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Rob Davis stieg an der Subway-Station Ecke 86. Straße/ Lexinngton Avenue an die Oberfläche. Kreuz und quer war er mit der U-Bahn durch New York gefahren, um eventuelle Verfolger abschütteln zu können.

Jetzt war er sich einigermaßen sicher, dass ihm niemand gefolgt war.

Trotzdem schlug ihm der Puls bis zum Hals.

Ich bin ein toter Mann, wenn der Heilige entdeckt, dass ich ihn verraten habe!, durchzuckte es ihn. "Wer gegen mich ist, der ist gegen den Plan des Herrn!", so klangen ihm die Worte John Nathanael Broxons noch in den Ohren, untermalt von ekstatisch anschwellender Gospel-Musik.

Rob Davis ging die Straße entlang.

Es hatte zu nieseln begonnen.

Ein kühler Wind blies vom Hudson her.

Davis ging die 86. Straße entlang. Einige Passanten hatten dieselbe Richtung.

Davis erreichte schließlich die Hausnummer 234, ein zehnstöckiges Gebäude, dass ehedem mal ein Lagerhaus gewesen war. Allerdings war das schon ein halbes Jahrhundert her und nur noch am Grundriss erkennbar. Von außen war es einer der den Big Apple typischen Brownstone-Bauten.

Im vierten Stock hatte die KIRCHE DER WAHREN HEILIGEN eine Wohnung gemietet, in der jetzt die neuen Mikrowellensender lagerten.

Davis hatte nichts dagegen, wenn mit diesen Geräten die New Yorker Börse zum Sturzflug gebracht wurde. Die Spekulanten an der N.Y. Stock Exchange waren ihm ohnehin immer suspekt gewesen. Durch ehrliche Arbeit sollte der Mensch sein Brot verdienen, im Schweiße seines Angesichts.

In diesem Punkt fand er an der Lehre des Heiligen nichts auszusetzen.

Aber Davis war klar, dass auch weitere Krankenhäuser auf der Liste zukünftiger Zielobjekte standen.

Das bedeutete weitere Opfer unter den Patienten.

Viel zu lange habe ich das mitgemacht!, ging es Davis durch den Kopf. Aber jetzt war Schluss damit. Er hatte sich beim FBI gemeldet, mit diesem Agent Trevellian gesprochen und ihn hier her bestellt...

Deshalb war er hier her, in die 86. Straße gekommen.

Angerufen hatte er sie vor zehn Minuten, als er das letzte Mal die Subwaylinie gewechselt hatte und einen Moment am Bahnsteig hatte warten müssen.

Er nahm also an, vor den FBI-Agenten die Wohnung zu erreichen.

Ich hoffe, diese G-men glauben mir!, durchfuhr es ihn.

Dieser Trevellian hatte vertrauenswürdig auf ihn gewirkt, auch wenn er ihm nur für einen Zeitraum von wenigen Minuten begegnet war. In diesem Punkt folgte Davis einfach seiner Intuition.

Davis erreichte den Eingang von Nr. 234.

Er blickte sich um. Sein Blick glitt die am Straßenrand parkenden Fahrzeuge entlang. Schwer zu sagen, ob ein ziviles Einsatzfahrzeug des FBI darunter war. Auf der anderen Straßenseite fiel ihm ein Mann auf, der im Wagen saß und Zeitung las. Das Gesicht konnte er nicht sehen.

Davis betrat Nr. 234, ging durch einen schlecht erleuchteten Flur und erreichte schließlich den Lift.

Er ließ sich in den vierten Stock tragen, ging einen langen Korridor entlang und erreichte eine Tür, an der der Name George L. Gorland stand.

Das war der Name des Strohmannes, der die Wohnung für die KIRCHE angemietet hatte.

Davis hatte einen Schlüssel.

Er schloss auf, betrat die Wohnung.

