Читать книгу Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western - Alfred Bekker - Страница 21

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Grainger klopfte an die Tür von Zimmer Nummer zwölf. „Herein!“, flötete drinnen eine Frauenstimme. Er öffnete die Tür und trat ein. Auf einem breiten Bett lag eine hinreißend schöne Frau. Sie war vollkommen nackt. Das ungebändigte rote Feuerhaar fiel ihr über die rechte Brust. Grinsend stellte Grainger fest, dass nicht nur ihr Haupthaar rot war.

„Du bist Grainger?“ Hektisch stand sie auf, wartete seine Antwort gar nicht erst ab. „Die Beschreibung, die man mir gegeben hat, passt immerhin.“

„Und du bist Rossita, wie ich annehme!“

Rossita rauschte hinter einen Paravent. Dort griff sie nach irgendeinem durchsichtigen Fummel und streifte ihn über. Grainger hörte, wie sie eine Schublade öffnete. Im nächsten Moment trat sie mit einem Revolver in der Hand hinter dem Paravent hervor. Sie spannte den Hahn.

„Nichts für ungut, Grainger, aber ich muss sicher sein, dass du wirklich der Mann ist, dessen Ankunft mir telegrafisch gemeldet worden ist!“

„Das Losungswort heißt Minneapolis“, sagte Grainger.

Rossita senkte den Revolver. „Du hast mich überzeugt, Hombre!“

Grainger grinste. „So schnell? Dabei hatte ich noch gar keine Gelegenheit, unter Beweis zu stellen, was in mir steckt!“

Ein Lächeln spielte nun um Rossitas volle, sinnliche Lippen. „So einer bist du also“, murmelte sie und legte den Revolver auf einer Kommode ab. „Keine Sorge, ich werde dich schon nach allen Regeln der Kunst fordern. Aber vorher will ich dir erst sagen, was ich dir mitzuteilen habe. Schließlich will ich sicher sein, dass du mir auch richtig zuhörst – denn später bist du dazu vielleicht nicht mehr in der Lage.“

„Mach dir über meine Kräfte mal keine Sorgen, Rossita!“

Sie trat näher an ihn heran. Grainger konnte ihr Parfum riechen. Rossita wusste nichts von der Existenz der U.S. Government Squad. Sie kannte eine Adresse in Minneapolis, an die sie hin und wieder Telegramme schickte – oder von der sie Telegramme erhielt; das war es schon. Da ihre Arbeit im Longest Branch Saloon ihr viele Kontakte bescherte und so mancher Gangster in ihren Armen Dinge auszusprechen bereit war, die er normalerweise niemandem anvertraute, gingen ziemlich oft Telegramme hin und her.

„Worum geht es?“, fragte Grainger. „Das Telegramm aus Minneapolis klang irgendwie dringend.“

Sie musterte ihn. „Irgendjemand hat dich geschickt, um diese Bande von Eisenbahnräubern zu jagen, die im Moment die Gegend unsicher macht, nicht wahr?“

„Anscheinend hat man dich besser informiert, als gut für dich ist!“

„Keine Sorge, mehr will und brauche ich nicht zu wissen. Ich weiß, dass die Regierung da drin steckt, und ich weiß, dass ich pünktlich und gut bezahlt werde. Alles andere interessiert mich nicht.“

„Wenigstens bist du ehrlich.“

Ihre Brüste drängten sich gegen seinen Oberkörper. Rossitas Hand glitt tiefer und fummelte an der Schnalle seines Revolvergurtes herum. „Ich denke, ich sollte mich kurz fassen, sonst komme ich wahrscheinlich nicht mehr zu Wort!“, hauchte sie.

Er löste sich von ihr, was ihn allerdings eine erhebliche Willensanstrengung kostete. Den Hut warf er von sich, sodass er auf einem Ständer in der Ecke landete.

