stunde, in welcher ich Sie wiedersehen durfte, wolle niemals herbeikommen.

– Mein Gott, das ist ja eine Erklärung in aller Form, die Sie mir da machen.

– Bei meiner Treue, nehmen Sie dieselbe, wie Sie wollen; ich habe nicht allein das gesagt, was ich denke, sondern auch noch das, was ich fühle.

– Das ist Scherz.

– Nein, auf Ehre.

– Sie reden im Ernst?

– In vollem Ernst.

– Nun denn, da nach allem es möglich ist, sagte Louise, daß das obgleich etwas frühzeitige Geständniß darum nichts desto weniger aufrichtig ist; so ist es meine Pflicht, Sie nicht weiter gehen zu lassen.

– Wie das?

– Mein lieber Landsmann, es kann unter uns durchaus nichts anderes statt finden, als gute, offenherzige und reine Freundschaft.

– Aber warum denn?

– Weil ich einen Geliebten habe, und Sie bereits durch meine Schwester wissen, daß die Treue ein Fehler in unserer Familie ist.

– Ich bin unglücklich!

– Nein, Sie sind es nicht. Wenn ich das Gefühl, das Sie für mich zu empfinden behaupten, hätte tiefere Wurzeln schlagen lassen, anstatt es Ihrem Kopfe zu entreißen, bevor es Zeit gehabt zu ihrem Herzen zu gelangen, ja, dann hätten Sie es werden können; aber Gott sei Dank, fügte Louise lächelnd hinzu, es ist keine Zeit verloren gewesen, und ich hoffe, daß das Uebel angegriffen ist, bevor es große Fortschritte gemacht hat.

– Es ist gut, sprechen wir nicht mehr davon.

– Im Gegentheile, reden wir davon, denn da Sie hier der Person begegnen werden, die ich liebe, so ist es nothwendig, daß Sie wissen, auf welche Weise ich sie lieb gewonnen habe.

– Ich danke Ihnen für so viel Vertrauen.

– Sie sind empfindlich, und Sie haben unrecht. Ei was, geben Sie mir die Hand wie einer guten Freundin.

Ich nahm die Hand, welche e mir darreichte, und da ich nach allem kein Recht hatte, Groll gegen sie zu bewahren, so sagte ich zu ihr:

– Sie sind rechtschaffen.

– So lasse ich mir’s gefallen.

– Und ohne Zweifel, fragte ich, irgend ein Fürst?

– Nein, so hohe Ansprüche mache ich nicht, ganz einfach ein Graf.

– Ach! – Rosa, Rosa, rief ich aus, komm nicht nach Petersburg, Du würdest Deinen August vergessen.

– Sie beschuldigen mich, bevor Sie mich angehört haben, und das ist nicht recht von Ihnen, antwortete Louise mir; deshalb ist es, warum ich Ihnen alles sagen wollte; aber Sie würden kein Franzose sein, wenn Sie nicht so urtheilten.

– Glücklicher Weise macht Ihre Vorliebe für die Russen mich glauben, daß Sie ein wenig ungerecht gegen Ihre Landsleute sind.

– Ich bin gegen niemand ungerecht, mein Herr, ich vergleiche, das ist alles. Jedes Volk hat seine Fehler, die es selbst nicht bemerkt, weil sie unzertrennlich von seiner Natur sind, die aber anderen Völkern in die Augen springen. Unser Hauptfehler ist die Flatterhaftigkeit. Ein Russe, der den Besuch eines unserer Landsleute empfangen hat, sagt niemals zu einem anderen Russen: Eben ist ein Franzose weggegangen. – Er sagt: Es ist ein Narr gekommen. – Und er hat nicht nöthig zu sagen, welcher Nation dieser Narr angehört, man weiß, daß das ein Franzose ist.

– Und die Russen sind ohne Fehler?

– Gewiß nicht; aber es kommt denen nicht zu, sie zu sehen, die kommen, um ihre Gastfreundschaft zu verlangen.

– Danke für die Lektion.

– Ei, mein Gott! es ist keine Lektion, es ist ein Rath: Sie kommen in der Absicht hierher, um hier zu bleiben, nicht wahr? Machen Sie sich deshalb Freunde, und keine Feinde.

– Sie haben immer recht.

– Bin ich nicht auch, wie Sie gewesen? hatte ich nicht geschworen, daß niemals einer dieser, vor dem Czar so unterwürfigen, und gegen die niedriger als sie stehenden so unverschämten großen Herrn etwas für mich sein würde? Nun denn! ich habe gegen meinen Schwur gefehlt, schwören Sie deshalb nicht, wenn Sie nicht, wie ich, dagegen fehlen wollen.

– Und nach dem Charakter, den ich an Ihnen erkenne, obgleich ich nur seit gestern. Ihre Bekanntschaft gemacht, sagte ich zu Louisen, muß der Kampf lange gedauert haben.

