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Eine halbe Stunde später saßen Katharina und Stollberg in einer kleinen Bar und unterhielten sich über die Lage.

„Ihre Rede war ausgezeichnet“, murmelte die Detektivin. „Man hätte tatsächlich glauben können, dass dieser neue Fernseher wirklich hergestellt wird.“

Stollberg lachte.

„Ich muss zugeben, dass ich mich bei meinen Ausführungen hauptsächlich auf die Entwicklung eines Geräts gestützt habe, das in Indien hergestellt wird. Aber ich musste mich ordentlich zusammennehmen, um ernst zu bleiben. Hoffentlich sind alle darauf hereingefallen.“

„Davon bin ich überzeugt“, versicherte Katharina. „Ich habe Ihre Mitarbeiter nicht aus den Augen gelassen, während Sie sprachen. Keiner von ihnen wird auch nur den geringsten Verdacht geschöpft haben, dass es sich um eine Falle handelt. Diese kleine Komödie wird sich bestimmt als sehr nützlich erweisen.“ Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich muss jetzt gehen. Es wird Zeit, dass ich meinen Posten vor dem Haus von Zerban beziehe.“

Stollbergs Gesicht verfinsterte sich.

„Wir wollen uns doch nichts vormachen. Wenn Sie sich damit zufriedengeben, Zerban zu beobachten, kommen Sie meiner Ansicht nach nicht viel weiter.“

„Das denke ich schon“, widersprach sie. „Wir haben heute Abend eine ganz besondere Situation geschaffen. Die Informationen, die Sie Ihren Mitarbeitern gegeben haben, müssen unserem Verräter so wichtig erscheinen, dass er unweigerlich den Versuch machen wird, davon zu profitieren, dass heute, am Heiligen Abend, überall eine Atmosphäre der Unachtsamkeit und Nachlässigkeit herrscht. Aus diesem Grund habe ich gerade auf diesem Datum bestanden.“

„Das ist richtig, Frau Ledermacher“, stimmte Stollberg ihr zu. „Ich habe Sie unterschätzt. Aber wenn Sie so überzeugt sind, dass der Verräter sich mit dem Spion in Verbindung setzt, warum haben Sie dann meine Einladung angenommen? Eigentlich hätten Sie doch direkt zu Zerbans Wohnung gehen müssen, um sie zu überwachen.“

„Nur bedingt. Sie müssen bedenken, dass es sich um sehr viele Informationen handelte. Der Informant konnte sich bestimmt nicht alles merken, ohne Gefahr zu laufen, sich in einem oder mehreren Punkten zu irren. Bei solchen Geschäften zählt einzig und allein Genauigkeit. Die Angaben müssen stimmen. Deshalb muss der Verräter erst einen Bericht abfassen, der auf den Notizen basiert, die er sich während Ihrer Ausführungen gemacht hat. Und wie viele maschinegeschriebene Seiten wird wohl ein Bericht über Ihre ausführlichen Erläuterungen umfassen?“

Allmählich verstand Stollberg, worauf sie hinaus wollte. Ein amüsiertes Lächeln breitete sich über seinem Gesicht aus.

„Keine Ahnung“, antwortete er. „Mindestens zwanzig.“

„Sehen Sie? Eine gute Stenotypistin braucht ungefähr eine Stunde für sechs oder zehn Seiten. Ich habe also viel Zeit.“

„Wenn der Bericht mit der Hand geschrieben wird, dann dauert es noch viel länger“, bemerkte Stollberg.

„Ausgeschlossen. Sie können sicher sein, dass der Verräter eine Schreibmaschine benutzt und das es außerdem äußerst schwierig sein wird, festzustellen, woher diese Maschine stammt, wenn wir das nachprüfen müssten.“

Stollberg schwieg, dann hob er mit einer abrupten Bewegung den Kopf, so als sei ihm plötzlich etwas eingefallen.

„Trotzdem glaube ich, dass unser Mann ein großes Risiko eingeht, wenn er sich jetzt mit Zerban in Verbindung setzt.“

„Wir werden sehen“, gab Katharina zurück, „ob sich die Lage günstig entwickelt. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.“

Sie verabschiedete sich, verließ die Bar, stieg in ihren Wagen, der am Bordstein parkte, und fuhr zu Zerbans Wohnung. Das Resultat ihrer Anstrengungen überstieg selbst ihre kühnsten Erwartungen. Sie stand Auge in Auge mit dem mutmaßlichen Verräter. Dietrich Colditz kam langsam wieder zu Bewusstsein. Zerban war tot.

