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Sunfrosts Ruhm

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von Alfred Bekker

Das Jahr 3423...

Mehr als ein ganzes Jahrtausend ist vergangen, seit das Space Army Corps der Humanen Welten gegründet wurde und zum ersten Mal ein Raumschiff namens STERNENKRIEGER in die Weite des Alls aufbrach, um die von Menschen besiedelten Planeten zu schützen.

Inzwischen hat die Menschheit eine Phase extremer Expansion hinter sich. Aus dem Bund der Humanen Welten wurde das Imperium der Humanen Welten - oder offiziell: Das Imperium der Humanität. Neue Techniken zur Überlicht-Transition und die galaxisweiten Wurmlochstraßen einer uralten Spezies, die man die Alten Götter (oder auch >die Erhabenen<) nennt, haben die Eroberung unzähliger Welten möglich gemacht und zu einer beispiellosen Ausdehnung des menschlichen Einflussbereichs geführt. Entfernungen spielen keine Rolle mehr, Sternenreiche sind keine geschlossenen Raumterritorien mehr. Stattdessen durchdringen sie sich gegenseitig.

An der Spitze des Imperiums der Humanität steht der MASTERMIND - ein genetisch optimiertes, unsterbliches Wesen, das mal ein Mensch war, aber längst zu etwas anderem geworden ist. Der Plan des MASTERMINDS ist es, der Galaxis die Ordnung seiner vorausschauenden Herrschaft und die Ideale der Humanität zu bringen. Er entfesselt einen Eroberungskrieg, der in der galaktischen Geschichte ohne Beispiel ist.

Kealan Sunfrost kommandiert die STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO, ein Schlachtschiff des Space Army Corps. Er ist ein Nachfahre von Captain Rena Sunfrost, die mehr als tausend Jahre zuvor ein anderes Schiff namens STERNENKRIEGER befehligte.

Kealans Auftrag ist die Eroberung neuer Welten und die Vernichtung möglichst vieler Kriegsschiffe der Allianz Kalimpan, in der sich Sternenreiche und Welten der K’aradan, Qriid, Chgorr, Fulirr, Morrhm, Yroa, Kelradan, Nugrou, Ktoor und einige andere Spezies gegen den ungehemmten Eroberungsdrang der Menschheit zusammengeschlossen haben.

*



‘Die Idee der Humanität ist ganz einfach: Frieden, Glück und Wohlstand für alle und überall. Diesem Ziel hat sich jenes stetig wachsende Sternenreich der Menschheit verpflichtet, das aus dem eher losen Bund der Humanen Welten entstand und sich fortan das Imperium der Humanität nennt.’

Admiral Raimondo, am 27.4.2292

(Einer Inschrift des am 3.10.3423 eingeweihten Denkmals in Mastermind City, dem Regierungskomplex der Erde, entnommen; Originalquelle ungesichert)

––––––––



‘Wir führen permanent Krieg, um den Frieden zu sichern. Wir erweitern die Einflusssphäre des Imperiums der Humanität stetig, um uns für Gefahren zu rüsten, die erst in ferner Zukunft auftreten werden und die nur die strategische Voraussicht des MASTERMINDS bereits jetzt zu erkennen vermag. Glücklicherweise haben wir die Herrschaft der vom Volk gewählten Unfähigen abgeschafft und durch die Herrschaft der strategischen Vernunft ersetzt, wie sie der MASTERMIND repräsentiert. Unser Prinzip ist die zukunftsgerichtete Nachhaltigkeit, nicht die kurzfristige Beliebtheit bei einer Mehrheit der imperialen Bevölkerung. Erstaunlicherweise ist dies der beste Garant für die Erhaltung der individuellen Freiheiten.’

G.J. Gordon, Exekutivminister des MASTERMIND von 3410-3429 n. Chr. - inzwischen in Ungnade gefallen und inhaftiert.

––––––––



‘Es gibt eine Bedrohung. Sie wartet in ferner Zukunft auf uns. Die Zukunftslinien der Wahrscheinlichkeit lassen eine Begegnung mit dieser Bedrohung als unausweichlich erscheinen, deren volles Ausmaß das Vorstellungsvermögen jedes heute lebenden Menschen übersteigt. Wenn es uns nicht gelingt, aus einem Großteil der Galaxis eine einheitliche Macht zu formen, wird diese Bedrohung das Ende jeglicher Zivilisation in diesem Teil des Universums bedeuten.