– Ja, er hat lange gedauert, und er wäre beinahe tragisch geworden.

– Sie hoffen, daß die Neugierde bei mir den Sieg über die Eifersucht davon trägt.

– Ich hoffe nichts; ich wünsche nur, daß Sie die Wahrheit wissen, das ist alles.

– Reden Sie denn, ich höre Ihnen zu.

– Ich war, wie die Aufschrift von Rosas Brief Ihnen hat sagen müssen, bei Madame Xavier, der berühmtesten Modehändlerin von St. Petersburg, und wo dem zu Folge sich der ganze Adel der Hauptstadt damals versah. Wegen meiner Jugend, wegen dem, was man meine Schönheit nannte, und vor allem wegen meiner Eigenschaft als Französin, fehlte es mir nicht, wie Sie wohl denken können, an Komplimenten und Deklarationen. Inzwischen schwöre ich Ihnen, obgleich diese Deklarationen und diese Komplimente zuweilen von den glänzendsten Versprechungen begleitet waren, daß keine irgend einen Eindruck auf mich machte, und alle verbrannt wurden. Auf diese Weise verflossen achtzehn Monate.

Es ist ohngefähr zwei Jahre her, daß ein mit vier Pferden bespannter Wagen vor dem Laden hielt; zwei junge Mädchen, ein junger Officier und eine Frau von fünf und vierzig bis fünfzig Jahren stiegen aus demselben. Der junge Mann war Lieutenant bei der Rittergarde, demzufolge blieb er in St. Petersburg, aber seine Mutter und seine beiden Schwestern wohnten in Moskau, sie kamen, um die drei Sommer-Monate mit ihrem Sohne und ihrem Bruder zuzubringen, und ihr erster Besuch bei ihrer Ankunft war bei Madame Ravier, der großen Anordnerin des Geschmackes: eine elegante Frau konnte sich in der That nicht ohne ihre Hilfe in den Gesellschaften zeigen. Die beiden jungen Mädchen waren liebenswürdig; was den jungen Mann anbetrifft, so bemerkte ich ihn kaum, obgleich er sich während eines kurzen Besuches viel mit mir zu beschäftigen schien. Als ihre Ankäufe gemacht waren, gab die Mutter ihre Adresse: An die Gräfin Waninkoff, Hotel Waninkoff, an dem Fontanka-Kanale.

Am anderen Tage kam der junge Mann allein; er wünschte zu wissen, ob wir uns mit den Aufträgen seiner Mutter und seiner Schwestern beschäftigt hätten, und wandte sich an mich, um die Farbe einer Bandschleife zu verändern.

Am Abende empfing ich einen Alexis Waninkoff unterzeichneten Brief; es war, wie alle Briefe dieser Art, eine Liebes-Erklärung, inzwischen überraschte mich eine Sache wie ein Zartgefühl: es war durchaus keine Versprechung darin gemacht; man sprach davon, mein Herz zu erlangen, aber nicht es zu erkaufen.

Es gibt gewisse Stellungen, in denen man nicht ohne lächerlich zu werden, eine zu strenge Tugend zeigen kann; wenn ich ein junges Mädchen aus der vornehmen Welt gewesen wäre, so hätte ich dem Grafen Alexis seinen Brief zurückgesandt, ohne ihn zu lesen; ich war eine arme Grisette, und verbrannte ihn deshalb, nachdem ich ihn gelesen hatte.

Am anderen Tage kam der Graf wieder; seine Schwestern und seine Mutter wünschten Hauben, deren freie Auswahl sie ihm überließen. Als er eintrat, benutzte ich einen Vorwand, um in das Zimmer der Madame Ravier zu gehen, und erschien nicht eher wieder in dem Laden, als bis er denselben verlassen hatte.

Am Abende empfing ich einen zweiten Brief Derjenige, welcher mir schriebe, sagte er, hätte noch eine Hoffnung, nämlich, daß ich den ersten Brief nicht erhalten habe. Wie der am Tage vorher, blieb er ohne Antwort.

Am anderen Tage empfing ich einen dritten. Der Ton dieses war dermaßen von den beiden anderen verschieden, daß er mich überraschte. Er war von der ersten bis zur letzten Zeile von einem Ausdrucke der Schwermuth durchdrungen, welche nicht, wie ich erwartet hatte, dem Zorne eines Kindes glich, dem man ein Spielwerk verweigert; sondern der Entmuthigung eines Mannes, der seine letzte Hoffnung verliert. Wenn ich auf diesen Brief nicht antwortete, wäre er entschlossen, vom Kaiser einen Urlaub zu erbitten, und vier Monate mit seiner Mutter und seinen Schwestern in Moskau zuzubringen. Mein Schweigen ließ ihm die Freiheit zu thun, was er für gut fände. Sechs Wochen nachher empfing ich einen von Moskau datirten Brief, er enthielt folgende wenigen Worte:

»Ich stehe auf dem Punkte, eine unsinnige Verpflichtung einzugehen, welche mich mir selbst entzieht und die nicht allein meine Zukunft, sondern auch noch mein Leben in Gefahr bringt. Schreiben Sie mir, daß Sie mich vielleicht später lieben würden, damit ein Schimmer von Hoffnung mich an das Leben fesselt, und ich bleibe frei.«

Ich glaubte, daß er dieses Billet nur deshalb geschrieben hätte, um mich zu erschrecken, und, wie die Briefe, ließ ich es ohne Antwort.

