Читать книгу Pro-Aging mit mehr Energie - Alexandra Bauschat - Страница 9
Anti-Aging-die moderne
Art das Leben zu sehen
Оглавление„Jeder will alt werden, aber keiner will es sein.“
Martin Held
Wir leben in einer Kultur, in der Schönheit und Jugend einen höheren Stellenwert besitzen als Weisheit, Mitgefühl und Selbstverwirklichung. Eine Kultur, deren Medien uns ständig mit Bildern der „perfekten“ Frau oder des „perfekten“ Mannes (Männer sind jedoch etwas weniger anfällig) berieseln.
„Die krankhaften Standards unserer Kultur in Bezug auf Schönheit und Gewicht greifen seuchenartig auf andere Kulturen über, wenn diese über den technischen Fortschritt Zugang zu unserem Denken finden.“
Donna Eden
Heutzutage gibt es Anti-Aging Berater, Anti-Aging-Kurse, Anti-Aging-Mediziner. Anti-Aging ist das Zauberwort. Wir haben also eine Gesellschaft, die gegen das Altern ist.
Doch, was heißt das genau, wo liegt da der Fokus?
Wir wollen jung aussehen, möglichst ohne Falten und körperlich muskulös und fit. Wie unsere Organe, unser Blutdruck, unser Herz - Kreislauf - System aussehen, ist erst einmal nicht so sehr von Bedeutung - Hauptsache äußerlich ewig jung.
Das lassen wir uns auch etwas kosten, die Make-up Branche und Kosmetik Branche boomt, besonders ab 40 Jahren wird gekauft, was Jugendlichkeit verspricht. 60-jährige sind heute fitter, cooler und welterfahrener als je zuvor. Das “ Downaging“, der subjektiv gefühlte Verjüngungsprozess einer alternden Gesellschaft, führt jedoch auch in eine Sackgasse der Anti-Aging-Kultur. Der Begriff strahlt uns tausendfach entgegen, auf Kosmetikprodukten, Reiseprojekten und in Zeitschriften.
„Nach einer im Jahr 2016 gemachten Studie ist die Volksrepublik China einer der weltweit größten Märkte für Kosmetikprodukte. Im Jahr 2016 betrug das Marktvolumen von Anti-Aging-Produkten in China rund 5,4 Milliarden US-Dollar, gefolgt von den USA, Japan, Süd Korea und Deutschland“.
M. Hohmann – Statista 2020
Es klingt unglaublich, soll aber laut einer Umfrage der Website „Groupon“ – zumindest in den USA – wahr sein: Die durchschnittliche US - Amerikanerin gibt 225 000 Dollar (umgerechnet rund 200 000 Euro) in ihrem Leben für Kosmetikprodukte aus. Das ist fast der Preis eines Einfamilienhauses. Das Investitionsvolumen der Amerikanerinnen toppen wir in Deutschland zwar nicht, aber laut Beobachtungen der Forscher geben wir immer mehr für das „jugendliche Aussehen“ aus. Das sagt eine Studie von TNS Infratest (basierend auf einer repräsentativen Online-Befragung von 500 Frauen und 500 Männern): Die Statistik ergibt für die deutschen Frauen eine durchschnittliche Summe von 300 Euro im Jahr. Auf 60 Jahre Erwachsenenleben gerechnet ergibt das „nur“ eine Summe von 18.000 Euro! Kein Einfamilienhaus, eher ein Auto – und sicherlich trifft die jährliche Summe auf echte Beauty-Junkies eher als monatliche Investition zu.
„Die weltweite Zahl von Schönheitsoperationen und -prozeduren hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt: so werden heute rund 10 Millionen Prozeduren mehr durchgeführt als noch im Jahr 2010 - ein Anstieg von rund 66 Prozent.“
Statista/2020
Mit dem Aufkommen einer neuartigen Gesundheitsbewegung in den USA der 50er Jahre, etablierte sich Wellness als Überbegriff für das Wohlbefinden und gesundheitsbewusste Leben. Wellness entwickelte sich zum beliebten Werbewort einer wachsenden Industrie. Jedoch ist das Schönheits- und Anti-Aging-Segment nach Marktvolumen das Schwergewicht der Industrie. Im Jahr 2019 zählte die International Society of Aesthetic Plastic Surgery (ISAPS) weltweit rund 24,9 Millionen Schönheitsoperationen.
Die Anti-Aging-Medizin ist eine junge medizinische Teildisziplin. Im Jahr 1993 berichteten erstmals zwei amerikanische Mediziner über den Begriff Anti-Aging auf einer Konferenz zur medizinischen Versorgung im Alter über die Herausforderung, eine hohe Lebensqualität im Alter zu erreichen.
Ziele von Anti - Aging -Maßnahmen sind:
- Körperliche und geistige Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Alter zu erhalten und zu verbessern
- Äußere Alterserscheinungen weniger sichtbar zu machen
Die Anti-Aging Medizin hat somit das Ziel, das biologische Altern des Menschen hinauszögern und die Lebensqualität im Alter zu erhalten.
Was heutzutage mit Vitalstoffen, Ernährungsberatungen, Physiotherapie unter den Begriff Anti-Aging-Medizin fällt, wurde vor mehr als 3000 Jahren mit Energietraining und Selbstkultivierung erreicht.
Doch sind wir uns eigentlich bewusst, was wir damit anrichten, wenn wir alles gegen das Altern tun? Leider ist diese negative Sichtweise auf das „Älter werden“ so weit in unserer Gesellschaft verbreitet und verankert, dass den alten Menschen nur noch das Altenheim zum Abschluss ihres Lebens bleibt. Das kollektive Feld unsers gesellschaftlichen Denkens sollten wir nicht unterschätzen, es beeinflusst uns alle. Wer sich und sein Alter akzeptiert und sich lebensbejahend und gesundheitsbewusst verhält, hat heute gute Chancen, die zweite Lebenshälfte angenehm und positiv zu verbringen. Dafür können und müssen wir jedoch bereits in jungen Jahren eine Menge tun, wenn wir Pro-Aging als behutsamen und bewussten Umgang mit den eigenen körperlichen, geistigen und seelischen Ressourcen (Reserven) verstehen. Was wir künftig umso mehr brauchen ist eine Pro-Aging-Kultur, eine gesellschaftliche Wertschätzung von Werten, die mit dem Alter verknüpft sind – Ruhe, Gelassenheit und Weisheit.
Wir sollten alles für das gesunde Altern tun…Pro-Aging, um gesund zu altern.
In früheren Kulturen wurde das Leben in 3 Phasen unterteilt:
- Kindheit und Jugend = heranreifen, lernen, aufbauen
- Erwachsenenzeit = das Leben manifestieren mit einer Familie, Karriere und Lebensgestaltung, die dazu gehört
- Alter = Weisheit und Spiritualität leben.
Doch was ist geblieben von der Weisheit und Spiritualität? Stattdessen reden wir von Demenz und Inkontinenz. Wir bedauern jeden Geburtstag, als einen Tag des „Älterwerdens“, anstelle uns zu freuen, weiser und reifer zu werden. Leider haben wir „Spiritualität“ bei uns fast ganz aus unserem Alltag gestrichen und wir überlassen es einigen Esoterikern. Das ist sehr schade, denn den meisten unter uns fehlt etwas: eine Anbindung, ein innerer Halt, ein Sinn im Älterwerden. Eine positive Alterskultur hat mehr Potenzial als eine Anti-Aging-Kultur!
„Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird und was man daraus macht!“