Читать книгу Lacroix und die stille Nacht von Montmartre - Alex Lépic - Страница 4
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ОглавлениеLa Mère Catherine, Au Cadet de Gascogne, Le Sabot Rouge, Chez Eugène. Die Restaurants in den alten Bürgerhäusern hatten ihre Terrassen fein säuberlich mit kleinen Zäunen abgeteilt, jeweils in den Farben des Restaurants gehalten, blau-rot oder in bordeauxrotem Karo. Um die Außenplätze, die verwaist waren, gruppierten sich die Maler. Sie waren der Grund, warum die Restaurantterrassen das ganze Jahr über gut gefüllt waren. Aber auch die Menüs waren günstig und reichhaltig. Dennoch würde kein Pariser hier auch nur einen Baguettekorb ordern. Lacroix kannte die Horrorgeschichten über mit Käsescheiben überbackene Zwiebelsuppen aus dem Tetra Pak oder Steaks, die so zäh und sehnig waren, dass jeder Pariser Fleischer sich eher entleibt hätte, als derlei zu verkaufen. Deshalb machten die Commissaires einen weiten Bogen um die Speisekarten, die auf großen Tafeln notiert waren, und gingen zum hinteren Teil des Platzes. Zwei ältere Damen standen rauchend neben ihren Staffeleien, eine von ihnen trug einen Pelzmantel, der echt zu sein schien.
»Excusez-nous, Mesdames«, sagte Violet.
»Oh, Commissaire«, sagte die Frau im Pelz, »kleine Lizenzprüfung?«
Die Lizenzen auf der Place du Tertre waren begehrt und streng limitiert, sie bekam nur, wer dem maire nachweisen konnte, dass er wirklich gut zeichnete – ähnlich wie bei den Musikern in der Metro, die die besten Stationen auch nur bekamen, nachdem sie erfolgreich der Stadtverwaltung vorgespielt hatten.
Lacroix betrachtete die Bilder auf den Holzrahmen, die als Beispiele ausgestellt waren: Die Dame im Pelz zeichnete liebliche Porträts in Aquarell, strahlende Farben und verwischte Konturen. Die andere schien sich auf Karikaturen spezialisiert zu haben, sie benutzte Kreide. Ein Bild des Präsidenten mit großen Ohren und wütenden Augen hing dort.
»Nein, Mesdames, wir sind hier wegen der gestohlenen Lichterketten.«
»Ein Jammer«, sagte die eine Frau. »Wir haben die neue Beleuchtung so gemocht, sie glänzte so schön. Mir wurde immer ganz warm ums Herz.«
Sie mussten ein kurioses Bild abgeben, die drei älteren Damen, über deren Köpfen der Tabakrauch aufstieg. Lacroix dachte wieder an seine Pfeife. Aus dem Augenwinkel sah er, wie ein Fotograf mit professionellem Equipment Bilder vom Platz machte. Der Commissaire dachte kurz, er würde auch sie fotografieren, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Warum sollte er?
»Waren Sie in der Nacht vor Ort?«, fragte Violet. »Wir sind auf der Suche nach Zeugen.«
»Sie sehen es ja, tote Hose. So ist es seit Tagen. Vorgestern hat es gegossen wie aus Eimern. Der Einzige, der da noch arbeitet, ist der alte Fuchs.«
Lacroix sah sie fragend an, doch Rose Violet nickte wissend.
»Der arbeitet immer. Und er hat auch immer zu tun. Anders als wir …«
»Ist er noch an seinem alten Platz?«
»Der schlechteste Platz. Mit der meisten Kundschaft. Viel Spaß, wenn Sie ihn befragen wollen.«
»Merci, Mesdames.«
»Wen meinen die Malerinnen?«, fragte Lacroix. Er mochte es gar nicht, bei solchen Gesprächen unwissend danebenzustehen. Doch das hier war eben nicht sein Bezirk. Im fünften, sechsten und siebten Arrondissement, da kannte er allen Klatsch und Tratsch und wusste stets, was in den Ecken geraunt wurde. Und wenn er mal nicht Bescheid wusste, dann konnte er getrost Yvonne oder seinen alten Freund Alain, den Gemüsehändler, fragen.