Nach Verlauf von vier Monaten empfing ich folgenden Brief:

»Ich komme im Augenblicke an. Der erste Gedanke meiner Rückkehr ist an Sie. Ich liebe Sie so sehr, und mehr vielleicht, als in dem Augenblicke, wo ich abgereiset bin. Jetzt können Sie mir das Leben nicht mehr retten, aber Sie können machen, daß es noch Werth für mich hat.«

Diese lange Beharrlichkeit, das in diesen beiden letzten Billeten verborgene Geheimniß, der Ton von Trauer, der in ihnen herrschte, bestimmten mich, ihm zu antworten, nicht durch einen Brief, wie ihn der Graf vielleicht gewünscht hätte, der zum mindesten durch einige Worte des Trostes, und inzwischen schloß ich ihn, indem ich ihm sagte, daß ich ihn nicht liebe, und daß ich ihn niemals lieben würde.

– Das scheint Ihnen sonderbar, und ich sehe, daß Sie lächeln: so viel Tugend scheint Ihnen bei einem armen Mädchen lächerlich. Beruhigen. Sie sich, es war nicht aus Tugend allein, es war aus Erziehung. Meine arme Mutter, die ohne Vermögen zurückgelassene Wittwe eines Officiers, hatte uns, Rosa und mich, so erzogen. Mit sechzehn Jahren verloren wir sie, und mit ihr die kleine Pension, welche uns den Lebensunterhalt gewährte. Meine Schwester wurde Blumenmacherin, ich Putzmacherin. Meine Schwester liebte ihren Freund, sie ergab sich ihm, und ich mache ihr kein Verbrechen daraus; ich fand es ganz einfach, sich einer Person hinzugeben, der man sein Herz geschenkt hat. Aber ich war demjenigen noch nicht begegnet, den ich lieben sollte, und ich war, wie Sie sehen, ordentlich geblieben, ohne ein großes Verdient dabei zu haben, es zu seyn. Mittlerweile kam der Neujahrstag herbei. Bei den Russen, Sie wissen es noch nicht, aber Sie werden es bald sehen, ist der erste Jahres-Tag ein großes Fest. An diesem werden der Große und der Moujick, die Fürstin und die Putzmacherin, der General und Soldat, Brüder. Der Czar empfängt sein Volk, fünf und zwanzig Tausend Billets sind, so zu sagen, dem Zufalle überlassen in den Straßen St. Petersburgs ausgestreuet. Um neun Uhr Abends öffnet sich der Winterpalast, und die fünf und zwanzig Tausend Eingeladenen füllen die Säle der kaiserlichen Residenz an, welche sich das ganze Jahr über nur der Aristokratie öffnen. Die Männer kommen im Domino oder in venetianischer Tracht, die Frauen in ihren gewöhnlichen Costümen.

Madame Xavier hatte uns Eintrittskarten gegeben, so, daß wir beschlossen hatten, alle zusammen nach dem Palaste zu gehen. Die Parthie war um so thunlicher, als, eine sonderbare Sache, so zahlreich auch die Versammlung seyn möge, doch niemals weder eine Unordnung, noch eine Unverschämtheit, noch ein Diebstahl daselbst stattfindet, und dennoch würde man dort vergeblich einen Soldaten suchen. Die Ehrfurcht, welche der Kaiser einflößt, dehnt sich über jedermann aus, und das keuscheste junge Mädchen ist daselbst eben so in Sicher’eit, als in dem Schlafzimmer ihrer Mutter.

Wir waren seit ohngefähr einer halben Stunde angekommen, und in dem weißen Saale so gedrängt, daß wir nicht geglaubt hätten, daß eine Person mehr darin Platz gefunden hätte, als plötzlich die Orchester von allen Sälen das Zeichen zur Polonaise gaben. Zu gleicher Zeit ließ sich der Ruf: der Kaiser! der Kaiser! hören, Seine Majestät erschien in der Thür, indem er den Tanz mit der Gesandtin von England, und gefolgt von dem ganzen Hofe eröffnete; jeder drängte sich, die Wogen trennten sich, ein Raum von zehn Fuß. Breite öffnete sich, die Menge der Tänzer stürzt hinein, geht vorüber wie ein Strom von Diamanten, Federn, Sammet und Wohlgerüchen; hinter dem Gefolge treibt, stößt, drängt sich jeder. Getrennt von meinen beiden Freundinnen will ich sie vergeblich wieder einholen, ich erblicke sie einen Augenblick, fortgerissen, wie durch einen Wirbelwind, beinahe eben so schnell verliere ich sie aus dem Gesicht, ich will sie wieder einholen, aber vergeblich, ich vermag die mich von ihnen trennende Menschenmauer nicht zu durchdringen, und siehe da, ich befand mich allein in Mitte von fünf und zwanzig Tausend Personen.