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6

Katharina stellte sich vor Colditz und stemmte die Hände in die Hüften.

„Geht‘s besser?“, fragte sie.

Der Ingenieur musterte sie mit wütenden Blicken. Sein blondes Haar war in Unordnung geraten und hing ihm wirr in die Stirn.

„Was soll das überhaupt?“, erkundigte er sich mit tonloser Stimme. „Sie sprechen ja ausgezeichnet Deutsch. Vermutlich sind Sie auch keine Ingenieurin?“

„Nein, mein Name ist Katharina Ledermacher. Ich bin Privatdetektivin. Herr Stollberg hat mich engagiert, um den Verräter zu entlarven, der Zerban mit Informationen über Firmengeheimnisse versorgt.“

Der junge Mann wurde bleich.

„Sie glauben doch nicht etwa, dass ...“

„Doch, natürlich. Versetzen Sie sich in meine Lage!“, fiel sie ihm ins Wort. „Was würden Sie aus den Ereignissen schließen, die sich hier abgespielt haben?“

Colditz zerrte an seinen Fesseln und protestierte mit kaum hörbarer Stimme.

„Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun.“

Katharina hob die Brauen.

„Dann erklären Sie mir, was Sie hier zu suchen hatten.“

Colditz‘ Gesicht wurde verschlossen. Er schwieg eine Weile, bevor er antwortete: „Es ist ... es ist ziemlich peinlich zu erklären.“

„Das glaube ich.“

„Sie verstehen nicht, was ich meine. Ich habe eine sehr hübsche Frau, in die ich unsterblich verliebt bin, obwohl wir schon seit drei Jahren verheiratet sind. Ihr Name ist Elisa.“

Katharina seufzte. Von allen Erklärungen, die Colditz ihr hätte geben können, war dies die banalste.

„Ich kann mir den Rest denken“, unterbrach sie ihn. „Sie sind sehr eifersüchtig. Sie denken, dass sie fremdgeht. Und vorhin hat ein anonymer Anrufer Ihnen mitgeteilt, dass Sie ihre Frau in Zerbans Wohnung antreffen werden.“

Der blonde Mann warf ihr einen überraschenden Blick zu.

„Ja, genauso hat es sich abgespielt.“

Katharina zuckte mit den Schultern.

„Sie müssen sich schon eine bessere Geschichte ausdenken. Diese hat einen ellenlangen Bart.“

„Aber ich kann Ihnen keine andere Erklärung geben“, beharrte Colditz. „Ich schwöre Ihnen, dass ich die Wahrheit sage.“

Katharina lachte.

„Und deshalb wollten Sie mich wohl niederschlagen, als ich hier ankam, was?“

Colditz‘ Stimme wurde lauter. Eindringlich sprach er auf die Detektivin ein: „Versetzen Sie sich doch in meine Lage. Ich bin hierher gekommen, um Zerban einen Denkzettel zu verpassen. Aber als ich eintrat, fand ich eine Leiche. Ich wollte nur noch so schnell wie möglich die Wohnung verlassen, aber gerade in dem Moment sind Sie gekommen.“

Colditz‘ Erklärung schien glaubwürdig. Zudem ging es nicht gerade geräuschlos vor sich, wenn man eine Bronze-Statue auf dem Kopf eines Menschen niedersausen ließ. Auf ihrem Lauschposten hatte sie jedoch nichts gehört, nicht einmal Zerbans Stöhnen, als er starb.

„Und wie lautet Ihre Version der Geschichte?“, fragte sie in einem versöhnlichen Ton.

„Ich werde Ihnen alles erzählen. Aber binden Sie mich zuerst los.“

„Nichts zu machen.“

„Aber ich habe Schmerzen. Meine Wirbelsäule ist an solche Verrenkungen nicht gewöhnt.“

Katharina nickte und befreite ihn von den Fesseln. Mühsam kam Colditz auf die Füße. Sie brachte ihn ins Wohnzimmer, wo er sich in einen Sessel setzte. Zögernd blickte er zu dem Toten hinüber.

„Kann ich eine Zigarette haben?“, fragte er.

„Tut mir leid, ich rauche nicht. Wie kommen Sie eigentlich darauf, dass Ihre Frau fremdgeht? Sind Sie durch einen früheren anonymen Anruf informiert worden?“

Colditz zuckte mit den Schultern.