»Sie meinen Serge Foll.«
Den Namen allerdings hatte Lacroix schon gehört. »Der renitenteste Künstler von Paris?«
Sie grinste ihn von der Seite an. »Ich habe schon befürchtet, dass wir nicht darum herumkommen werden, ihn zu befragen, hatte bislang aber keine Lust. Und ich hatte die leise Hoffnung, dass vielleicht auch die Damen etwas wissen.«
»So schlimm?«
»Du wirst es gleich sehen, mein lieber Lacroix.«
Sie gingen um den Platz herum, weg von den Restaurantterrassen. Leichter Uringeruch hing in der Luft. Der Commissaire war sicher, dass sich hier nun wirklich kein Tourist mehr hinverirrt hatte, wenn der Platz vorn schon so ausgestorben war. Als sie um die Ecke bogen, wurde er eines Besseren belehrt. Vor einer Staffelei standen Dutzende Menschen Schlange, die meisten eingehüllt in dicke Funktionskleidung. Maler und Leinwand waren hinter der Menge nicht zu erkennen.
Sie traten näher und betrachteten den Auflauf. Alle diese Menschen schienen zu warten, bis sie an der Reihe waren. Lacroix war verblüfft. Rose Violet reichte es, sie drängelte sich an der Schlange vorbei, der Commissaire folgte ihr.
Er kratzte sich am Kopf, als er den Mann sah. Er hatte schon einiges über den Künstler Serge gehört, doch gesehen hatte er ihn noch nie. Der Mann war ein lebendes Klischee. Die Staffelei vom Publikum abgewandt, saß er in einem ausladenden Sessel mit Armlehnen, als hätte ihn Hemingway persönlich erdacht: Ein dunkelbrauner Lodenmantel, die grauen Haare schauten wirr unter einer Baskenmütze hervor, dazu ein langer Kinnbart. Hinter einer Hornbrille schauten seine Augen unverwandt auf das Bild, das er mit langem Pinsel bearbeitete, dabei hielt er den Kopf ein wenig schräg. Im Mundwinkel klemmte eine glimmende Kippe, Lacroix hätte Wetten angenommen, dass es sich um eine filterlose Gitanes handelte. Vor ihm auf einem deutlich unbequemeren Hocker saß eine junge Asiatin. Sie saß ganz aufrecht und steif da, als wagte sie es nicht zu atmen. Immer wieder sah der Maler erst sie an, dann betrachtete er die Leinwand und nahm noch einige Änderungen vor. Die drei Polizisten blieben stehen, bis der maître zufrieden schien. Dann stand er auf, hielt einen Moment inne, griff nach der Leinwand und drehte sie um. Ein Raunen ging durch die Menge.
Auch Lacroix hob erstaunt die Augenbrauen und trat einen Schritt näher, um das Gemälde genauer zu betrachten. Es war wirklich unglaublich: Das Bild war eine originalgetreue Kopie dieser Frau, mehr noch, die Frau auf der Leinwand war noch schöner als die, die neben ihm stand, dachte Lacroix, ohne damit die Asiatin mit ihrer porzellanfarbenen Haut und ihren dunklen Augen herabzuwürdigen. Der Künstler hatte sie nicht einfach schöner gemalt, als sie war, es war vielmehr so, als habe er neben ihrem Gesicht auch noch Teile ihrer Persönlichkeit aufs Papier gezaubert.
Die Frau hatte die Hand vor den Mund geschlagen vor Rührung. Sie wartete, bis der Maler die Leinwand wieder auf die Staffelei gestellt hatte, dann umarmte sie ihn, und er grinste, während er die junge Frau in den Armen hielt. Er verpackte das Bild in eine dünne Folie, gab es ihr, und sie zog, ihr Porträt fest an sich gedrückt, von dannen. Ehe sich die nächste Kundin auf den Hocker setzen konnte, traten Violet und Lacroix zur Staffelei, Castraux im Schlepptau.