In diesem Augenblicke, wo ich ganz bestürzt bereit war, die Hilfe des ersten, besten Mannes, dem ich hätte begegnen können, anzusprechen, kommt ein Domino auf mich zu: ich erkannte Alexis.

– Wie, allein hier? sagte er zu mir.

– Ah! Sie sind’s, Herr Graf! rief ich aus, indem ich mich seines Armes bemächtigte, so sehr war ich über meine Verlassenheit in Mitte dieser Menge erschreckt. Ich bitte Sie, helfen Sie mir hinaus, und lassen Sie mir einen Wagen vorfahren, damit ich fort kann.

– Erlauben Sie, daß ich Sie nach Hause führe, und ich werde dem Zufalle dankbar seyn, der dann mehr für mich gethan haben würde, als alle meine Bitten.

– Nein, ich danke Ihnen, ein Miethwagen. . . . .

– Einen Miethwagen um diese Stunde zu finden, wo jeder Mann noch ankommt und niemand fortfährt, ist eine ohnmögliche Sache. Bleiben Sie viel lieber noch eine Stunde hier.

– Nein, ich will fortgehen.

– Dann nehmen Sie meinen Schlitten an, ich will Sie durch meine Leute nach Hause fahren lassen, da Sie mich nicht sehen wollen; so werden Sie mich nicht fehlen.

– Mein Gott, ich mögte lieber. . .

– Sie können nur einen oder den anderen Entschluß fassen, entweder bleiben, oder meinen Schlitten annehmen; denn ich setze voraus, daß Sie nicht daran denken, allein und bei dieser Kälte zu Fuße fortzugehen.

– Nun denn, Herr Graf, führen Sie mich an Ihren Schlitten.

Alexis gehorchte sogleich. Inzwischen waren so viel Menschen da, daß wir mehr als eine Stunde damit zubrachten, um bis zu der nach dem Admiralitäts-Platze führenden Thüre zu gelangen. Der Graf rief seine Leute, und einen Augenblick nachher hielt ein eleganter Schlitten, der nichts anderes war, als ein dicht verschlossener Kutschenkasten, vor der Thür. Ich stieg sogleich hinein, indem ich die Adresse der Madame Favier gab, der Graf ergriff meine Hand und küßte sie, schloß den Schlag, fügte in russischer Sprache einige Worte zu meiner Empfehlung hinzu, und ich fuhr mit der Schnelligkeit des Blitzes davon.

Nach Verlauf eines Augenblickes schienen die Pferde ihre Schnelligkeit zu verdoppeln, und es kam mir so vor, als ob die Anstrengungen, welche ihr Führer um sie aufzuhalten machte, vergeblich wären; ich wollte schreien, aber mein Geschrei verlor sich vor dem des Kutschers. Ich wollte den Schlag öffnen, aber hinter der Spiegelscheibe befand sich eine Art von Jalousie, von der ich den Drücker nicht finden konnte. Nach vergeblichen Anstrengungen sie ich erschöpft, in die Kissen des Wagens zurück, überzeugt, daß die Pferde durchgegangen wären und wir an irgend einer Straßen-Ecke zerschmettert werden würden.

Nach Verlauf einer Viertelstunde hielten sie inzwischen an, der Schlag öffnete sich, ich war dermaßen bestürzt, daß ich aus dem Wagen sprang, aber einmal der vermeinten Gefahr entronnen, sanken meine Beine unter mir zusammen, und ich fürchtete ohnmächtig zu werden. In diesem Augenblicke hüllte man meinen Kopf in einen Kachemir, und ich fühlte mich auf einen Divan gelegt. Ich machte eine Anstrengung, um mich von dem mich einhülllenden Schleier zu befreien, ich befand mich in einem mir unbekannten Gemache, und der Graf Alexis lag vor meinen Knieen.

– Ha! rief ich aus, Sie haben mich betrogen, das ist abscheulich, Herr Graf!

– Ach! verzeihen Sie mir, sagte er, diese Gelegenheit verloren, würde ich sie vielleicht niemals wiedergefunden haben. Zum wenigsten vermag ich in meinem Leben einmal Ihnen zu sagen. . .

– Sie werden mir kein Wort sagen, Herr Graf, rief ich aus, indem ich aufstand, und Sie werden augenblicklich befehlen, daß man mich nach Haus fährt, oder Sie sind ein unrechtlicher Mann.

