Читать книгу Nie berührt - Alexandra Edam - Страница 12
Оглавление09. Juni
Leonhardt
Ah, Frau Marisch hat wieder was im Status, gleich mal schauen: „Je älter wir werden, desto kleiner werden unsere Wunschzettel. Denn die Dinge, die wir uns wirklich wünschen, kann man nicht kaufen.“
Also das ist mal echt wahr. Ich habe auch einen großen Wunsch: Zeit, endlich mal Zeit haben.
Das schreib ich gleich mal: „Wunschzettel – ZEIT!!!
Was? Sie schreibt: „Ja, ja, ja…Woher wissen Sie das? Oder war es Ihr Wunsch?“
Sehr witzig, ICH brauche diese Zeit, sie fährt ja schon an die Ostsee. Beneidenswert, so ist das eben, wenn man angestellt ist, bei mir wäre es der pure Luxus: Freitag los und das Wochenende genießen. Da wäre mir schon fast egal, wo es hin geht. Eigentlich bin ich ja eher der Wanderer, aber Ostsee ließe ich mir auch einmal gefallen.
Anja
Da hat doch der Malermeister schon wieder reagiert und schrieb: Wunschzettel - ZEIT !!!
Okay, kannst Du haben, jetzt drehe ich es mal um. Dann habe ich geschrieben: Ja, ja, ja…woher wissen Sie das, oder war es Ihr Wunschzettel?
Klar weiß ich, dass es sein Wunschzettel war, aber bisschen Spaß muss sein. Dann haben wir vermutlich den Gleichen. Und dass, laut Herrn Reller wohl wie so viele und dass ich es guthabe. Ja, das stimmt und es wird höchste Zeit für eine Auszeit bei mir. Bloß gut, dass kaum jemand weiß, dass ich vorhabe, allein zu fahren. Das wäre ein Theater und schon wären wir zu viert unterwegs. Ich brauche einfach ein paar Tage nur für mich. Und das habe ich noch nie gemacht. Wieder etwas aus der Kategorie: Dinge, die ich schon immer mal tun wollte!
Ich habe geschrieben, dass ich mich mit meiner Vorfreude grad sehr, sehr gut fühle und ihn gefragt, wie er es damit hält? Und er meinte, dass Vorfreude doch die schönste Freude ist und dass das Leuchten der Augen bei der Erfüllung…einmalig ist. Na die Augen bei ihm würde ich ja zu gern mal in so einer Situation sehen. Dann habe ich ihm noch geschrieben, dass er sich Freitagmittag meine leuchtenden Augen vorstellen kann, denn dann bin ich schon da.
Leonhardt
Freitagmittag soll ich mir die leuchtenden Augen von Frau Marisch vorstellen, da ist sie schon an der Ostsee.
Und ich antworte: „…wenn Ihre Augen dann so Leuchten wie Ihre Stimme klingt, daaaann kann ich mir das sehr gut vorstellen!“
Ob ich da grad etwas zu weitgegangen bin? Mal sehen wie sie reagiert. Sie hat aber auch eine schöne Stimme. Wie die wohlklingt, wenn sie mir einen guten Morgen wünschen würde, neben mir, ganz dicht und nackt?
Sie schreibt nur „Dankeschön!“ Echt? Da kann eine Frau einfach mal nur Dankeschön sagen und nicht gleich entrüstet zurückschreiben, was mir denn einfällt, na das gefällt mir ja.
Dann schickt sie mir noch ein Bild von einer kleinen Gasse und schreibt dazu: „…nicht einmal Italien und trotzdem so traumhaft schön!“ Das stimmt und dort wäre ich jetzt gern. Ich schreibe ihr: „…jetzt dort sitzen mit einem leckeren Teller Pasta und einem schönen Chardonnay!“ Das wäre echt schön. Das schöne Wetter genießen, großartige Gespräche, die Gegend anschauen. Einfach nur schön. Dann meint Frau Marisch noch so, dass ich es zu verstehen scheine, was sie mit den kleinen Auszeiten und dem Schönen meint. Klar verstehe ich das. Wenn ich mir diese Auszeiten nicht nehme, gehe ich hier kaputt, obwohl ich eigentlich noch jung bin. Aber das Schöne genießen ist eine meiner liebsten Übungen. Wenn ich nur Zeit dafür hätte und schon bin ich zurück beim Wunschzettel – ZEIT!
Anja
Hui, das war ja fast mehr als „charming“ mit dem „…wenn meine Augen dann so Leuchten wie meine Stimme klingt…“.
Als er zu dem Bild aus Neuhaus noch das mit der Pasta und dem Chardonnay schrieb, war ich endgültig überwältigt und hatte direkt Hunger und Durst auf Beides.
Ich habe dann noch spät geantwortet, aber da kam dann nichts mehr.