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4.

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Selbstdiziplin war Paulas große Stärke, und so zwang sie sich drei Tage später aufs Pferd, nachdem Johannes Bogart für sie vorher noch mal ablongiert hatte. Ihr Vater bestand neben der Reitkappe auch auf die Reitschutzweste, und Paula spürte, dass sie ihm dafür irgendwie dankbar war.

Sie ließ Bogart erst mal am langen Zügel im Schritt gehen, und von irgendwoher kam das selbstverständliche Körpergefühl zurück, wie es war, auf ihrem Pferd zu sitzen.

Ihr Vater und Johannes standen außen am Reitplatz, nun kam auch die Mutter dazu. Als sie an ihrer Familie vorbeiritt, lächelte sie ihnen zu. Alles war gut.

Nachdem sie die Zügel aufgenommen und den Wallach etwas gestellt und gebogen hatte, trabte sie an. Sie ritt ein paar Bahnfiguren, die alte Routine war wieder da. Bogart stand einwandfrei an den Hilfen und ließ sich auch willig auf die höheren Dressurlektionen im Trab ein, die sie als Nächstes abfragte – Schulterherein, Traversale, Travers, alles lief prima.

Als sie an den Galopp dachte, wurde es in ihrem Magen kurz flau, doch sie gab die Hilfen, und Bogart sprang gleich an. Paula ließ ihr Pferd im versammelten Galopp auf dem Zirkel gehen. Jetzt aus dem Zirkel wechseln mit einem fliegenden Galoppwechsel. Auch das klappte wunderbar. Nun zum Abschluss noch mal die Schlangenlinie entlang der langen Seite mit zwei fliegenden Wechseln. Einwandfrei.

»Du hast ihn vorne arg festgehalten, achte da mal drauf«, kommentierte ihre Mutter, als sie an der Umzäunung durchparierte.

Doch das kümmerte Paula jetzt nicht. Sie war einfach nur grenzenlos erleichtert, dass sie ihr Leben offenbar wieder unter Kontrolle hatte.

»Johannes und Papa, baut ihr mal ein paar Sprünge auf? Wo ich schon dabei bin.«

Im Handumdrehen hatten ihr Vater und Johannes auf dem Reitplatz einen kleinen Parcours aus bunt angemalten Stangen aufgestellt. Einen Oxer, ein paar Steilsprünge, eine Kombination.

Als sie Bogart zwischen den Sprüngen angaloppierte, war da plötzlich wieder diese komische Enge in ihrer Brust. Paula verdrängte den Gedanken daran und konzentrierte sich auf ihr Pferd. Was sollte schon passieren? Wenn Bogart riss, flog die Stange eben runter. Fehlerfrei nahm der Wallach Sprung um Sprung. Doch das Gefühl blieb.

Am Abendbrottisch herrschte eine heitere Stimmung. Alle schienen irgendwie erleichtert, dass Paulas erster Ritt nach dem Unfall so glatt gelaufen war. Paula stimmte äußerlich in die allgemeine Heiterkeit ein, doch innen ließ sie die Erinnerung an das merkwürdige Engegefühl beim Reiten nicht los. Bis zu dem Unfall hatte sie sich tollkühn in jeden Parcours geschmissen und kein Geländesprung war ihr zu gefährlich gewesen. Und jetzt war da plötzlich diese komische Beklemmung, die sich wie eine Raubkatze irgendwo in ihr geduckt hielt, bereit, jeden Moment wieder zuzuschlagen.

Paula konnte in ihrem Magen ein Angstgefühl spüren. Die Angst vor einer weiteren Attacke, wie sie sie drei Tage zuvor überfallen hatte. Sie versuchte, das Gefühl abzuschütteln, doch es wollte ihr nicht gelingen.

Nach dem Essen setzte sie sich in ihrem Zimmer an den Laptop und gab Gehirnerschütterung und Angst ein. In der Tat schienen 30 bis 80 Prozent der Personen mit leichten bis mittelschweren Hirnverletzungen nicht nur unter Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Erschöpfung und Reizbarkeit zu leiden, sondern auch unter psychischen Symptomen wie Angst oder Depression, Schlafstörungen und Konzentrationsproblemen. Dort stand auch, dass man sich an einen Arzt wenden sollte, wenn die Beschwerden zu einem Problem wurden.

Paula klappte den Laptop schnell zu. Unsinn. Mit ihr war alles in Ordnung.

Heart to heart

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