– Nur eine Stunde, im Namen des Himmels! damit ich mit Ihnen spreche, damit ich Sie sehe! Es ist so lange Zeit her, daß ich Sie nicht gesehen, daß ich Sie nicht gesprochen habe.

– Keine Minute, keine Sekunde, denn im Augenblicke selbst, verstehen Sie wohl, im Augenblicke selbst werden Sie mich fortgehen lassen.

– Also weder meine Ehrerbietung, noch meine Liebe, noch meine Bitten. . .

– Nichts, Herr Graf, nichts.

– Nun denn, sagte er zu mir, hören Sie. Ich sehe, daß Sie mich nicht lieben, daß Sie mich niemals lieben werden. Ihr Brief hatte mir einige Hoffnung gegeben, Ihr Brief hatte mich getäuscht; es ist gut, Sie haben mich verdammt, ich nehme das Urtheil an. Ich verlange nur fünf Minuten von Ihnen; wenn Sie in fünf Minuten verlangen, daß ich Sie frei lasse, werden Sie es seyn.

– Sie schwören mir, daß ich in fünf Minuten frei seyn werde?

– Ich schwöre es Ihnen.

– So reden Sie.

– Ich bin reich, Louise, ich bin adelig, ich habe eine Mutter, die mich anbetet, zwei Schwestern, die mich lieben; von meiner Kindheit an bin ich von Dienern umgeben gewesen, die mir zu gehorchen sich beeiferten, und dennoch bin ich mit alle diesem von der Krankheit des größten Theiles meiner Landsleute befallen, alt mit zwanzig Jahren, um ein Mann gewesen zu seyn, zu jung. Ich bin alles überdrüssig, alles müde.« Ich langweile mich.

Diese Krankheit ist der verfolgende Dämon meines ganzen Lebens gewesen. Weder Bälle, noch Träume, noch Feste, noch Vergnügungen haben mir diesen grauen Schleier wegnehmen können, der sich zwischen der Welt und mir ausbreitet. Der Krieg mit seinem Taumel, seinen Gefahren, seinen Beschwerden, hätte vielleicht etwas Einfluß auf meinen Geist haben können, aber ganz Europa schläft in einem tiefen Frieden, und es gibt keinen Napoleon mehr, um alles umzuwälzen.

Ich war alles müde und im Begriff, das Reisen zu versuchen, als ich Sie sah; das, was ich anfangs für Sie empfand, war, ich muß es gestehen, eben nichts anderes, als eine Laune; ich schrieb Ihnen, indem ich glaubte, daß ich nur Ihnen zu schreiben nöthig hätte, damit Sie nachgeben würden. Gegen meine Erwartung antworteten Sie mir nicht; ich beharrte, denn Ihr Widerstand reizte mich: ich hatte für Sie nur eine vorübergehende Laune zu haben geglaubt, und ich bemerkte, daß diese Laune eine wahre und tiefe Liebe geworden war. Ich versuchte nicht, sie zu bekämpfen, denn jeder Kampf mit mir selber ermüdete mich, und machte mich muthlos. Ich schrieb Ihnen, daß ich abreise, und ich reisete ab.

In Moskau angekommen fand ich frühere Freunde wieder; sie sahen mich finster, unruhig, gelangweilt, und sie erwiesen meinem Herzen mehr Ehre, als es verdiente. Sie glaubten mich des auf uns lastenden Joches überdrüssig; sie nahmen meine langen Träumereien für philantropische Betrachtungen, sie erforschten lange Zeit meine Worte und mein Schweigen; dann, als sie zu bemerken glaubten, daß etwas in dem Grunde meiner Traurigkeit verborgen blieb, nahmen sie dieses Etwas für Liebe zur Freiheit, und boten mir an, an einer Verschwörung gegen den Kaiser Theil zu nehmen.

– Großer Gott! rief ich entsetzt aus, und Sie haben es hoffentlich ausgeschlagen?

– Ich schrieb Ihnen; mein Entschluß war dieser letzten Probe unterworfen; wenn Sie mich liebten, war mein Leben nicht mehr mein, sondern Ihnen, und ich hatte kein Recht, darüber zu verfügen. Wenn Sie mir nicht antworteten, was so viel sagen wollte, als daß Sie mich nicht liebten, dann lag mir wenig daran, was aus mir werden würde. Ein Komplott war eine Zerstreuung. Es war wohl das Schaffot dabei, wenn wir entdeckt wurden; aber da mehr als einmal der Gedanke des Selbstmordes in mir aufgestiegen war, so dachte ich, daß das wohl etwas sey, um nicht die Mühe zu haben, mich selbst zu tödten.

– O! mein Gott! mein Gott ist es möglich, daß Sie das dachten, was Sie mir da sagen?

– Ich sage Ihnen die Wahrheit, Louise, und hier der Beweiß. Nehmen Sie, fügte er hinzu, indem er aufstand, und aus einem kleinen Tische ein versiegeltes Packet zog, ich konnte nicht errathen, daß ich Ihnen heute begegnen würde. Ich hoffte selbst nicht mehr, Sie zu sehen. Lesen Sie dieses Papier.