Sie war sehr groß für New Yorker Verhältnisse. Gut 250 Quadratmeter. Es gab mehrere Schlafzimmer, wo Sektenmitglieder übernachten konnten, wenn sie in New York waren. Die Mikrowellensender befanden sich in Kartons verpackt im sehr großen Wohnzimmer. Auch anderes Geräte lagerte hier. Abhör-Equipment zum Beispiel, mit dem der Heilige die Mitglieder seiner Kirche bespitzelte, wenn er sie für unzuverlässig hielt. Und natürlich Waffen.

Davis blickte auf die Uhr.

Er war nervös.

An der Tür war ein Geräusch zu hören.

Dem FBI gegenüber hatte Davis gesagt, dass die Tür der Gorland-Wohnung offen sei, sobald die Agenten eintrafen.

Davis erstarrte, als mehrere Männer in dunklen Anzügen das Wohnzimmer betraten. Sie hielten Pistolen in den Händen.

Davis wich zurück. Er erkannte die Männer, wusste, dass es sich um Leute handelte, die John Nathanael Broxon als sein LEBENDIGES SCHWERT bezeichnete.

"Stehenbleiben, Davis...", sagte ein grauhaariger, hagerer Mann mit einem Gesicht, das wie aus Stein gemeißelt wirkte.

"Bruder...", flüsterte Davis.

"Wir werden sehen, ob du noch unser Bruder bist!", versetzte der Grauhaarige. Er trat auf Davis zu, Dieser zitterte, wagte es nicht sich zu bewegen.

Zwei der anderen Kerle packten Davis an den Armen.

Der eher schmächtige junge Mann setzte ihnen kaum Widerstand entgegen.

Er wusste, dass es sinnlos war.

Der Grauhaarige tastete ihn ab, holte das Handy und die Brieftasche aus seiner Jacke hervor. Er sah die Brieftasche durch, betrachtete kurz den entwerteten Subway-Fahrschein.

"War gar nicht so einfach, dir auf den Fersen zu bleiben..."

"Was wollt ihr?"

"Eine Frage, die wir an dich stellen, Davis! Was wolltest du hier, in unserem Materiallager?"

"Kontrollieren, ob alles in Ordnung ist."

"Diesen Auftrag hatten andere, Davis!"

Der Grauhaarige nahm das Handy. Davis hatte es abgeschaltet. Zum Glück, dachte er. Denn wenn der Grauhaarige das Menue durchforschte, würde ihm zweifellos in der der Liste der geführten Gespräche die Nummer des FBI auffallen.

Und das wäre sein Todesurteil gewesen...

Der Grauhaarige aktivierte das Gerät.

"Wie lautet der Pin-Code?", fragte er.

Davis antwortete nicht.

Der Grauhaarige versetzte Davis einen brutalen Schlag in die Magengrube. Davis sackte stöhnend in sich zusammen, hing an den Armen der beiden Männer, die ihn in die Mitte genommen hatten.

"Entweder ich bin schwerhörig oder du hast noch nichts gesagt!", knurrte der Grauhaarige.

"8257", keuchte Davis schließlich.

Der Grauhaarige probierte den Code aus. Er wurde nicht akzeptiert. Das Gesicht des Grauhaarigen verzog sich zur Maske. Sein Faustschlag traf Davis mitten im Gesicht. Blut schoss ihm aus der Nase.

"Du glaubst wohl, dass du mich verscheißern kannst!", knurrte er.

"Bringen wir ihn weg", sagte der Größere der beiden Kerle, die Davis festhielten. "Wenn er dir jetzt nochmal was Falsches sagt, wird die SIM-Card gesperrt. Richtig foltern können wir ihn hier nicht, dazu ist die Bausubstanz zu hellhörig..."

Der Grauhaarige packte Davis am Kragen, riss den halb Bewusstlosen hoch.

"Ich wette, du weißt noch nicht, was Schmerzen sind!", zischte der Graue zwischen den Zähnen hindurch. "Du wirst dir wünschen, bereits Fischfutter zu sein..."

Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band

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