»Bonjour, Monsieur Foll«, sagte Violet. Der Künstler sah auf, und binnen Sekunden veränderte sich seine gesamte Gestalt. Die Hand, die eben so feinfühlig den Pinsel geführt hatte, ballte sich zu einer Faust, während er wütend das Gesicht verzog.
»Non«, sagte er, und seine Stimme war rau und tief, dabei aber ganz leise, als versuche er, sich zu zügeln.
»Ich habe noch gar nichts gesagt.«
»Das können Sie sich auch sparen. Ich rede nicht mit flics.«
»Wir können es ja vielleicht mal versuchen, Sie wissen doch noch gar nicht, worum es geht.«
»Wenn Sie hier auftauchen, gibt es Ärger.«
»Herrgott, Monsieur Foll«, jetzt klang die Commissaire ärgerlich. »Nun lassen Sie mich doch einfach meine Frage stellen, und dann sind wir wieder weg.«
Er sah zu ihr auf und knurrte: »Entweder Sie verhaften mich oder Sie hauen ab. Ich bin kein Helfershelfer für irgendwas.«
Rose ließ die Schultern sinken. Lacroix sah sie von der Seite an, sie nickte stumm. Ohne ihre Zustimmung hätte er in ihrem Revier keine Befragung übernommen, so aber räusperte er sich und ergriff das Wort.
»Monsieur Foll, mein Name ist Lacroix, ich bin der Leiter des Kommissariats im fünften Arrondissement.«
Interessiert sah der Mann nun ihn an, seine Miene blieb aber finster. »Und wenn Sie mir den Innenminister herschleppen!«
Lacroix überlegte nur kurz. »Im Interesse Ihrer Kundschaft«, begann er und hatte einen schärferen Ton angeschlagen, »die sicher weiter von Ihnen gemalt werden möchte, bitten wir Sie doch nur um eine Antwort. Ansonsten rufen wir nämlich gleich den Richter an, und dann kommen wir wieder und schleppen Sie einmal quer über den Platz und verhören Sie im Kommissariat. Dann verlieren Sie einen ganzen Tag. Anschließend bitte ich auch gleich mal die Kollegen vom Finanzamt um eine genaue Buchprüfung. Dann werden wir sehen, ob Sie all die Kunden, die Sie hier täglich zeichnen, auch steuerlich geltend machen – oder nur drei, vier wie die anderen, die neben Ihnen sehnsüchtig auf Kundschaft warten.«
Serge Foll ließ seinen Pinsel sinken. »Eine Frage …«, sagte er leise.
»Sie waren der Letzte, der vorgestern Nacht gearbeitet hat. Wie lange waren Sie hier? War zu diesem Zeitpunkt die Beleuchtung noch da? Und ist Ihnen etwas oder jemand aufgefallen?«
Der Mann lehnte sich zurück und grinste. »Wegen der Funzeln schicken die flics gleich zwei Commissaires? Ehrlich? Das glaub ich nicht. Arbeiten Sie also doch für die großen Konzerne? Sind die Herren von Électricité de France sauer, weil ihnen die Werbemaßnahme abhandengekommen ist?« Er lachte ein raues Lachen.
»Sie wollen nicht, dass wir Ihre Zeit vergeuden, also vergeuden Sie auch nicht unsere, Monsieur«, sagte Lacroix.
»Gut. Ich saß hier bis elf, halb zwölf, dann bin ich nach Hause. Da brannte die Beleuchtung, der ganze Platz sah aus wie ein beschissener Jahrmarkt. Es ist nicht zum Aushalten, dieser Kitsch. Mein Paris verkommt langsam zum Disneyland.«
»Sie mögen die neue Beleuchtung also nicht?«
»Die Kitschmaler um mich herum, die mögen den Kitsch. Ist ja auch klar, er bringt ihnen Kunden, die auch Kitsch mögen. Ich aber bin Künstler! Und von meinen Werken lenkt jeder äußere Einfluss ab. Wegen mir können Sie dem Dieb einen Orden verleihen.« Er schnaufte angewidert, hob den Arm und wies in Richtung Kirche. »Sehen Sie, dort, das haben die aus unserem Quartier gemacht. Einen Vergnügungspark, in dem die Gäule Elchgeweihe tragen.«
Tatsächlich war die Schneekutsche in diesem Moment um die Ecke gebogen und fuhr provokativ langsam an ihnen vorbei.