– Ihr Testament!

– Gemacht in Moskau, an dem Tage nach meinem Eintritt in die Verschwörung.

– Großer Gott! Sie vermachten mir dreißig Tausend Rubel. Renten?

– Wenn Sie mich nicht während meines Lebens geliebt hatten, so wünschte ich, daß Sie wenigstens einige freundliche Erinnerungen für mich nach meinem Tode hätten.

– Aber diese Pläne von Verschwörung, dieser Tod, dieser Selbstmord, Sie haben auf alles das verzichtet?

– Louise, Sie sind frei fortzugehen; die fünf Minuten sind verflossen; aber eben so, wie Sie meine letzte Hoffnung sind, das einzige Gut, das mich an"s Leben fesselt, eben so einmal von hier hinausgegangen, werden Sie niemals dahin zurückkehren, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, so wahr ich Graf bin, daß sich die Thüre nach der Straße noch nicht hinter Ihnen geschlossen haben wird, bevor ich mir nicht den Kopf gesprengt haben werde.

– Ach! Sie sind wahnsinnig!

– Nein, ich bin gelangweilt.

– Sie werden so etwas nicht thun.

– Versuchen Sie es.

– Herr Graf, im Namen des Himmels!

– Hören Sie, Louise, ich habe bis zum Ende gekämpft. Gestern war ich entschlossen, der Sache ein Ende zu machen heute, als ich Sie wiedergesehen, habe ich in der Hoffnung, die Parthie zu gewinnen, ein letztes Spiel wagen wollen. Ich spielte um mein Leben gegen das Glück; ich habe verloren, ich werde bezahlen.

Wenn mir Alexis alles dieses im Fieber-Wahnsinne gesagt hätte, so würde ich es nicht geglaubt haben; aber er sprach mit seiner gewöhnlichen Stimme, mit einer ihm eigenthümlichen Ruhe zu mir, sein Ton war eher heiter, als traurig; kurz, man fühlte in alle dem, was er mir gesagt hatte, einen solchen Charakter von Wahrheit, daß ich es nun war, die nicht fortgehen konnte; ich betrachtete diesen schönen jungen Mann voller Leben, den mit Glück zu erfüllen nur von mir abhing. Ich erinnerte mich seiner-Mutter, die ihn so sehr zu lieben schien, seiner beiden Schwestern mit lächelnden Zügen; ich sah ihn blutig und entstellt, sie mit verstörten Haaren und weinend, und ich fragte mich, mit welchem Rechte ich, die ich nichts war, alle diese reich geschmückten Leben, alle diese hohen Hoffnungen zerstören wollte; dann begann, ich muß es Ihnen sagen, eine so ausdauernde Treue ihre Früchte zu tragen. Auch ich hatte in der Stille meiner Nächte und in der Einsamkeit meines Herzens zuweilen an diesen Mann gedacht, der immer an mich dachte. In dem Momente mich für immer von ihm zu trennen, las ich heller in meiner Seele. Es wurde mir klar, daß ich ihn liebte . . . . und ich blieb.

Alexis hatte mir die Wahrheit gesagt. Was seinem Leben fehlte, war die Liebe. Seit zwei Jahren, daß er mich liebt, ist er glücklich, oder hat das Ansehen es zu seyn. Er hat auf diese thörichte Verschwörung, in die er aus Lebens-Ueberdruß eingetreten war, verzichtet. Mißmuthig über die Schwierigkeiten, welche meine Stellung bei Madame Ravier unseren Zusammenkünften auferlegte, hat er, ohne mir davon etwas zu sagen, diesen Laden für mich gemiethet. Seit achtzehn Monaten lebe ich ein anderes Leben in Mitte aller der Studien, die meiner Jugend gefehlt haben, und denen er, so ausgezeichnet, das Bedürfniß haben würde bei einer Frau zu begegnen, die er liebt, wenn ach! er sie nicht mehr lieben sollte. Von daher rührt die Veränderung, welche Sie an mir gefunden haben, als Sie meine Stellung mit meiner Person verglichen. Sie sehen demnach, daß ich gut gethan habe, Sie aufzuhalten, daß eine Gefallsüchtige allein anders gehandelt haben würde, und daß ich Sie nicht lieben kann, weil ich ihn liebe.

– Ja, und ich begreife jetzt auch, durch welche Protection sie hofften, zu dem Gelingen meines Gesuches beizutragen.

– Ich habe bereits mit ihm darüber gesprochen.

– Sehr schön, aber ich schlage es aus.

– Sie sind töricht.

– Es ist möglich, aber ich bin so.

– Wollen Sie, daß wir uns mit einander entzweien, und daß wir uns niemals wiedersehen?

