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Ein Überblick: Die Berliner Mauer 1961-1989 Die Berliner Mauer 1961–1989

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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland von den Alliierten in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren aufgeteilt. Im Zuge der Konfrontation des ›Kalten Krieges‹ zwischen den westlichen Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich auf der einen und der Sowjetunion auf der anderen Seite standen sich zwei unterschiedliche politische Systeme auf deutschem Boden gegenüber. 1949 kam es zur Gründung zweier deutscher Staaten: Der Bundesrepublik Deutschland als einer westlichen repräsentativen Demokratie mit Mehrparteiensystem, freien Wahlen und Gewaltenteilung stand die Einparteienherrschaft der SED in der Deutschen Demokratischen Republik gegenüber.

Während die Bundesrepublik mit Unterstützung ihrer westlichen Verbündeten und auf der Grundlage der sozialen Marktwirtschaft einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, der bis heute als ›Wirtschaftswunder‹ verklärt wird, erlebten viele in der DDR die Folgen massiver Reparationen und die Demontage wichtiger Industrieanlagen durch die sowjetische Besatzungsmacht. Infolge von Missständen in der sozialistischen Planwirtschaft klaffte die wirtschaftliche und soziale Entwicklung beider Staaten seit den 1960er Jahren immer weiter auseinander, auch wenn die DDR zeitweilig zu den zehn größten Industriestaaten der Welt gezählt wurde. Deshalb, aber auch insbesondere aus politischen und familiären Gründen, flüchteten viele Menschen in die Bundesrepublik. Allein zwischen 1945 und 1961 waren es rund dreieinhalb Millionen.


Leben mit der Mauer. Straßenszene vom Herbst 1989

Um diese Fluchtbewegung gen Westen zu stoppen, wurde bereits am 26. Mai 1952 die Grenze zur Bundesrepublik mit Stacheldraht abgeriegelt. In Berlin blieben jedoch zahlreiche Sektorenübergänge offen, weshalb sich die ›Abwanderung‹ hier fortsetzte. Die SED-Führung sah sich daher zu einer Verschärfung der Strafgesetze veranlasst: Seit Dezember 1957 galt das Verlassen der DDR als ›Republikflucht‹ und bereits bei Vorbereitung und Versuch drohte Gefängnis. 1961 stimmte der sowjetische Partei- und Staatsführer Nikita Chruschtschow schließlich einer Abriegelung der Sektorengrenze in Berlin zu. Im Juli begannen die geheimen Vorbereitungen zur Grenzschließung, die dann in der Nacht vom 12. auf den 13. August erfolgte.1

Die Berliner Mauer wurde zum Symbol des ›Kalten Krieges‹ und hatte 28 Jahre Bestand. Erst der Amtsantritt Michail Gorbatschows in der Sowjetunion führte mit ›Glasnost‹ (Offenheit) und ›Perestroika‹ (Umgestaltung) zu grundlegenden politischen Veränderungen, von denen auch die DDR nicht unberührt bleiben sollte, auch wenn sich die SED-Führung dem zunächst entschieden widersetzte. Die Ostblockstaaten erhielten unter der neuen sowjetischen Führung mehr Freiheiten und mussten bei politischen Reformen nicht mehr sofort die militärische Intervention der Sowjetunion fürchten. Die ungarische und die polnische Regierung nutzten diese Chance – anders als die DDR.2 Heute wird die besondere Rolle der polnischen Gewerkschaftsbewegung Solidarno in den 1980er Jahren sowie die Vorreiterrolle Ungarns bei der Öffnung des ›Eisernen Vorhangs‹ 1989 allgemein anerkannt und gewürdigt.


Die Harzer Straße in Berlin am 20.9.1961

Zwar fand auch in der DDR ein Wandel statt, jedoch nicht in der überalterten Staatsführung, sondern in Folge einer friedlichen Revolution, ausgelöst durch oppositionelle Gruppen innerhalb der Bevölkerung. Bereits seit den 1980er Jahren bildeten sich – vor allem im kirchlichen Milieu – informelle oppositionelle Gruppen, die für Menschenrechte und Pluralismus eintraten. Sie wurden zur Keimzelle der friedlichen Revolution in der DDR und fanden 1989 den lange erhofften Zulauf aus der Bevölkerung. Seit dem Spätsommer 1989 wurde der Protest immer breiter. Tausende gingen bei den Leipziger Montagsdemonstrationen, aber bald auch andernorts in den Städten der DDR auf die Straße. Am 4. November forderten bei einer Großdemonstration auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz prominente Redner, darunter die Schriftsteller Christoph Hein, Christa Wolf, Stefan Heym und Heiner Müller sowie der Schauspieler Ulrich Mühe, und sogar schließlich auch Vertreter der SED wie Gregor Gysi und Günter Schabowski, vor mehr als 500.000 Zuhörern demokratische Reformen.3

Zu der anwachsenden Bürgerrechtsbewegung kam eine rasant steigende Zahl von Ausreiseanträgen, die die SEDFührung in ernsthafte Bedrängnis brachte. Während Anfang 1989 noch 100.000 Menschen auf eine Genehmigung ihrer Ausreiseanträge warteten, versuchten ab dem Sommer Tausende mit der Besetzung bundesdeutscher Botschaften in Warschau, Prag und Budapest sowie der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin ihre Ausreise aktiv durchzusetzen. Am 30. September saßen mehr als 10.000 Menschen in der Botschaft in Prag fest, als der damalige bundesdeutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher die Nachricht über die Ausreisebewilligung durch die DDR vom Balkon des Botschaftsgebäudes überbrachte. Nach einer weiteren Ausreisewelle forderte die Regierung der damaligen SSR die SED-Führung auf, den Menschen die direkte Ausreise in die Bundesrepublik zu ermöglichen, um die ›Völkerwanderung‹ durch die Tschechoslowakei zu stoppen.4 Am Ende war es also wieder eine Massenflucht, die die Berliner Mauer zum Einsturz brachte – ebenso wie sie einst zu deren Bau geführt hatte.

Die Berliner Mauer

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