»Und dann noch dieser Baum unten am Hügel. Mit einem riesigen Kreuz obendrauf. Die Kirche glaubt wohl, sie könne sich alles erlauben! Aber in Frankreich …«, er klopfte mit seinem Pinsel auf die Staffelei, »herrscht der Laizismus. Da hat die Kirche nicht den Baum zu stiften!«
Lacroix ließ sich von Folls Tiraden nicht beirren. »Ist Ihnen etwas aufgefallen in der Nacht?«
»Wenn ich hier fertig bin, dann sehe ich mich nicht um. Ich packe mein Zeug und gehe nach Hause, denn dort erwartet mich der eigentliche Höhepunkt des Tages. Sie werden das nicht verstehen, Commissaire, auch wenn wir in einem Alter sind. Und ich habe nicht vor, es Ihnen zu erklären.«
»Mir reicht, was Sie mir bisher erklärt haben, Monsieur Foll. Danke. Und pinseln Sie schön.« Lacroix stapfte davon.
Rose flüsterte etwas zu Castraux, der verschwand, dann folgte sie ihm.
Der Commissaire war sauer. »Eingebildeter Kretin …«, knurrte er, griff in seine Manteltasche und nahm die Pfeife heraus.
»Bitte, Lacroix«, sagte Rose flehend, »du hast mir einen Wein versprochen. Meine Füße sind Eis, los, gehen wir gleich rein.«
Er steckte die Pfeife wieder ein und ließ sich von ihr in das erstbeste Bistro ziehen. Sie setzten sich an einen Tisch im hinteren Teil, und der Commissaire bestellte zwei Gläser Tursan aus dem Südwesten. Er war überrascht, dass sie in dieser Touristenspelunke so einen Wein führten.
»Was war das denn?«
»Sympathischer Mann, oder?«
»Ich habe schon öfter gehört, dass er renitent ist. Aber so?«
»Immerhin hat er uns nicht angegriffen!«
»Hätte er weitergemacht, hätte ich …«
»Er saß lange im Knast.«
»Wirklich?« Lacroix sah sie interessiert an, doch Rose antwortete nicht, weil der Kellner in Weste und Fliege gerade die Gläser vor ihnen abstellte. Sie trank einen Schluck, dann fuhr sie fort.
»Ja, er war in der Kommunistischen Partei, zu der Zeit, als Giscard hart gegen das linke Lager vorging. Er hat gegen das Kapital gehetzt und war Anführer zahlreicher Straßenschlachten, bis er zwei Jahre hinter Gitter musste. Und dann hat er sich Ende der Siebziger auch noch mit den Kommunisten überworfen, wie alle Künstler und Intellektuelle – und hatte dann gar keine Freunde mehr. Seitdem ist er … nun ja, eine verletzte Seele.«
»Aber eine ziemlich aufmüpfige verletzte Seele.«
»Er hasst alle Institutionen, und um ehrlich zu sein, ich kann es ihm nicht verdenken. Diese Firmenbosse und ihre ach so guten Verbindungen in höchste politische Kreise – mir geht das auch auf den Wecker. Aber heute gibt es, anders als damals, keinerlei linken Aufstand, obwohl es viel dringender wäre. Doch die jungen Leute interessieren sich nur für die Marke ihrer Turnschuhe und ihres Handys. Ich kann es nicht mehr hören.«
»Ach, Rose«, sagte Lacroix sanft, »du bist doch eine echte Revolutionärin.«
»Die Jeanne d’Arc vom Montmartre nennen sie mich. Aber gut, solange sie mich nicht anzünden …«
»Ist er denn noch aktiv, unser Monsieur Foll?«
»Wenn du so fragst, denkst du wohl, dass er etwas mit dem Diebstahl zu tun hat?«
Lacroix grinste und nahm einen Schluck von dem tiefroten Wein. Der Tursan passte perfekt zum Winter. Er war tief und sanft, dabei aber voller Frucht.