– O! das würde für mich, der ich Niemanden, als Sie hier kenne, grausam sein.

– Nun denn, betrachten Sie mich wie eine Schwester, und lassen Sie mich machen.

– Sie wünschen es?

– Ich fordere es. In diesem Augenblicke öffnete sich die Thüre des Salons, und der Graf Alexis Waninkoff erschien auf der Schwelle. Der Graf Alexis Waninkoff war ein schöner junger Mann von fünf und zwanzig bis sechs und zwanzig Jahren, blond und hoch gewachsen, halb Tartar, halb Türke, welcher, wie wir bemerkt haben, den Grad als Lieutenant in der Rittergarde bekleidete. Dieses bevorzugte Korps war lange Zeit unter dem directen Kommando des Czarewitsch Konstantin, des Bruders des Kaisers Alexander, und zu dieser Zeit Vice-Königs von Polen, geblieben. Nach der Gewohnheit der Russen, welche niemals ihr militairisches Kleid ablegen, war Alexis in seiner Uniform, trug auf seiner Brust das Kreuz des St. Wladimir und des Alexander-Newski, und am Halse den Sanislaus-Augustus-Orden dritter Klasse, als sie ihn erblickte, stand Louise lächelnd auf, und sagte zu ihm:

– Sein Sie willkommen, mein Herr, wir sprachen eben von Ihnen; ich stelle Eurer Excellenz den Landsmann vor, von dem ich Ihnen erzählt, und für welchen ich Ihre hohe Protection in Anspruch nehme.

Ich verbeugte mich, der Graf antwortete mir mit einem anmuthigen Gruße; hierauf ihr die Hand küssend sagte er zu ihr mit einer vielleicht ein wenig affectirten Reinheit der Sprache:

– Ach! meine theure Louise, meine Protection ist nicht groß, aber ich kann den Herrn vielleicht durch nützliche Rathschläge leiten: meine Reisen haben mich gelehrt, die guten und die schlechten Seiten meiner Landsleute zu erkennen, und ich werde Ihren Schützling von allen den Dingen in Kenntniß setzen; außerdem kann ich persönlich die Kundschaft des Herrn beginnen, indem ich ihm zwei Schüler gebe, meinen Bruder und mich.

– Das ist schon etwas, aber nicht genug, haben Sie nicht von einer Stelle als Professor der Fechtkunst in einem Regimente gesprochen?

– Ja, aber seit gestern habe ich erfahren, daß es schon zwei Fechtmeister in St. Petersburg gibt, der eine ein Franzose, der andere ein Russe. Ihr Landsmann, mein lieber Herr, fügte Waninkoff hinzu, indem er sich zu mir wandte, ist ein gewisser Valville; ich spreche nicht von seinem Verdienste, er hat aber dem Kaiser zu gefallen gewußt, der ihm den Grad eines Major ertheilt, und ihn mit mehreren Orden geschmückt hat; er ist Professor der ganzen Kaiserlichen Garde. Mein Landsmann ist ein sehr guter und vortrefflicher Mann, der in unseren Augen keinen anderen Fehler besitzt, als den, ein Russe zu seyn; das aber keiner in den Augen des Kaisers ist, so hat ihn Seine Majestät, der er früher Unterricht ertheilt, zum Obristen gemacht, und ihm den St. Wladimir-Orden dritter Klasse ertheilt. Sie wollen nicht damit auftreten, sich den einen und den anderen zum Feinde zu machen, nicht wahr?

– Nein, gewiß nicht, antwortete ich.

– Nun, dann müssen Sie durchaus nicht das Ansehen haben, als ob sie in ihre Fußtapfen treten wollen: kündigen Sie eine öffentliche Fechtübung an, geben Sie dieselbe, zeigen Sie darin, was Sie zu leisten fähig sind; dann, wenn sich das Gerücht von Ihrer Ueberlegenheit verbreitet haben wird, werde ich Ihnen ein ganz gehorsamstes Schreiben an den Großfürsten Konstantin geben, der sich gerade seit vorgestern auf dem Schlosse Strelna auf hält, und ich hoffe, daß er auf mein Ersuchen Ihre Bittschrift an. Seine Majestät mit einer empfehlenden Nachschrift zu versehen geruhen wird.

– Ei, das geht ja ganz herrlich, sagte Louise zu mir, entzückt über das Wohlwollen des Grafen für mich, Sie sehen, daß ich Ihnen keine Unwahrheit gesagt hatte.

– Nein, und der Herr Graf ist eben so sehr der gefälligste Beschützer, als Sie die vortrefflichste der Frauen sind. Ich überlasse es Ihnen, ihn in dieser guten Stimmung zu erhalten, und um Ihnen den Werth zu beweisen, den ich auf seinen Rath lege, werde ich noch heute Abend meine Einladungschrift anfertigen.

– Das ist recht, sagte der Graf.