Es gibt Hinweise darauf, dass jenes uralte und nach wie vor rätselhafte Volk, das wir die Erhabenen Alten Götter nennen und vor mehr als einer Million Jahre die Galaxis beherrschte, sich dieser Bedrohung auch stellen musste - und verschwand.

Wir müssen alles dafür tun, dass es uns nicht genauso ergeht.’

Worte des MASTERMIND, ohne Datierung

*



Ein Schlachtschiff...

Ein Raumschlachtschiff, wie es größer, imposanter und furchteinflößender nicht sein konnte.

Selbst die antiken Dreadnoughts in jenen längst vergangenen Zeiten, als das Space Army Corps gegründet worden war, um der Gefahr durch die Invasion der aggressiven Qriid zu begegnen, wirkten wie Winzlinge gegenüber diesem Koloss.

Kealan Sunfrost gehörte zu den wenigen Menschen seines Zeitalters, die solche Dreadnoughts überhaupt schon einmal gesehen hatten, wenn auch nur in Form holografischer Projektionen. Denn Kealan hatte sich mit dieser Zeit vor tausend Jahren intensiv befasst. Das lag wohl auch daran, dass es das Zeitalter einer Vorfahrin von ihm war, die wohl irgendeinen mehr oder weniger bedeutsamen Beitrag dazu geleistet hatte, dass die Menschheit heute zumindest teilweise in der Lage war das technologische Erbe einer uralten Spezies anzutreten, die man die Alten Götter nannte.

Oder auch: Die Erhabenen, wie sie sich angeblich selbst genannt hatten.

Ja, damals, zu Captain Rena Sunfrosts Zeiten hatte man es schwer, dachte Kealan nicht zum ersten Mal. Dieser langsame Gurkenflug durch den Zwischenraum - auch Sandström-Kontinuum genannt.

Den kannten heute nur noch theoretische Physiker.

Transitionen durch den Hyperraum hatten sich in der Triebwerkstechnik im Überlichtberereich durchgesetzt.

Dass man auf vielen technisch zurückgebliebenen Welten immer noch Sandströmraum-Technik fand, stand auf einem anderen Blatt. Und die Kriegsschiffe der Humanen Welten waren in der Regel mit einem Sandström-Aggregat ausgestattet, um neben der Hyperraum-Transition eine zusätzliche Option für den Überlichtflug zu haben. Der Flug im Zwischenraum - auch Sandström-Kontinuum genannt - war zwar sehr viel langsamer, als die Hyperraum-Transition, aber in mancher Hinsicht auch zuverlässiger.

Der langgezogene, schimmernde Rumpf der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO trat aus dem Hyperraum aus. Ein zwei Kilometer großer Gigant.

Eine fliegende Festung, das war dieses Schiff. Und ein Garant dafür, dass sich die Expansion des Imperiums der Humanität fortsetzen konnte.

Ungehindert.

Das Schwert der Menschheit nannte man diesen Giganten auch wohl. Und der Begriff war durchaus zutreffend.

Commodore Kealan Sunfrost empfand Stolz darüber, dieses Kommando erhalten zu haben.

Aber er zweifelte andererseits nicht daran, dass er es sich verdient hatte.

Seine strategischen Fähigkeiten waren außergewöhnlich und in seinen bisherigen Einsätzen für das Imperium der Humanität hatte er nachdrücklich unter Beweis gestellt, wozu er im Stande war.

Der MASTERMIND wusste das zu schätzen.

“Logbuchfunktion”, sagte Kealan, obwohl eigentlich ein Gedanke gereicht hätte, um die Funktion aufzurufen.

Das Logbuch-System war auf seine Gehirnströme geeicht.

Aber Kealans Kopf war im Moment so voller Gedanken, dass es ihm leichter fiel, die entsprechende Konzentration inklusive dem codierten Gehirnmuster durch einen verbalen Befehl herbeizuführen.