„Eine sichere Hand, Grainger! Das gefällt mir!“

„Jetzt raus mit der Sprache. Was weißt du, Rossita?“

Sie seufzte und strich sich das Haar zurück. „Ich habe einen Mann namens Aaron Garrett kennen gelernt. Er ist vor einiger Zeit noch für die Bande geritten, deren Aktivitäten du beenden sollst! Jetzt wird er von seinen Leuten als Verräter angesehen. Ich habe ihn ein paar Tage bei mir einquartiert.“

„Wo finde ich ihn jetzt?“

Sie lächelte. „Alle der Reihe nach, Grainger! Warum, so ungeduldig? Wir haben doch Zeit oder?“

„Wie man’s nimmt.“

„Dieser Garrett kennt den Anführer der Bande. Er soll Barrymore heißen und während des Bürgerkriegs für die Jayhawkers in Missouri geritten sein.“

Beide Bürgerkriegsparteien hatten damals mit Guerilla-Banden den Nachschub der anderen Seite gestört. Besonders Staaten, die in der Sklavenfrage innerlich zerrissen gewesen waren wie Missouri und Kansas, hatten darunter zu leiden gehabt. Der berüchtigte William Quantrill hatte zusammen mit den James-Brüdern für den Süden geplündert – die ‚Jayhawkers’ hatten dasselbe im Dienst der Union getan.

„Nach dem Krieg hat es eine Amnestie für beide Seiten gegeben“, stellte Grainger fest.

„Ja – aber viele dieser Banditen haben einfach nicht mehr in ein normales Leben zurückgefunden und das getan, wofür man sie jahrelang bezahlt und ausgerüstet hatte!“

„Dieser Barrymore scheint sich nur ein anders Jagdrevier gesucht zu haben.“

„Seit ich das weiß, halte ich die Augen offen - nach Männern aus Missouri oder Kansas, die sich hier herumtreiben.“

Grainger grinste. „Das sieht man keinem an der Nasenspitze an!“

Sie näherte sich ihm wieder und berührte ihn an der Schulter. „Aber ich habe eine äußerst raffinierte Befragungstechnik, wie ich dir versichern kann, Grainger.“

„Das glaube ich dir sofort.“

Sie nestelte an seinem Hemd herum, begann es aufzuknöpfen. Er nahm ihre Hand mit festem Griff. „Erst will ich noch wissen, wo ich diesen Garrett finde!“, verlangte er.

Sie atmete tief durch. „Am Ende der Main Street auf der linken Seite steht ein blau gestrichenes Holzhaus. Das gehört Lizzy, einer guten Bekannten. Dort habe ich ihn untergebracht.“

Grainger nahm seinen Hut wieder vom Haken und knöpfte sich das Hemd zu. „Dann werde ich ihm jetzt erst einen Besuch abstatten.“

„Nein, Grainger, nicht jetzt! Das kann warten!“

„Dieser Garrett ist doch über alle Berge, bis wir beide miteinander fertig sind!“

„Keine Sorge, Grainger! Garrett weiß ganz genau, dass er sich nirgends sehen lassen darf, weil die Eisenbahnräuber vermutlich überall ihre Spione haben!“

„Umso mehr muss ich mich beeilen. Sorry, Lady!“

Sie drängte sich gegen ihn. Er schob sie zur Seite. Dabei sorgte sie dafür, dass ihr Busen an seinen Händen vorbeistrich. „Du würdest Garrett jetzt nur verraten!“ Sie sprach beschwörend. „Geh nach Einbruch der Dunkelheit zu ihm! Bitte!“

Grainger atmete tief durch. Er musterte Rossita eingehend. Die Versuchung war groß. „Und wer garantiert mir, dass Garrett nachher noch in der Stadt ist?“

„Ich garantiere dir das, Grainger!“, sagte sie ernsthaft. „Er wartet darauf, dass die Gleisreparaturen beendet sind und der nächste Zug von Green River Richtung Ogden und Promontory fährt. Garrett will dann weiter nach Sacramento und in Kalifornien ein neues Leben beginnen. Er weiß ganz genau, dass ihn das Gesetz hier nicht vor der Rache seiner ehemaligen Komplizen schützen kann. Zumal er selbst an einigen Überfällen beteiligt war und sich ans Messer liefern würde, wenn er sich einem Marshal offenbarte!“

Sie nestelte wieder an Graingers Hemdknöpfen herum und diesmal ließ er es geschehen. „Wann fährt der nächste Zug?“, fragte er.

„Nicht vor morgen Mittag. Das ist sicher.“

„Okay...“ Sie streifte ihm erst die Lammfelljacke von den breiten Schultern, dann das Hemd. Als sie ihn endlich von seinen Hosen befreite, hatte er sie schon auf das Bett gedrängt und lag auf ihr. Er küsste und streichelte sie, als hätte er wochenlang keine Frau mehr in den Armen gehabt.

Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western

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