Читать книгу Amerikas Kriege - Alexander Emmerich - Страница 24
Friedrich Wilhelm von Steuben – preußisches Know-how für den Kampf um die Freiheit
ОглавлениеGeneral Friedrich Wilhelm von Steuben war ein preußischer Offizier, der als General im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg diente. Steuben wurde am 17. September 1730 in Magdeburg geboren und wuchs in einer Soldatenfamilie auf. Er ging 1777 nach Amerika und unterstützte George Washington beim Aufbau der Kontinentalarmee. Zeitweilig fungierte er als Washingtons Generalstabschef und war bis 1784 zudem Generalinspekteur des Heeres. Seine militärischen Ansichten veröffentlichte er in seinem Werk Regulations for the Order and Discipline of the Troops of the United States. Nach dem Krieg wurde er Staatsbürger der USA und Ehrenbürger der Stadt New York. Er starb 1794 auf seinem Landgut in Oneida County (New York). Seit 1957 findet alljährlich die Steuben-Parade in New York statt, die von den Nachfahren deutscher Einwanderer ins Leben gerufen wurde, um der deutsch-amerikanischen Vergangenheit zu gedenken.
Allerdings gab es zunächst Rückschläge zu verzeichnen: Der New Yorker General Philip Schuyler, der das Nördliche Department kommandierte, hatte Befehl, die kanadischen Provinzen, die sich der Unabhängigkeitsbewegung nicht anschließen wollten, mit Gewalt zu unterwerfen. Diese Mission scheiterte noch im ersten Kriegsjahr. Das erhärtete nun wieder die britische Entschlossenheit, die Rebellion zu unterdrücken. Zum ersten, aber nicht zum letzten Mal versuchten die US-Amerikaner vergeblich, das, was heute Kanada ist, zu erobern. Daran sollten sie im Krieg von 1812 erneut scheitern.
Das Jahr 1777 brachte die Wende zugunsten der Amerikaner. Der britische Vormarsch blieb in der Wildnis nördlich von New York stecken. Die Rebellen errangen in der Schlacht von Saratoga ihren ersten großen Sieg. Dieser war psychologisch und politisch bedeutend, denn nun wurde Europa auf den Freiheitskampf der Kolonisten aufmerksam. Nachdem Frankreich die Kolonisten von Beginn an militärisch unterstützt hatte, erklärte es nun offiziell Großbritannien den Krieg. Spanien folgte 1779 und die Niederlande 1780 – ebenfalls auf der Seite der Rebellen. Sie alle hatten mit dem Britischen Empire Rechnungen offen. Sie sahen nun die Möglichkeit, den zu stark gewordenen „John Bull“ in die Schranken zu weisen.
Trotz dieser wiederholten Erfolge blieben Rückschläge nicht aus, denn der Zustand der amerikanischen Truppen war desolat. So bestand die Continental Army nach den ersten Kriegsjahren nur noch aus rund fünftausend Mann. George Washington begann mit Hilfe des preußischen Offiziers Friedrich Wilhelm von Steuben, die amerikanische Armee zu reorganisieren. Steuben baute die Armee im Winterlager von Valley Forge disziplinarisch, taktisch und operativ neu auf und sorgte für Übungseinheiten der Truppen. Bereits im Folgejahr zeigten Steubens Maßnahmen deutliche Wirkung.
Das Kriegsgeschehen verlagerte sich in der Folge weiter nach Süden, wo die Briten vor allem im Hinterland immer erfolgreicher agierten, sowie auf den Atlantik, wo es verstärkt zu Seegefechten zwischen Franzosen und Engländern kam. Im Sommer und Herbst 1781 suchte der britische General Cornwallis die Entscheidungsschlacht in der Nähe von Yorktown. Dort kesselten die amerikanischen Truppen mit ihren französischen Verbündeten die britische Armee ein, die zugleich von der französischen Flotte von See her von ihren Nachschublinien abgeschnitten wurde. Cornwallis musste vor Washington kapitulieren. Damit endeten die eigentlichen Kampfhandlungen, auch weil in England nun die politische Unterstützung für die kostspielige Unterdrückung der Rebellion zusammenbrach.
Wie konnten die Rebellen die damals mächtigste Militärmacht in die Knie zwingen? Wie in jedem Krieg gibt es auf diese Frage zwei Antworten. Betrachtet man die Verlierer, dann waren die Engländer unterlegen, weil sie einen konventionellen Krieg europäischen Musters führten und sich nicht an die örtlichen Gegebenheiten anpassten. Die Größe des Landes erschwerte dessen Eroberung, zumal die Rebellen einen Guerillakrieg mit Nadelstichen gegen die englischen Heere führten. Es reichte nicht, große Städte wie New York zu sichern und Entscheidungsschlachten zu gewinnen. Auch glückte es nicht, ausreichend große Teile der Bevölkerung auf die Seite der Loyalisten zu ziehen. Die Briten verdächtigten auch jene, die zu ihnen standen, als unsichere Kantonisten. Schließlich fehlte in England ein einheitlicher Wille. Der Krieg war teuer und unpopulär – exakt die Faktoren, die den USA später erheblich zu schaffen machen sollten, als sie im 20. Jahrhundert selbst Kolonialkriege führten.
Die Rebellen gewannen, weil sie über einen einheitlichen politischen Willen verfügten, der Kongress selbst nach der Eroberung von Philadelphia nicht zum Aufgeben bereit war und sie die Unterstützung durch einen Teil der Bevölkerung (etwa ein Drittel) fanden, der Steuern an den Kontinentalkongress zahlte. Auch verfügten sie über den Vorteil der inneren Linie. Washington konnte Milizen mobilisieren, wenn er sie brauchte, aber er konnte sie dann wieder nach Hause schicken. Er hatte keine langen transatlantischen Versorgungswege. Auch kannten die Rebellen in der Regel das Terrain besser als die Engländer. Schließlich waren sie hoch motiviert, ihr eigenes Land zu verteidigen, und sie waren ideologisch zu der Abwehr englischer Tyrannei motiviert. Sie verfügten daher über klare Feindbilder. Hinzu kam als personeller Faktor George Washington. Er war ein militärischer Führer, der die zivile Autorität respektierte und sich zudem von erfahrenen europäischen Generälen wie Steuben und Lafayette beraten ließ. Entscheidend war schließlich die Unterstützung durch die europäischen Großmächte: Ohne die französische Armee und Flotte hätte sich der Krieg noch lange hingezogen. Ohne Frankreich hätte Washington bei Yorktown keinen Erfolg gehabt.
Zwei Jahre später, im Frieden von Paris (1783), erkannte England die Unabhängigkeit der dreizehn Kolonien an. Der Vertrag beinhaltete den Verzicht Englands auf alle Gebiete bis zum Mississippi, Kanada blieb dagegen bei der englischen Krone. Da beide Seiten das Recht der Navigation auf dem Mississippi und dem Ohio erhielten, war ein künftiger Konflikt vorprogrammiert. Zugleich war der Weg zur weiteren Westexpansion der Amerikaner in die Gebiete jenseits der Appalachen bis zum Mississippi geebnet. Darüber hinaus dehnten die Vereinigten Staaten ihre Nordgrenze bis an die Großen Seen aus, was sie jedoch sofort in Konflikte mit den dort ansässigen Indianern verstrickte. Diese waren zwar von den Briten verraten worden, konnten aber noch immer auf englische Unterstützung hoffen. Vor allem waren sie keineswegs bereit, sich den neuen Herren unterzuordnen.