– Jetzt, Herr Graf, bitte ich um Verzeihung, aber ich bedarf einiger Nachweisung über die örtlichen Verhältnisse. Ich gebe diese Fechtübung nicht um Geld zu gewinnen; sondern um mich bekannt zu machen. Soll ich Einladungen wie zu einer Abendunterhaltung aussenden, oder mich bezahlen lassen, wie zu einem Schauspiele?

– O! lassen Sie sich bezahlen, mein lieber Herr, denn ohne das kommt Niemand zu Ihnen. Setzen Sie den Eintritts-Preis auf zehn Rubel fest, und senden Sie mir Hundert Billete, ich übernehme es, dieselben unterzubringen.

Es war schwer, liebreicher zu sein; mein Groll hielt demnach auch nicht Stand. Ich empfahl mich, und ging fort. Am anderen Tage waren meine Ankündigungen angeschlagen, und acht Tage nachher hatte ich meine öffentliche Fechtübung gegeben, an welcher weder Valville nach Siverbrück Theil nahmen, sondern nur polnische, russische und französische Liebhaber.

Meine Absicht ist es durchaus nicht, hier ein Verzeichniß meiner Heldenthaten und der gegebenen oder empfangenen Stöße aufzuzählen. Nur will ich hier anführen, daß während der Sitzung selbst unser Gesandter, der Herr Graf de la Ferronnays, mir anbot, seinem Sohne, dem Vicomte Charles, Unterricht zu erteilen, und daß ich am Abende und am anderen Morgen die aufmunterndsten Briefe empfing, unter anderen von dem Herzoge von Würtemberg, der mich zum Lehrer seines Sohnes verlangte, und von dem Grafen Bobrinski, der mich für sich selbst in Anspruch nahm.

Als ich demnach auch den Grafen Waninkoff wiedersah, sagte er zu mir:

– Nun! alles ist ja vortrefflich gewesen. Jetzt ist Ihr Ruf gegründet, es bedarf nur noch, daß ein kaiserliches Dekret ihn befestigt. Nehmen Sie, hier ist ein Brief für den General-Adjutanten des Großfürsten, er wird schon von Ihnen haben sprechen hören. Stellen Sie sich ihm dreist mit Ihrer Bittschrift für den Kaiser vor; schmeicheln Sie seiner militairischen Eigenliebe, und bitten Sie ihn um seine empfehlende Nachschrift.

– Aber, Herr Graf, fragte ich mit einigem Zögern, glauben Sie, daß er mich gut aufnehmen wird?

– Was nennen Sie gut aufnehmen?

– Kurz, auf eine anständige Weise.

– Hören Sie, mein lieber Herr, sagte der Graf Alexis lachend zu mir, Sie erzeigen uns immer zu viel Ehre. Sie behandeln uns als civilisierte Leute, während dem wir nur Barbaren sind. Hier ist der Brief, ich öffne Ihnen die Thür, aber ich stehe für nichts, und alles wird von der guten oder üblen Laune des Prinzen abhängen. An Ihnen ist es, den Moment zu wählen; Sie sind Franzose, dem zu Folge sind Sie tapfer. Es ist das ein zu bestehender Kampf, ein zu erringender Sieg.

– Ja, aber ein Vorzimmer-Kampf, der Sieg eines Hofmannes. Ich gestehe Eurer Excellenz, daß ich einen wirklichen Zweikampf vorziehen würde.

– Jean Bart war mit den gewichten Parkets und den Hof-Kleidern nicht vertrauter als Sie. Wie hat sich der herausgezogen, als er nach Versailles kam?

– Mit Faust-Schlägen, Ihre Excellenz.

– Nun! machen Sie es wie er. Apropos, ich bin von Seiten Narischkins, der, wie Sie wissen, ein Vetter des Kaisers ist, von dem Grafen Tzschernitscheff und dem Obristen Murawieff beauftragt, Ihnen zu sagen, daß sie Stunden von Ihnen zu erhalten wünschen.

– Haben Sie denn beschlossen, mich mit Güte zu überschütten?

–. Nein, und Sie sind mir nichts schuldig; ich entledige mich nur meines Auftrages, das ist alles.

– Aber es scheint mir, daß sich das nicht übel macht, sagte Louise zu mir.

– Durch Sie, und ich danke Ihnen dafür. Nun denn, es sey so; ich werde dem Rathe Eurer Excellenz folgen. Morgen will ich es wagen.

– Thun Sie es, und gutes Glück. Ich bedurfte übrigens nichts mehr, als dieser Aufmunterung. Ich kannte den Ruf des Mannes, mit dem ich zu thun hatte, und ich muß gestehen, daß ich eben so gerne einen Bären der Ukraine in seiner Höhle angegriffen hätte, als hinzugehen, und den Großfürsten, diesen sonderbaren Verein guter Eigenschaften, heftiger Leidenschaften, und unsinnigen Jähzornes, um eine Gnade zu bitten.

Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters

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