„Die üblichen kleinen Anzeichen“, murmelte er. „Eine plötzliche Veränderung in ihrem Benehmen. Oft konnte sie mir nicht erklären, was sie zu einer bestimmten Zeit gemacht hatte. Sie legte sehr viel mehr Wert auf Kleidung und Aussehen als früher. Und zudem fing sie an, Schmuck zu tragen. Es handelt sich offensichtlich um Imitationen, aber trotzdem ...“

„Haben Sie daran gedacht, dass es Geschenke sein könnten?“

Colditz schwieg.

„Jetzt erzählen Sie mir mal genau, wie der heutige Abend verlaufen ist“, forderte Katharina ihn auf.

„Elisa und ich sollten heute Abend zu den Wuttkes kommen und mit ihnen zusammen feiern. Sie waren ja auch eingeladen. Nachdem die Konferenz beendet war, fuhr ich direkt zu mir nach Hause, um Elisa abzuholen. Aber sie hatte das Haus bereits verlassen und mir einen Zettel hingelegt, auf dem stand, dass sie noch etwas erledigen müsste, und dass sie möglicherweise direkt zu den Wuttkes käme, wenn die Zeit zu knapp würde. Ich packte die Geschenke zusammen und wollte gerade gehen, als das Telefon klingelte. Ich legte die Päckchen beiseite und hob den Hörer ab.“

„Haben Sie die Stimme erkannt?“, wollte Katharina wissen.

Colditz zögerte einen Augenblick.

„Es war ganz eigenartig“, erwiderte er schließlich. „Der Akzent und der Tonfall kamen mir irgendwie vertraut vor, und doch konnte ich nicht feststellen, wer der Anrufer war. Wenn ich jetzt daran denke, dann glaube ich, dass es sich um jemanden handelt, den ich sehr gut kenne, und das der Mann seine Stimme verstellt hat. Ich kann Ihnen aber wirklich nicht sagen, wer die Person war. Sie hat nur ganz wenig gesprochen.“

„Was?“

„Sie sagte, meine Frau würde sich in Zerbans Wohnung befinden. Der Anrufer gab mir die Adresse und meinte, ich solle doch mal dort vorbeischauen. Natürlich wollte ich eine Erklärung haben, aber die Person wiederholte nach einer kurzen Pause nur, was sie schon gesagt hatte.“

Katharina runzelte die Stirn. Die Einzelheiten, die Colditz ihr erzählt hatte, klangen nur allzu vertraut. Aus Erfahrung wusste sie, dass diese Methode typisch war für Erpresser und anonyme Anrufer, die nicht identifiziert werden wollten. Sie nahmen ihre Stimme einfach auf ein Tonband auf, das man in verschiedenen Geschwindigkeiten ablaufen lassen konnte. Wenn sie das Band tatsächlich ablaufen ließen, stellten sie es auf eine andere Geschwindigkeit. Dadurch wurde die Stimme so verzerrt, dass sie vollkommen unkenntlich war. Die kurze Pause, die Colditz erwähnt hatte, ließen sie zu dem Schluss kommen, dass der Anrufer das Band schnell zurückspulte, bevor er den Telefonhörer wieder an den Lautsprecher des Geräts hielt. Colditz schien sich dieser Tatsache nicht bewusst zu sein, aber Katharina war das Vorgehen des Anrufers ganz klar. Mit verstärkter Aufmerksamkeit folgte sie den Worten des Ingenieurs, doch der Rest der Geschichte, die er ihr erzählte, half ihr kaum weiter.

Er hatte seinen Wagen vor Zerbans Haus geparkt, ohne einen festen Plan zu haben. Dann hatte er eine Weile auf dem Bürgersteig gewartet und war schließlich mit dem Fahrstuhl hinaufgefahren.

„Ein Detail passt leider nicht zu Ihrer Geschichte“, meinte Katharina, nachdem er geendet hatte. „Als ich im Korridor stand, um Zerbans Wohnung zu beobachten, sah ich, dass sie seine Tür mit einem Schlüssel öffneten.“

„Richtig“, gab Colditz ohne zu zögern zu. „Die Stimme am Telefon hatte mir doch gesagt, dass ich in meinem Briefkasten einen kleinen Umschlag finden würde, der den Schlüssel zu dem Apartment enthielt. Eine Stunde habe ich noch auf Elisas Rückkehr gewartet. Als sie nicht kam, bin ich losgefahren.“

Die Spontanität der Antworten gab den Ausschlag. Katharina ging auf ihn zu und durchsuchte seine Taschen.

