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5Myrafälle, Muggendorf

Poesie des Wassers

Täglich stürzen fünf Millionen Liter Wasser über die Kaskaden der Myrafälle in die Tiefe. Das Naturdenkmal erstrahlt an den Wochenenden nach Einbruch der Dunkelheit in einer mystisch anmutenden Festbeleuchtung.

»Die Myrafälle sind höher als die Niagarafälle, aber Letztere stürzen ungebremst hinunter, bei uns gibt es hingegen viele kleine Stufen«, sagt Alfred Pottenstein. Der rüstige Pensionist läuft flott über die Brücken und Stege nach oben, oft macht er das mehrmals am Tag. Als Vereinsvorstand der Touristenklub Sektion Pernitz kümmert er sich um die Verwaltung der Muggendorfer Fremdenverkehrsattraktion. Um seinen reizvollen Arbeitsplatz könnte man ihn beneiden. »Es ist um einige Grad kühler als in Wien, manche Städter kommen im Hochsommer abends hierher, um sich abzukühlen«, schreit er, um das tosende Wasser zu übertönen. Erstaunlich, wie beruhigend und harmonisch Lärm sein kann, fast ein bisschen poetisch.

26 Brücken und sieben Stiegen führen auf dem gut ausgebauten Wanderweg durch das Naturdenkmal hinauf bis zum Stauweiher. Neben uns stürzt klares Gebirgswasser in die Tiefe, jeden Tag etwa fünf Millionen Liter. Durch den kräftigen Dauerregen der letzten Wochen und die noch andauernde Schneeschmelze donnert es derzeit besonders laut über die Kaskaden. Der namensgebende Myrabach entspringt am Fuße des Unterberges aus der Myralucke und wird von einem unterirdischen See gespeist. Rund 500 Jahre nutzte man die Myrafälle für Wassermühlen und Sägewerke. Reste einer Sägemühle sind noch erhalten, die Schleif- und Bremspuren der mit Holz beladenen Pferdefuhrwerke sind nach wie vor in den Felsen sichtbar.1912 wurde ein Speicherkraftwerk gebaut, das sechs Jahrzehnte lang in Betrieb war.

Am Stauweiher angekommen, wählen wir den linken Weg auf den Hausstein (664 m). Wir durchqueren Wälder, spazieren über eine idyllische Bergwiese und legen beim Gipfelkreuz mit Blick über den Wiener Alpenbogen eine Pause ein. Danach wandern wir weiter zum oberen Stausee und wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt beim Myrateich.


An den Wochenenden erstrahlen die Wasserfälle nach Einbruch der Dunkelheit in einer beeindruckenden Festbeleuchtung.


Blick auf den Eingangsbereich und das Gasthaus Myra-Stubn.

Inspiration für ein Zauberspiel

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts tauchten die Myrafälle in den ersten Reiseberichten auf, Kaiser Franz II. und seine Gemahlin Maria-Theresa Karolina statteten ihnen daraufhin 1801 einen Besuch ab. Die Ehefrau von Franz II. wird häufig mit der bedeutenden Monarchin verwechselt, jene Maria Theresia starb allerdings bereits 1780. Wie immer folgten der Adel, wohlhabende Bürger und Künstler den ausgetretenen Pfaden der Kaiserfamilie. Auch Ferdinand Raimund soll durch die Magie der Landschaft zu seinem romantischen Zauberspiel Der Alpenkönig und der Menschenfeind inspiriert worden sein.

Im Zuge des Baus der Eisenbahnlinie Leobersdorf–Gutenstein im Jahr 1878 ließ der Österreichische Touristenklub Wege markieren und Brücken sowie Stege bauen, um dadurch die Myrafälle für Wanderer leicht begehbar zu machen. Bis heute betreut er das Naturdenkmal, inzwischen wurden auch Parkplätze und moderne Sanitäranlagen errichtet, Besucher haben die Wahl zwischen vier Gastronomiebetrieben.

Von Mai bis Oktober erstrahlen die Wasserfälle an den Wochenenden (Freitag, Samstag, Sonntag) und an Feiertagen nach Einbruch der Dunkelheit bis 23 Uhr in einer beeindruckenden Festbeleuchtung. Dann ist es auf den Brücken und Stegen meist sehr einsam, angesichts der tosenden Wasserfälle aber nie still.

Info

Österreichischer Touristenklub

Sektion Pernitz, Myrafälle 1, 2763 Muggendorf

www.myrafaelle.at

Tipp

Ferdinand Raimund in Gutenstein

Der österreichische Dramatiker (1790–1836) liegt auf dem Bergfriedhof seiner Wahlheimat Gutenstein im Piestingtal, auch bekannt als Biedermeiertal, begraben. Er kam tragisch zu Tode. Als er von einem Hund gebissen wurde, nahm er fälschlicherweise an, das Tier wäre tollwütig und versuchte sich zu erschießen. Ein paar Tage später verstarb der Künstler an der Schussverletzung. Ihm zu Ehren finden seit mehr als einem Vierteljahrhundert in Schloss Gutenstein jeden Sommer die Raimundspiele statt. Dem Dramatiker und Schauspieler wurde auch eine Gedenkstätte mit Museum in dem Haus gewidmet, das er bei seinen Besuchen in Gutenstein bewohnte. In vier Räumen werden eine Vielzahl von Exponaten mit mehr oder weniger Bezug zu ihm präsentiert, unter anderem eine Haarlocke Raimunds.

www.raimundspiele.at

www.gutenstein.at/sehenswertes/museen/

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