Früher hatte man ihn deswegen manchmal auch spöttisch den “Redner” genannt. Denn normalerweise machte das niemand so. Fast niemand.

Aber Kealan unterschied sich eben von anderen.

Wie bereits erwähnt: Man sagte ihm große strategisches Talent nach. Und zwar wirklich außergewöhnlich Großes. Die Wirklichkeit richtig und möglichst intuitiv zu analysieren bedeutete, dass man die Zukunft ein Stückweit voraussehen konnte. Zumindest die wahrscheinliche Zukunft. Antizipation, darauf kam es an. Die blitzschnelle Vorwegnahme künftiger Möglichkeiten. Eine Simulation im Kopf, die trotzdem um so vieles schneller und treffsicherer war, als alles, was Künstliche Intelligenzen in dieser Hinsicht bislang zu Wege brachten.

Darin war Kealan ein Meister.

Und deshalb hatte man ihm ein so wichtiges Schiff wie die STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO anvertraut.

Aber Kealan war weit davon entfernt, sich darauf irgendetwas einzubilden. Ein schlichter Diener der Humanität - so sah er sich. Er brachte die Menschenrechte auch noch in den letzten Winkel des Universums. Selbst dahin, wo gar keine Menschen lebten. Das Prinzip der Humanität war ja durchaus weiter gefasst. Es umfasste alle human gesonnenen intelligenten Lebensformen. Alle, die zur Kooperation, zum Dialog und zur Toleranz bereit waren.

Wer nicht - nun gut, eine solche Lebensform hatte umgekehrt auch nicht mit Kooperationsangeboten oder Toleranz zu rechnen.

Für solche Fälle war die STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO da, mit ihren Geschützbatterien.

Irgendwann, so hatte es der MASTERMIND errechnet, dessen strategische Voraussichtsfähigkeiten noch um den Faktor zehntausend ausgeprägte waren als bei einem Raumschiffcaptain wie Kealan Sunfrost, würde es zur nahen Schlacht mit dem Ultimativen Feind kommen. Dem Feind der Humanität. Und auf diesen Augenblick (der vielleicht auch ein ganzes Zeitalter dauern mochte) bereitete sich der MASTERMIND vor.

Und für diese Schlacht musste das IMPERIUM wachsen.

Wachsen, bis es groß genug war, um den Kampf zu bestehen.

Kealan empfand einen gewissen Schauder, wenn er an die Größe dieser Aufgabe dachte. Sein Beitrag dazu würde minimal sein. Trotz der langen Lebenspannen, die der medizinische Fortschritt inzwischen ermöglichte.

Die Schlacht gegen den ultimativen Feind würde Kealan wohl kaum noch erleben.

Der MASTERMIND allerdings schon.

Denn der MASTERMIND lebte ewig.

Kealan begann mit seinem Logbuch-Eintrag.

Das gehörte zu jenen Pflichten eines Raumschiff-Kommandanten, die er nicht besonders schätzte.

Selbst der MASTERMIND hatte einen Feind der Menschheit nie zu besiegen vermocht: Die Bürokratie.

*



Aus dem Logbuch der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO:

Wir sind auf dem Weg zu einem System, dass in unseren Katalogen die Bezeichnung A-456657 trägt. Der verbreitetste Trivialname des Systems lautet Alandi, benannt nach Gordon Alandi dem Anführer und Begründer der ersten Kolonie von menschlichen Adaptionisten in dem System.

Das System hat strategische Bedeutung und spielt eine Schlüsselrolle bei der Ausdehnung des irdischen Einflussgebietes.

Das Alandi-System wird mehrheitlich von adaptionistisch eingestellten Menschenabkömmlingen bewohnt, zumeist Umweltangepasste ihrer jeweiligen Welt. Die Beitrittsverhandlungen des Systems zur Allianz Kalimpan stehen kurz vor dem Abschluss. Wir müssen also mit einem Eingreifen der Allianz rechnen.

Die strategische Bedeutung des Alandi-Systems ist auch durch die reichhaltigen Vorkommen einiger sehr wichtiger Rohstoffe gegeben. Insbesondere die Vorkommen von Deuterium und Schwerem Wasser auf Alandi Quintus.