„In meiner rechten“, half Colditz ihr.

Vorsichtig langte sie mit der Hand hinein und zog den Briefumschlag heraus. Sie hielt ihn an der linken Ecke zwischen ihren Fingerspitzen, um etwaige Spuren nicht zu verwischen. Anscheinend hatte der Täter beim Schließen des Umschlags seine Finger zu stark darauf gepresst, denn man konnte noch deutlich die Abdrücke des kleinen Schlüssels erkennen.

Katharina legte das Briefkuvert sorgfältig auf den kleinen Tisch. Trotz allem war sie noch nicht vollkommen überzeugt. Sie musterte den Ingenieur.

„Wie kommt es, dass Sie keinen Mantel tragen?“

„Ich könnte Ihnen die gleiche Frage stellen“, gab Colditz zurück.

„Ich bin gegen Kälte ziemlich unempfindlich und ziehe einen Mantel nur an, wenn mir nichts anderes übrigbleibt.“

„Ich habe meinen Mantel im Wagen gelassen“, erklärte er. „Aber aus einem ganz anderen Grund. Ich wollte die bestmögliche Bewegungsfreiheit haben, wenn ich dem Liebhaber meiner Frau gegenübertrete.“

„Oder um ihn zu töten“, erklang plötzlich hinter ihnen eine Stimme.

Colditz‘ Gesicht nahm einen erstaunten Ausdruck an. Katharina drehte sich nach dem Besucher um, der so lautlos eingedrungen war, dass sie überhaupt nichts bemerkt hatte.

„Oh!“, rief die Detektivin. „Sie haben aber lange gebraucht.“

Kriminalhauptkommissar Karl Reese hob die Hände. Er zog seinen dunkelblauen Mantel aus und legte ihn auf das Sofa.

„Sie sollten mal den Verkehr draußen sehen“, antwortete er. „Wie bei einem Streik der öffentlichen Verkehrsmittel.“

Katharina hatte Reese vor mehreren Monaten während der Ermittlungen im Mordfall Werner Henke kennengelernt. Er schien ihr kompetent genug zu sein, um sich mit dieser Angelegenheit zu befassen. Reese ging auf die Leiche zu und betrachtete sie gründlich. Dann kehrte er zu Katharina und Colditz zurück, ließ sich neben seinem Mantel auf das Sofa fallen und setzte sich bequem zurecht. Er streckte die Beine aus und verschränkte die Hände vor dem Bauch. Reese war ein korpulenter Mann Mitte vierzig. Bis auf einen kleinen Haarkranz hatte er keine Haare mehr auf dem Kopf, sodass er aussah, wie ein Mönch. Er hatte gerötete Augen, eine lange Nase, weit abstehende Ohren und einen schmalen Mund.

„Erzählen Sie!“

Katharina folgte der Aufforderung. Als sie geendet hatte, waren auch der Arzt und zwei weitere Kriminalbeamte eingetroffen. Alle drei schienen verärgert, dass sie ausgerechnet an Weihnachten Dienst tun mussten. Der Arzt näherte sich der Leiche, während die beiden anderen Männer auf Colditz zugingen, um ihn trotz seines energischen Protests in ihrem Dienstwagen zum Landeskriminalamt zu bringen. Katharina gab Reese die Muster der Fingerabdrücke, die sie von Stollberg bekommen hatte. Er versprach ihr, sie sobald wie möglich wieder zurückzugeben.

„Sie glauben also nicht, dass Colditz der Schuldige ist?“

Katharina schüttelte den Kopf.

„Ich bin davon überzeugt, dass er die Wahrheit sagt“, erwiderte sie. „Außerdem gibt es da etwas, das nicht so recht ins Bild passt. Zerban musste doch logischerweise heute Abend einen Bericht über die Angaben erwarten. Aber alles, was er bekommen hat, ist ein Schlag auf den Kopf.“

„Ja, Sie haben recht. Das ist wirklich sehr sonderbar“, stimmte Reese ihr zu. „Wissen Sie genau, dass der Ingenieur den Bericht nicht bei sich hatte?“

„Ich bin absolut sicher. Ich habe sowohl ihn als auch die ganze Wohnung durchsucht.“ Reese warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Sie kennen mich jetzt lange genug, um zu wissen, dass ich auch nicht den kleinsten Kragenknopf an eine andere Stelle legen würde“, fügte Katharina hinzu.

Mit dem Finger wies er auf die Flasche und das Glas auf dem Tisch.

