Читать книгу LebensLust - Liebe das Leben ... - Alexa McNight - Страница 7
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Wie sie es am Vortag versprochen hatte, war Emma am Sonntag bereits um zehn und nicht erst um elf Uhr zur offiziellen Brunch-Zeit bei Muriel, die diesmal die Gastgeberin war. Es war eine seit Jahren gepflegte Tradition, dass sich Emma, Muriel, Janis und Anne, die vierte im Bunde, an jedem dritten Sonntag im Monat zum ausgedehnten Schlemmen trafen.
Ein ungewöhnlich bunt gekleideter Leander öffnete ihr. Er hatte eine Strandtasche in der einen, den Autoschlüssel in der anderen Hand. Eine Sonnenbrille steckte in seinen Haaren. Seine Tochter Lina, die gerade zwölf geworden war, saß hinter ihm auf dem Fußboden, schnürte sich die Schuhe und kam ihm mit dem Gruß zuvor.
»Hi Emma«, sagte sie und klang wenig begeistert.
»Hey«, grüßte Emma zurück. »Wo wollt ihr denn hin?«
Leander schien antworten zu wollen, doch seine Tochter war abermals schneller. »Zum Strand. Ich würde viel lieber hier bleiben, aber Dad sagt, ich muss an die frische Luft.«
Emma schmunzelte. »Ja, wo er recht hat ...«
»Aber ich glaube, bei euch ist es viel lustiger!« Sie warf ihrem Vater einen bösen Blick zu, weil er geschnaubt hatte und sich abwartend zu ihr umwandte. »Worüber redet ihr denn so?«
»Lina! Bekommst du deine Schuhe heute wohl noch geschnürt?«, kam es nun von Leander.
Emma beschloss, ihm zu helfen. Sie winkte ab. »Ach, nur über die Arbeit. Am Strand hast du garantiert mehr Spaß.«
Lina zog die Brauen hoch. »Wer’s glaubt ...«
»Lina, jetzt komm endlich!«, tönte Leander ungeduldig.
Die Kleine stöhnte, rappelte sich auf, zerrte ihren Rucksack von einer Bank und schleifte ihn zum Ausgang.
Leander machte ihr Platz, trat selbst in das Foyer, wo der Fahrstuhl, den Emma genommen hatte, noch wartete. Er wendete sich zu ihr um. »Wie war es eigentlich am Freitag? Bist du klargekommen mit Tristan?«
Augenblicklich schlug Emmas Stimmung um. Tristan, äffte sie Leander im Stillen nach und schickte ein Pff hinterher. Eine Bestätigung brachte sie einfach nicht über die Lippen. Sie war so schlecht im Lügen, dass Leander es sofort merken würde.
»Können wir nächste Woche darüber reden? In Ruhe?«, schlug sie also vor.
Eine Furche zeigte sich zwischen Leanders Brauen.
Indes blockierte Lina die Fahrstuhltür. »Komm schon, Dad!«, nöhlte sie. »Mir ist langweilig!«
Leander nickte. »Am Montag bin ich unterwegs, aber sei am Dienstag um zehn in meinem Büro.« Er ging zum Fahrstuhl.
Emma schloss die Tür des Appartements und gesellte sich zu Muriel, die in der Küche beschäftigt war, stellte den mitgebrachten Obstsalat ab. Bei der Begrüßung beließ sie es nicht beim obligatorischen Bussi links und rechts, sondern zog die Freundin in eine Umarmung und entschuldigte sich für die Bemerkung zum in-ein-Horn-mit-Leander-blasen. Muriel nahm es easy, wie es nicht anders zu erwarten gewesen war. Wenn jemand nicht nachtragend war, dann sie. Sie feixte und strich sich die dunklen Locken hinter die Ohren.
»Schwamm drüber«, sagte sie und linste in Richtung Schüssel. »Was hast du diesmal wieder gezaubert?«
»Da gerade Erdbeer-Saison ist«, entgegnete Emma, »habe ich mir einen Erdbeersalat ausgedacht. Wie gewünscht mit viel Kalorien.«
Muriel öffnete den Deckel, um einen Blick auf Emmas Kreation zu werfen, und ließ einen schmatzenden Laut hören. »Das sieht aber lecker aus! Ach, ihr werdet alle fett nach Hause rollen, während ich bloß auf die Couch zu fallen brauche.«
Für den Brunch hatte Emma ursprünglich ein paar kalorienarme Brotaufstriche vorbereiten wollen. Nicht überraschend hatte Muriel dies abgelehnt. Sie hielt nichts von Diäten, und auch Janis hatte darauf bestanden, an diesem Sonntag so richtig ungesund zu schlemmen. Lediglich Anne war ein wenig unglücklich mit Aussicht auf das englische Frühstück mit Rührei und Speck, Würstchen und gebackenen Bohnen, gebratenen Champignons und Kartoffel-Röstis, doch sie war überstimmt worden.
Der Speck und die Champignons waren bereits in den Pfannen. Muriel goss die Ei-Mischung in eine dritte Pfanne.
»Mit wem warst du nun gestern zum Essen verabredet?«
Emma haderte mit sich, denn eigentlich wollte sie gar nicht mehr darüber reden. Nicht mit der Retrospektive auf den Abend. Da sie Muriel aber nichts vorzumachen brauchte und die Sache ja einmal erwähnt war, verzichtete sie auf Floskeln.
»Mit Tom ... «
Muriel stellte die geleerte Schüssel ab und warf ihr einen entgeisterten Blick zu. »Nicht dein Ernst!« Sie nahm einen Rührlöffel aus einer Schublade, doch statt das Ei zu rühren, klopfte sie sich damit gegen die Wange. »Ich ahnte es ja.«
»Es ist nicht, wie du denkst. Es ist nur ...«
»Sex?«
Emma verkniff die Lippen. So hatte sie es nicht formulieren wollen, aber das traf es wohl. Leider.
Muriel hörte nicht auf, sich mit dem Löffel gegen die Wange zu klopfen, und Emma spürte Ungeduld in sich aufsteigen. Was auch immer Muriel dazu zu sagen hatte, sollte sie besser gleich und mit möglichst wenigen Worten loswerden. Am allerwenigsten wollte Emma eine Predigt darüber hören, wie blöd Sex-Freundschaften waren, schließlich war Muriel vor ihrer Beziehung zu Leander die Königin der One-Night-Stands gewesen.
»Du willst mehr als Sex und er ahnt das nicht einmal, richtig?«, schlussfolgerte sie sogleich.
Emma weigerte sich, das in dieser Form zu bestätigen. »Ich weiß, dass Tom und ich Potenzial zu sehr viel mehr haben.«
Endlich kümmerte sich Muriel um das Ei. »Ah, und du hoffst, dass er eine Erleuchtung hat?«
Emma verzichtete auf die Antwort. Sie nahm die Röstis aus der Packung und legte sie auf das bereitgestellte Backblech.
»Ich will nicht unsensibel sein«, hörte sie Muriel sagen und hielt den Atem an. »Aber es wäre falsch, jetzt zu lächeln und dir gutes Gelingen zu wünschen.«