Wir hoffen, den Auftrag schnell erledigen und dafür sorgen zu können, dass Menschenrechten und Humanität auch im Alandi-System Geltung verschafft wird und wir den Einfluss gefährlicher Kulte zurückdrängen können.

gez. Commodore Kealan Sunfrost, Captain in Charge.

*



“Das Schiff hat den Hyperraum verlassen”, meldete eine Kunststimme, während Kealan Sunfrost in seiner Kabine lag und sich gerade ein Buch auf die Netzhaut projizieren ließ, dass er über das Datennetz der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO empfing.

“Danke”, sagte Kealan, obwohl er sicher war, dass es der KI völlig egal war, ob er sich bedankte oder nicht. Aber es gehörte sich so.

Sei auch nett zu Maschinen, so lautete ein geflügeltes Wort. Und Kealan hatte das immer beachtet. Schließlich stand es in den berühmten WORTEN DES MASTERMIND. Und die hatten fast so etwas wie den Status einer Heiligen Schrift.

Wenig später erschien Commodore Kealan Sunfrost auf der Brücke der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO.

"Achtung, Captain auf der Brücke!", meldete eine Kunststimme, die allerdings, was Tonfall und Modulation betraf, nicht von der Stimme eines echten Menschen zu unterscheiden war.

Kealan Sunfrost ließ sich auf dem Sitz des Kommandanten nieder.

Auf dem großen Hauptschirm des Schiffes war ein jupitergroßer Gasriese zu sehen. Der Anzeige nach wurden 129 Monde gezählt.

“Gibt es irgendetwas Neues?”, fragte Kealan Sunfrost.

Die Frage war an den Ersten Offizier Commander D.M Galveston gerichtet. Galveston hob die Augenbrauen. Am Ende der linken Augenbraue war das Interface erkennbar, dass ihn mit dem Schiffsrechner verband.

“Wir beobachten Subrauminterferenzen”, sagte Galveston.

Commodore Kealan Sunfrost hob die Augenbrauen.

“Da gibt es eigentlich nur eine mögliche Erklärung, nicht wahr?”, meinte Kealan.

“Wir nehmen an, dass sich eine Flotte nähert und in Kürze in den Normalraum eintritt. Wenn die Subraum-Interferenzen einen bestimmten Wert überschreiten, dann können wir davon ausgehen, dass es sich um Schiffe der neuen Großkampfklasse handelt...”

“Ja, ich habe die Berichte darüber zur Kenntnis genommen”, sagte Kealan. Über sein eigenes Interface wurden ihm die Rohdaten inklusive entsprechender optischer Darstellungen direkt auf die Netzhaut gespielt.

>Neben den Raumstreitkräften der einzelnen Mitgliedsvölker der Allianz Kalimpan unterhält diese inzwischen auch eine von der Zentralwelt Larsyrc aus kommandierte Flotte von gemeinsam befehligten Großkampfschiffen<, empfing Kealan den dazugehörigen Informationstext als Gedankenimpuls. Er schaltete diese Funktion seinerseits durch einen Gedankenimpuls ab. Konnte manchmal wirklich lästig sein. Kealan war genetisch in vielfacher Hinsicht optimiert - und das bedeutete, dass er, was seine Gedächtnisleistung anging, weit weniger auf die Unterstützung einer kybernetischen Verbindung zum Bordrechner oder irgendeinem anderen leistungsfähigen Datennetz angewiesen war, als das bei Nicht-Optimierten der Fall war.

Aber Nicht-Optimierte gab es in der Flotte des Space Army Corps inzwischen ohnehin nur noch selten. Wer dort Karriere machen wollte, tat gut daran,auf irgendeine Weise aufgerüstet worden zu sein. Entweder genetisch, biotechnisch, medikamentös, cybertechnisch oder nanotechnisch.

“Captain, wir bekommen gerade eine Transmission des Geheimdienstes der Humanität”, sagte Commander Mendoza. Sie war der Zweite Offizier der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO. Ihr dunkles Haar war zu einer strengen Knotenfrisur gebunden.