„Ich hoffe, Sie haben auch das nicht angerührt.“

„Weder das Glas noch die Flasche“, beruhigte sie ihn. „Aber ich möchte Ihnen doch sagen, dass ich im Bezug auf das Glas meine eigenen Gedanken habe. Erstens werden Sie bemerken, dass es sehr staubig ist; zweitens, dass der Kognak, als er eingegossen wurde, an der Innenwand eine deutliche Spur hinterlassen hat; drittens, dass auf dem Rest Flüssigkeit, der noch enthalten ist, ein winziger Holzsplitter schwimmt.“

Reese legte die Stirn in Falten.

„Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.“

„Ich werde es Ihnen bei Gelegenheit erklären. Aber zuerst sollten wir auf die Ergebnisse aus dem Labor warten.“ Dann bat sie den Kommissar, ihr in die Küche zu folgen und machte ihn auf die kleinen Glassplitter aufmerksam, die sie vor dem Mülleimer entdeckt hatte.

„Na und?“, fragte Reese. „Hier hat eben jemand etwas zerschlagen. Das ist alles.“

Katharina bewegte langsam den Kopf hin und her.

„Vielleicht gibt es auch noch eine andere Erklärung“, murmelte sie. „Aber auch hier möchte ich noch etwas warten.“

Sie kehrten ins Wohnzimmer zurück, wo der Arzt gerade seinen Koffer schloss.

„Der Täter hat nur einmal zugeschlagen. Offensichtlich mit der Bronze-Statue, die auf dem Teppich liegt. Er hat den Schlag mit aller Gewalt geführt. Die Schädeldecke ist gespalten. Der Tod trat sofort ein. Ich kann Ihnen leider nichts Genaueres sagen, bevor die Obduktion abgeschlossen ist. Und jetzt werde ich wieder nach Hause gehen. Meine Familie wartet bereits, damit wir endlich die knusprige Gans zerlegen können. Sie werden verstehen, dass ich nicht die geringste Lust habe, hier unnötig Zeit zu verlieren. Entschuldigen Sie mich!“

„Haben Sie noch andere Verletzungen gefunden?“

„Nein. Ich kann es nur noch einmal wiederholen. Der Tod trat sofort ein. Allem Anschein nach hat der Täter zugeschlagen, während sein Opfer am Schreibtisch saß.“ Er seufzte und fuhr dann fort: „Aber im Übrigen geht mich das alles ja gar nichts an. Es ist Ihre Aufgabe, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich wünsche Ihnen Frohe Weihnachten.“ Er setzte sich in Bewegung, blieb dann aber noch einmal stehen. „Eins habe ich vergessen. Der Mord muss zwischen einundzwanzig Uhr dreißig und zweiundzwanzig Uhr geschehen sein. Die Totenstarre ist noch nicht eingetreten.“

Mit raschen Schritten ging er aus dem Zimmer. An der Tür stieß er mit dem Fotografen zusammen und rief mit süffisanter Stimme: „Ach, sind Sie auch schon da?“

Hinter dem Fotografen kamen auch die Spezialisten von der Spurensicherung. Sie verpackten alle wichtigen Beweisstücke in Plastiktüten und gingen mit unendlicher Vorsicht zu Werke, bevor sie sich daran machten, Fingerabdrücke sicherzustellen. Währenddessen fotografierte der Mann mit der Kamera die Leiche aus allen Blickwinkeln. Als er damit fertig war, richtete er den leblosen Körper im Stuhl auf, um eine Aufnahme des Gesichts zu machen.

„Na so was!“, rief er. „Schauen Sie mal!“

Katharina und Reese entdeckten die maschinegeschriebenen Seiten auf dem Schreibtisch, die bis jetzt von dem vornübergebeugten Oberkörper Zerbans verdeckt worden waren. Der Kommissar ließ sich von einem der Männer der Spurensicherung ein Paar Gummihandschuhe geben und zog dann die Blätter vom Tisch. Es waren ungefähr zwanzig Stück, jedes davon nur einseitig beschrieben. Zerban hatte offenbar fünf Seiten gelesen, als ihn der Tod überraschte.

Reese legte die ersten Seiten in der richtigen Reihenfolge auf den Stoß zurück, während Katharina rasch den Anfang überflog. Sie erkannte sofort, dass es sich um den wortwörtlichen Text der Rede handelte, die Stollberg heute Abend vor seinen vier Mitarbeitern gehalten hatte.

Krimi Sammelband 4005: Frohes Mörderfest - 4 Thriller in einem Band

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