»Er war zumindest nicht gut auf die Dekoration zu sprechen.«
»Sagen wir mal so: Foll ist einer von den Salonlinken, der gauche caviar. Er gefällt sich in seiner Rolle des Künstlers mit kommunistischem Antlitz, weil er damit bei einer Sorte Mensch besonders gut ankommt.«
»Du meinst …«
Sie nickte. »Er wohnt in einem dieser ehemaligen besetzten Häuser in Château Rouge, ein Stück den Berg runter. Es gehört der Stadt, die dort für einen Spottpreis Künstler wohnen lässt. Er hat eine sehr junge Freundin, so heißt es, und es gehen die lustigsten Revolutionäre von Paris ein und aus, trinken, kiffen, nehmen Drogen und schimpfen auf den reichen Staat und auf die Kommerzialisierung der Gesellschaft. Sie haben eine Flugblattaktion gemacht, als ein bekanntes amerikanisches Schnellrestaurant auf den Berg kommen sollte. Eine Flugblattaktion wie zu Zeiten der Résistance – kannst du dir das vorstellen? Foll ist immer vorn mit dabei, wenn es um irgendeine neue Idee des Bürgermeisters geht. Er hasst alle Veränderungen. Aber für ein paar Flugblätter oder ein Tütchen Haschisch mach ich heutzutage keine Razzia mehr. Du etwa?«
»Wir haben kein Cannabis im Fünften.«
»Bei euch gibt’s nur Champagner?«
Sie mussten beide lachen.
»Los, Lacroix, nun sag schon, warum bist du hier? Du kommst doch nicht am kältesten Tag des Jahres nur wegen ein paar gestohlenen Lichterketten den Berg herauf.«
»Ehrlich gesagt: doch.«
»Aber warum?«
»Ich weiß es nicht, Rose. Es ist nur so ein Gefühl.«
Sie hob die Augenbrauen und sah ihn an, sagte aber nichts. Er hätte auch keine gute Erklärung liefern können: Ich habe die Nachricht gelesen, und mir haben sich die Haare auf den Unterarmen aufgestellt. Das hätte er sagen können, aber er tat es nicht.
»Ich habe mich gefragt, wer so etwas tut. Es ist doch vollkommen verrückt. Ist es ein einfacher Diebstahl? Oder ist es ideologisch aufgeladen? Ein Weihnachtshasser?«
»Und bist du jetzt schlauer?«
»Leider nicht. Was wirst du jetzt tun? Es ist dein Bezirk.«
»Ich werde Serge Foll jedenfalls keinen Besuch abstatten. Nicht wegen ein paar Lichterketten. Selbst wenn er es war, wäre es sinnlos, da hineinzugehen. Es gäbe sicherlich keine Beweise. Ich glaube kaum, dass er seinen eigenen Weihnachtsbaum damit schmücken wollte.«
»Unwahrscheinlich.«
»Wenn du sagst, dass die Sache dich stutzig gemacht hat, Lacroix, dann werde ich sie ernster nehmen, als ich es bisher getan habe. Ich werde die Anwohner befragen lassen. Der Abbau muss doch Lärm gemacht haben.«
»Das wäre gut. Rufst du mich an?«
»Das mache ich. Grüß deine Frau von mir. Und danke. Für den Wein, meine ich.«
Sie standen auf, Lacroix ließ zehn Euro auf dem Tisch liegen. Als sie hinaustraten, war es gänzlich dunkel – und doch flimmerte die Luft. Ein weißer Glitzer vor den gelben Straßenlaternen. Es schneite.
Für einen Moment schwiegen sie beide, während sie einträchtig nebeneinanderstanden und zusahen, wie die Schneeflocken die Place du Tertre in eine Winterlandschaft verwandelten.
Nach einer Minute sagte Rose: »Ich bin ja keine Romantikerin, aber das …«
»… ist wirklich ein Anblick, den wir nicht vergessen werden.«
»Bon soirée, mon Commissaire.«