Kealan Sunfrosts Rang war der eines Commodore. Aber an Bord eines Schiffes war der Kommandant, ganz unabhängig von seinem militärischen Rang, immer der Captain. Dass es innerhalb des Space Army Corps auch noch einen gleichnamigen Rang mit der Bezeichnung Captain gab (was die Rangfolge betraf unterhalb des Commodore und oberhalb des Commanders) sorgte nur bei Außenstehenden manchmal für Verwirrung. Aber dasselbe Phänomen gab es ja auch beim Commander. Der Befehlshaber einer militärischen Einheit war immer ein Commander, unabhängig davon, ob er auch diesen Rang bekleidete oder der Größe des Kommandos. So war der regierende MASTERMIND auch der Commander in Chief des gesamten Space Army Corps...

“Was ist der Inhalt der Nachricht?”, fragte Kealan.

“Wenn Sie die Datensperre für externe Datensätze aufgeben, spiele ich sie Ihnen auf Ihr Interface, Captain”, sagte Mendoza.

Die Datensperre für externe Inhalte diente dazu, eine Beeinflussung von feindlicher Seite zu verhindern. Ein Schlachtschiff wie die STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO ließ sich schließlich nicht nur durch Geschütze angreifen. Sehr viel effektiver konnten bei einem derart bis auf die Zähne bewaffneten und geschützten Raumkampfschiff unter Umständen Attacken auf die Rechnersysteme sein.

“Datensperre aufgehoben”, sagte Kealan.

Über sein Cyberinterface wurden jetzt die speziell klassifizierten Daten überspielt und konnten abgerufen werden. Auf seiner Netzhaut wurde eine Positionsdarstellung mutmaßlicher Flottenverbände der Allianz Kalimpan projiziert.

>Es handelt sich um Hyperraum-Normalraum-Relativ-Darstellungen<, nahm Kealan einen Hinweis des Systems wahr.

Das bedeutete, dass sich die angezeigten Einheiten im Hyperraum oder im Sandström-Zwischenraum befanden und entsprechend eines hypothetischen sofortigen Normalraumeintritts dargestellt wurden. So, als ob sie sich im Einstein-Universum befanden, obwohl sie sich derzeit in Wahrheit im Überlichtraumflug durch ein übergeordnetes Kontinuum bewegten.

“Da ist einiges los”, murmelte Kealan. “Freigabe der klassifizierten Informationen an alle auf der Brücke!”

Kealan sagte das laut.

Es war gleichzeitig auch ein Gedankenbefehl, der über sein Interface an den Bordrechner ging.

>Freigabe erteilt<, nahm Kealan den entsprechenden Hinweis des Systems wahr.

Die Positionsdarstellungen erschienen daraufhin für alle sichtbar als Drei-D-Darstellung, die mitten im Raum schwebte.

Gleichzeitig waren die Daten für das Brückenpersonal auf den Konsolen verfügbar.

“Commander Zimmerman?”, sagte Kealan.

“Ja, Sir?”

“Ihre Analyse!”

Commander Zimmerman war der Offizier für Taktik und Waffen an Bord der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO und damit die Nummer Vier in der Hierarchie an Bord.

“Es gibt erhebliche Truppenbewegungen der anderen Seite”, sagte Zimmerman. Der Taktikoffizier ließ seine Finger über ein paar Tastfelder an seiner Konsole gleiten. Er veränderte die Darstellung durch ein paar Gedankenbefehle etwas, sodass ihr taktischer Gehalt besser zu erfassen war. “Ich würde sagen, man hat uns eine Falle gestellt, Captain.”

Kealan nickte leicht. Er trat etwas vor, machte einen Schritt auf die Projektion zu und blieb dann stehen.

“Ich bin froh, dass ich nicht der Einzige bin, dem dieser Gedanke gekommen ist”, erklärte er.

“Die strategische Bedeutung dieses Systems liegt auf der Hand”, sagte Zimmerman. “Man hat im Vorfeld ein paar Anreize gesetzt, damit die STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO sich hierher begibt.”

“So würde ich das im Nachhinein auch interpretieren.”

“Dann soll uns hier eine große Übermacht erwarten, während wir uns in Sicherheit wiegen”, fuhr Zimmerman fort.

“Womit die andere Seite nicht rechnen konnte, ist die Tatsache, dass es dem Geheimdienst der Humanität offenbar gelungen ist, wichtige Daten abzufangen”, sagte Kealan. Dann wandte er sich an den diensthabenden Ortungsoffizier. “Lieutenant McGregor?”

“Sir?”

“Wie lange haben wir Ihren Berechnungen nach, um uns vorzubereiten?”

“Gar keine mehr. Mit einem Eintritt der Feindeinheiten in den Normalraum ist unmittelbar zu rechnen. Erste Subraumschwingungen sind bereits geortet worden.”

“Geschützbatterien sind feuerbereit”, meldete Zimmerman.

“Die Jägerstaffeln und Kampf-Raumboote sollten starten. Und zwar sofort”, befahl Kealan.

“Erste Jägerstaffel bereits gestartet”, meldete Geschwader-Commander Doyle, dessen Aufgabe die Kommandoführung der Jägerstaffeln und Kampf-Raumboote war. “Raumboote wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Start in Kürze.”

“Erste Allianz-Einheiten sind im Normalraum materialisiert”, meldete Lieutenant McGregor. “Es handelt sich tatsächlich um Großkampfschiffe.”

“Kursänderung”, befahl Kealan an den Rudergänger Lieutenant Jörgensen gerichtet. “Empfangen Sie Daten über mein Interface.”

“Ja, Sir! Kursdaten empfangen.”

Auf einer Projektionsblase, die sich gerade geöffnete hatte, wurde der geplante Kurs optisch dargestellt. Ebenso die Kursdaten der Allianz-Schiffe sowie der gerade ausgeschleusten Jäger-Staffel-Einheiten.

“Das sieht ziemlich chaotisch aus, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten”, wandte sich Mendoza an den Commodore. Die Zweite Offizierin der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO zog die Augenbrauen zusammen.

Um Kealans dünne Lippen spielte ein überlegenes Lächeln.

“Finden Sie, Nummer Zwei?”

“Es ist Absicht, nicht wahr?”

“Taktik.”

“Ich verstehe.”

“Waren Sie je auf der Erde, Mendoza?”

“Nein. Ich bin im New Hope-System geboren.”

“Auf der Erde bringen sich Motten durch chaotisches Flugverhalten vor ihren Fressfeinden, den Fledermäusen in Sicherheit, indem sie damit deren Sonar täuschen.”

“Das ist mir bekannt”, sagte Mendoza. “Diese Taktik wurde schon von irdischen Kampfpiloten des 20. Jahrhunderts imitiert. Und was Motten angeht: Die scheinen sich von der Erde aus auf alle Humanen Welten verbreitet zu haben, auf denen die Umweltbedingungen ihr Überleben zulassen.”

“Captain, wir bekommen eine Funk-Transmission der Gegenseite”, meldete Lieutenant De La Plaza, die Kommunikationsoffizierin.

“Stellen Sie die Verbindung her, Lieutenant”, befahl Kealan.

“Es ist nur eine zweidimensionale Projektion”, fügte De La Plaza hinzu.

“Ich denke, unser aller Vorstellungskraft ist groß genug, um sich den Kommandanten der gegnerischen Flotte trotzdem als dreidimensionales Wesen zu denken”, meinte Kealan. “Wir können schließlich nicht überall den gehobenen Kommunikationsstandard des Imperiums voraussetzen.”

Auf einem der Bildschirme, die es neben den Emittern für dreidimensionale Projektionen ebenfalls auf der Brücke der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO gab, erschien nun zunächst das Symbol des Imperiums der Humanität und das Zeichen des MASTERMINDS. Ein Zeichen, das auf allen Humanen Welten Ehrfurcht gebot. Und jenseits davon vor allem Furcht. Denn für die anderen Völker der Galaxis war der Begriff Mensch etwas, das an dunkle Zeiten und militärische Expansion erinnerte.

Und an Unterdrückung.

Vor allem Letzteres.

Aber Kealan Sunfrost war weit davon entfernt, sich diese Sichtweise zu eigen zu machen.

Ganz im Gegenteil.

Er war ein vollkommen loyaler Anhänger dieses einzigartigen Sternenreichs.


Kosmische Saga - 33 Science Fiction Romane aus dem Bekker-Multiversum auf 4000 Seiten

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